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Das Glockenspiel sorgte bereits für viel Wirbel.
© Andreas Klaer

Debatte um Potsdamer Glockenspiel: Wird das Geläut zum Klettergerüst?

Die Debatte um das einst für die Garnisonkirche gestiftete und inzwischen abgeschaltete Glockenspiel ist um eine Facette reicher: Die Fraktion Die Andere will das Carillon zum Klettergerüst umgestalten.

Potsdam - In der Debatte über die Zukunft des abgeschalteten und einst für die Garnisonkirche gestifteten Glockenspiels gibt es neue Vorschläge - diesmal von der Fraktion Die Andere, die aus dem Geläut an der Ecke Yorck-/Dortustraße einen Spielort für Kinder machen möchte. Diese Forderung hat die Alternativ-Fraktion in einem Antrag formuliert, der am 10. September im Kulturausschuss der Stadtverordneten beraten wird - zusammen mit der Ursprungsforderung von Grünen und Linken, dass Carillon einzuschmelzen und die Bronze zugunsten des städtischen Kulturhaushalts zu verkaufen

Die Andere: Zumindest zwei Glocken erhalten

Die Andere will hingegen das Gerüst der Anlage zu einem Klettergerüst umbauen. Das sei auch ein Wunsch der Kinder gewesen, die das Rathaus zuvor an der Gestaltung des dortigen Stadtplatzes Plantage beteiligt hatte. Ferner will Die Andere zumindest zwei Glocken erhalten - eine kleine soll das Potsdam-Museum ausstellen, eine große vor Ort verbleiben, samt einer Dokumentation zur Historie des 1991 aufgestellten Glockenspiels. Dieses war vor einem Jahr von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) und den Initiativen für den Wiederaufbau der Garnisonkirche abgeschaltet worden. Grund war Kritik an seinen vielfach als revisionistisch und rechtslastig kritisierten Inschriften, die zum Beispiel Truppenverbänden der Wehrmacht gewidmet sind. Vor diesem Hintergrund hatte der Chef des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Garnisonkirche, der Berliner Historiker Paul Nolte, dann im vergangenen November erklärt, das Carillon sei maximal noch als Museumsstück zu gebrauchen, denn es ist „aus heutiger Sicht historisch-politisch unzumutbar“.

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Hüneke: Offen für weitere Vorschläge

Saskia Hüneke
Saskia Hüneke
© Manfred Thomas

Daran knüpfen auch die Grünen ihre Einschmelz-Forderung, die aus der Feder der neuen Fraktionschefin Saskia Hüneke kommt. Gegenüber den PNN machte sie am Sonntag deutlich, über solche Vorschläge könne man gern im Kulturausschuss sprechen - sie sei da offen. Zugleich verwies sie darauf, dass die Inschriften auf dem Glockenspiel "in einer geradezu unerträglichen Bigotterie christliches Ideal, preußische Geschichte und den Geschichtsrevisionismus aus reaktionären Kreisen der alten Bundesrepublik“ verknüpften. Dazu habe sie dieses Jahr auch im Stadtarchiv recherchiert - und sich dabei vor Augen geführt, welches „reaktionäre Gedankengut“ mit dem Geschenk verbunden sei. Die Glocken waren Anfang der 1990er-Jahre von dem nationalkonservativen Ex-Oberstleutnant Max Klaar für die Garnisonkirche gestiftet worden, später verabschiedete er sich aus dem Projekt im Streit. Hüneke sagte, das Glockenspiel sei auch nicht mehr relevant für den Potsdamer Diskurs. So wird wie berichtet der Turm der Garnisonkirche ein eigenes Geläut erhalten.  

Niekisch: Ein "linksradikaler Antrag"

Wieland Niekisch (CDU).
Wieland Niekisch (CDU).
© promo

Der Vorschlag war in der Stadtpolitik kontrovers aufgenommen worden. So hatte die SPD dafür plädiert, das Geläut komplett dem Potsdam Museum zu übergeben. Gegen das Einschmelzen hat sich bereits die CDU ausgesprochen. So bezeichnete der Bauausschuss-Vorsitzende und CDU-Stadtverordnete Wieland Niekisch zuletzt in einer Videobotschaft der Fraktion die Idee als "linksradikalen Antrag". Und: "Da werden wir uns noch kräftig auseinandersetzen", so Niekisch. 
Unklar ist, was das Einschmelzen der Glocken finanziell bringen könnte. Das Carillon besteht aus 40 Glocken, die größte wiegt 1900 Kilogramm. Für 1000 Kilogramm Bronze werden auf dem Weltmarkt aktuell rund 7500 bis 8000 Euro gezahlt. Allerdings würden auch Kosten anfallen, wie die Stadtverwaltung bereits 2006 auf Anfrage von Die Andere erklärt hatte: Die Fraktion hatte damals gefragt, was das Verschrotten kosten würde. Die Antwort des Rathauses damals: "Aus finanzieller Sicht würden sich die Kosten für einen Abriss auf ca. 15.000 Euro, die Kosten für den Transport auf ca. 70.000 Euro belaufen."
 

Henri Kramer

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