Corona in Potsdam: Wieder Regelbetrieb im St. Josefs-Krankenhaus
Das katholische Krankenhaus stockt Betten und OP-Kapazitäten auf - und der Bergmann-Aufsichtsrat fasst einen überraschenden Entschluss.
Potsdam - Angesichts der in Potsdam seit Wochen weitgehend stabilen Corona-Lage kehrt das katholische St. Josefs-Krankenhaus ab sofort zum Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen zurück. Das teilte die von der Alexianer-Gruppe betriebene Einrichtung am Montag mit. Der Rückgang der Infektionszahlen rechtfertige diesen Schritt, sagte Krankenhaussprecher Benjamin Stengl den PNN. Damit kann das St. Josefs-Krankenhaus seine Bettenkapazität von bislang 148 auf 205 aufstocken. Hinzu kommen 20 Betten, die für Corona-Patienten vorgehalten werden. Auch ein Bereich für Menschen, bei denen der Verdacht auf eine Infektion mit dem Sars-CoV-2-Virus besteht, steht weiterhin zur Verfügung. Die weitere Öffnung des Krankenhauses erfolge bei „ständiger Beobachtung des Infektionsgeschehens unter den noch vorherrschenden Corona-Bedingungen“, erklärte der Sprecher. Alle stationär aufgenommen Patienten, auch werdende Mütter, werden bei ihrer Ankunft getestet.
Geplante Operationen können stattfinden
Mit der Aufstockung der Bettenzahl können auch wieder mehr Operationen stattfinden. Das Spektrum werde wieder weiter gefasst und sei nicht mehr „wie bisher allein auf Operationen bei schnell fortschreitenden Erkrankungen oder vitaler Bedrohung beschränkt“. Rein elektive, also geplante Operationen würden nun wieder „im gewohnten Maße“ durchgeführt, hieß es. Besuche sind ab sofort unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln täglich zwischen 10 und 19 Uhr wieder ohne Voranmeldung erlaubt, allerdings ist pro Patient nur ein Besucher gestattet. Auch Partner oder Partnerinnen werdender Mütter sind als Begleitung im Kreißsaal zugelassen und dürfen Mutter und Neugeborenes nach der Entbindung täglich eine Stunde besuchen. Es stehen auch wieder vier Familienzimmer zur Verfügung. Um dort aufgenommen zu werden, muss ein negativer Abstrichtest, etwa vom Hausarzt, vorgelegt werden. Die Info-Abende für werdende Eltern sollen ab September mit reduzierter Teilnehmerzahl wieder angeboten werden. Im gesamten Krankenhaus bleibt das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes Pflicht.
Auch das kommunale Bergmann-Klinikum will wie berichtet zum Regelbetrieb unter Pandemiebedingungen zurückkehren – allerdings erst Mitte August. Bis dahin soll die Dreiteilung des Krankenhauses in einen Covid-, einen Non-Covid- und einen Normalbereich abgeschlossen sein. Grund für die Maßnahme ist bekanntlich der schwere Corona-Ausbruch im März. Insgesamt sind im Klinikum 47 Menschen mit dem oder am Virus gestorben. Im Zuge des Ausbruchs war die Geschäftsführung, bestehend aus Steffen Grebner und Dorothea Fischer, beurlaubt worden. Gegen beide sowie drei leitende Mediziner ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung. Die Ermittlungen laufen noch, neue Erkenntnisse gebe es bislang nicht, sagte ein Sprecher der Behörde am Montag auf Anfrage.
Aufsichtsrat beschneidet Kompetenzen nicht
Parallel ist eine vom Klinikum-Aufsichtsrat eingesetzte Untersuchungskommission unter der Leitung der früheren Brandenburger Gesundheitsministerin Anita Tack (Linke) und dem Virologen Frank T. Hufert mit der Aufklärung der Vorgänge im Bergmann befasst. Um eine klare Trennung zwischen den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft und jenen der Kommission zu gewährleisten, sollten die Kompetenzen Letzterer wie berichtet beschnitten werden. Am Montag traf der Aufsichtsrat überraschend eine andere Entscheidung: Die Aufgabenstellung der Kommission wird nicht verändert. Sie sei „weiterhin mit der Aufklärung vermuteter (möglicher) organisatorischer und hygienischer Defizite und Mängel“ sowie daraus gegebenenfalls resultierender Fehleinschätzungen und Handlungen beim Corona-Ausbruchsgeschehen“ im Bergmann-Klinikum befasst und zeige diese auf, wie die Aufsichtsratsvorsitzende, Potsdams Gesundheitsbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) am Abend mitteilte.
Meier: Klare Abgrenzung notwendig
Erst Anfang Juli hatte Meier den Hauptausschuss davon in Kenntnis gesetzt, dass die Kommission künftig nicht mehr die Verantwortlichkeiten für den Ausbruch innerhalb des Klinikums unter die Lupe nehmen, sondern nur noch die Rahmenbedingungen dort untersuchen und daraus Handlungsempfehlungen für die Zukunft ableiten soll. Es sei dabei lediglich um eine klare Abgrenzung zu den Aufgaben der Staatsanwaltschaft gegangen, sagte Meier am Abend auf PNN-Nachfrage. In dem neuen Beschluss sei formuliert, dass für alle strafrechtlichen Aspekte allein die Staatsanwaltschaft zuständig sei. Dies sei juristisch nötig gewesen, so Meier. Die Kommission soll auch die Zusammenarbeit zwischen der Klinikumleitung, dem Rathaus und den Gremien der Stadtverordnetenversammlung überprüfen.
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