Universitätsgesellschaft: Was Jann Jakobs an der Uni Potsdam macht
Potsdams ehemalige Oberbürgermeister Jann Jakobs hat bei seiner derzeitigen Tätigkeit in der Universitätsgesellschaft mit coronabedingten Schwierigkeiten zu kämpfen.
Potsdam - Das Wintersemester begann mit Schwierigkeiten für Jann Jakobs. “Corona hat uns ein bisschen die Petersilie verhagelt”, sagt der ehemalige Oberbürgermeister Potsdams und heutige Beiratsvorsitzende der Universitätsgesellschaft der Uni Potsdam. Aufgrund der Pandemie musste sein Verein geplante Veranstaltungen ins Netz verlegen, zum Beispiel die Ringvorlesung zum Thema "Digitale Souveränität" mit hochkarätigen Gastdozenten.
Ex-BVG-Chefin und Ex-Audi-Manager
“Bei der Planung sind wir noch davon ausgegangen, dass wir zumindest Hybridveranstaltungen machen können”, sagt Jakobs. Wenigstens ein Teil der Zuhörer sollte direkt im Hörsaal teilnehmen. Doch angesichts der Lage finden die Vorlesungen als reine Videokonferenzen statt. Das hat auch einen Vorteil. Teilnehmen kann man von überall, es gibt keine Platzproblem.
In der Ringvorlesung dozierte bisher zum Beispiel Sigrid Nikutta, früher BVG-Chefin in Berlin und jetzt Vorstandsvorsitzende von DB Cargo, über den digitalen Wandel im Güterverkehr. Der ehemalige Audi-Manager Stefan Knirsch erläuterte Herausforderungen der Automobilwirtschaft. Und Klaus Paul, der bei Rolls-Royce für Künstliche Intelligenz zuständig ist, hielt einen Vortrag über “Digitale Resilienz in der Luftverkehrswirtschaft”. Am 11. Januar geht es weiter, dann wird Professor Herbert Weber über "Digitale Souveränität" sprechen.
Die wichtigsten Fragen der Zeit
Dieser Themenbereich umfasse die wichtigsten Fragen unserer Zeit, sagt Dieter Wagner, der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft. Zum Beispiel: “Wie kann Europa im Wettbewerb mit China und Amerika bestehen?” Die Gesellschaft müsse lernen, mit den Risiken umzugehen, die zum Beispiel von Hackangriffen ausgehen, sagt er.
Jann Jakobs treibt unterdessen die Vernetzung von Wissenschaftlern mit Vertretern der Praxis voran. Eine wichtige Säule der Arbeit der Universitätsgesellschaft sei das Senior Fellows Network, sagt er. Das Netzwerk besteht momentan aus vier Arbeitsgruppen. Die erste befasst sich - wie die Ringvorlesung - mit der Frage der digitalen Souveränität. Eine weitere diskutiert Nanomaterialien. Das sind neue Werkstoffe, die aus winzigen Partikeln bestehen. Sie werden unter anderem in der Elektronik- und der Kosmetikindustrie verwendet. Diese Stoffe haben positive Eigenschaften, ihre Risiken für die menschliche Gesundheit und die Natur sind aber noch nicht vollständig erforscht.
Wie sieht die Arbeitswelt von morgen aus?
Eine dritte Arbeitsgruppe betrachtet unter dem Stichwort “New Work” die aktuelle und zukünftige Gestaltung der Arbeitswelt. Das Thema liegt vor allem Dieter Wagner am Herzen, der vor seiner Emeritierung den Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Organisation und Personalwesen innehatte. Dabei werde es zum Beispiel um die Frage gehen, welche Rolle flexible Arbeitszeitmodelle und digitale Kommunikation nach der Coronakrise spielen können, sagt Wagner.
Grundrecht auf Wohnen
Nicht zuletzt befasst sich eine von Jann Jakobs initiierte Arbeitsgruppe mit dem “Grundrecht auf Wohnen”. Die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt beinhalte eine erhebliche politische Brisanz, sagt Jakobs. Die Verantwortlichen stünden unter großem Handlungsdruck. “Die Universität kann eine moderierende Rolle einnehmen”, sagt der ehemalige Politiker. Als Institution könne sie einen Raum bieten, in dem auf wissenschaftlicher Basis Strategien zur Lösung der Wohnungsfrage erarbeitet und diskutiert würden.
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Die Unigesellschaft möchte auch Forschung fördern, die die Welt besser macht. Anfang Dezember verlieh die Unigesellschaft erstmals gemeinsam mit der Land Brandenburg Lotto GmbH den “Better World Award”. Die Absolventin Anna von Rath erhielt den mit 3333 Euro dotierten Preis für ihre Dissertation „Afropolitan Encounters – Literature and Activism in London and Berlin“. Der Better World Award wurde laut Uni Potsdam “für junge Akademikerinnen und Akademiker ausgeschrieben, die mit ihren wissenschaftlichen Arbeiten einen entscheidenden Beitrag zur Weiterentwicklung der Gemeinschaft leisten”.
1000 Mitglieder, darunter etwa 180 Professoren
Momentan hat die Unigesellschaft etwa 1000 Mitglieder, darunter etwa 180 Professoren und 80 Firmen-Mitglieder. Jann Jakobs will im kommenden daran arbeiten, die Mitgliederbasis der zu erweitern. “Wir haben zu wenig Mitglieder unter Leuten, die an dieser Uni studiert haben”, sagt er. Dabei könnten gerade berufstätige Alumni wertvolles Erfahrungswissen beitragen. In Zukunft möchte er sie gezielt ansprechen. “Es gibt großen Gesprächsbedarf, das haben unsere bisherigen Veranstaltungen gezeigt.”
Die Herausforderungen der Corona-Pandemie hätten aber auch bewiesen, was mit den Mitteln digitaler Kommunikationstechnologien möglich sei. Viele ehemalige Studierende würden heute außerhalb der Landeshauptstadt leben und arbeiten, sagt Jakobs. Deshalb hätten sie selten die Möglichkeit, an Präsenzveranstaltungen teilzunehmen. Mit Videokonferenzen könnte es auch nach der Pandemie leichter möglich sein, den Austausch aufrecht zu erhalten.
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