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Potsdam: Wohl keine Mehrheit fürs Einschmelzen SPD: Potsdam Museum

soll Geläut erhalten.

Innenstadt - Der Vorstoß von Grünen und Linken für ein Einschmelzen des ausgeschalteten Glockenspiels der Garnisonkirche sorgt für Reaktionen. Die Sprecherin der Bürgerinitiative „Mitteschön“, Barbara Kuster, zeigte sich gegenüber den PNN irritiert: Das Einschmelzen der Glocken, die wegen revanchistischer Inschriften nicht mehr läuten dürfen, sei schon mit Blick auf die Spender, die 1991 das Aufstellen des Carillons ermöglichten, nicht zu rechtfertigen. „Das wäre eine Einverleibung, die gegen jeden Anstand verstieße.“ So hätten auch die ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau und Richard von Weizsäcker für die Glocken gespendet. Mit dem Einschmelzen werde ein Zeitzeugnis der Wiedervereinigung getilgt. „Wir plädieren dafür, es dort stehen zu lassen und mit erklärenden Tafeln auf die Geschichte des Geläuts aufmerksam zu machen“, so Kuster.

Wie berichtet wollen Linke und Grüne am kommenden Mittwoch im Stadtparlament das Einschmelzen beschließen. Der Verkaufserlös für die Bronze soll in den Kulturhaushalt der Stadt fließen. Mit dem Vorstoß wollen die Antragsteller auch nicht mehr auf die Ergebnisse der von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) vorgeschlagenen Untersuchung zu den Glocken warten – sie berufen sich vielmehr auf die Einschätzung des Chefs des wissenschaftlichen Beirats der Stiftung Garnisonkirche, des Berliner Historikers Paul Nolte: Dieser hatte bereits erklärt, das Carillon sei maximal noch als Museumsstück zu gebrauchen, es sei „aus heutiger Sicht historisch-politisch unzumutbar“.

Allerdings ist ungewiss, ob der Antrag wirklich eine Mehrheit findet. Selbst bei den Sozialdemokraten als Partner der Antragsteller in der rot-grün-roten Rathauskooperation gibt es Bedenken. Am Dienstag sagte SPD-Fraktionschef Daniel Keller auf PNN-Anfrage, man nehme den Antrag zur Kenntnis. „Das ist aber für uns mitten in einer Pandemie nicht unbedingt ein Schwerpunktthema.“ Man wolle jedoch den Vorschlag machen, dass das Glockenspiel dem Potsdam-Museum übergeben wird und dort eine Entscheidung zur Zukunft gefällt werden soll. „Da gibt es die fachliche Kompetenz für solche Fragen“, sagte Keller.

Am Montag hatte bereits die CDU-Fraktionsspitze deutliche Kritik geübt: „Die Vergangenheit sollte man nicht wegschmelzen, sondern als Mahnung im Bewusstsein halten.“ Das wiederum kritisierte der Linken-Stadtverordnete Sascha Krämer am Dienstag und verwies dabei auch auf den Abriss der Fachhochschule vor zwei Jahren: „Wenn es um die Vernichtung von Architektur, Kunst, Namen oder jeglicher Erinnerungen aus der Zeit von 1949 bis 1989 geht, da steht die CDU klatschend daneben und hat so gar kein Problem, wenn Erinnerung und Geschichte getilgt wird. Daher sind ihre Ratschläge in diesem Fall unglaubwürdig.“ HK

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