Stadtentwicklung Potsdam: Von "Umplanungsorgien" und verrückten Häusern
In der Potsdamer Mitte geht es voran: Mit einiger Verzögerung hat jetzt der Bau des Musikerhauses an der Schwertfegerstraße begonnen, auch beim „Einsiedler“ gibt es Fortschritte. Am Alten Markt steht indes eine Entscheidung an.
Potsdam - Es geht weiter in der Mitte: Am Montag haben die Bauarbeiten für das sogenannte Musikerhaus in der Schwertfegerstraße, Ecke Friedrich-Ebert-Straße, begonnen. In den vergangenen Tagen war dafür bereits die Zufahrt vorbereitet worden, wie Winfried Hammann vom zuständigen Berliner Projektentwickler Bürgerstadt AG den PNN sagte. Das Haus liegt am historischen Acht-Ecken-Platz und soll gemäß dem Potsdamer Leitbautenkonzept mit originalgetreuer Fassade wiederaufgebaut werden.
In dem viergeschossigen Haus entstehen neun Eigentumswohnungen, die teils über speziell schallgedämmte Musikerräume verfügen. Hammann rechnet mit einer Fertigstellung Ende 2019 – wenn alles nach Plan läuft. Die Wohnungen seien alle verkauft. Lediglich die knapp 126 Quadratmeter große Gewerbefläche im Erdgeschoss sei noch zu haben – zum Preis von etwa 650 000 Euro.
Das Musikerhaus musste "in sich verrückt" werden
Das Projekt, für das die Bürgerstadt AG bereits 2012 den Zuschlag erhalten hatte, hatte sich aus verschiedenen Grünen immer wieder verzögert – zuletzt, weil wegen neuer Erkenntnisse der Denkmalpfleger zu den historischen Grundstücksgrenzen auf dem Areal zwischen Schloßstraße, Friedrich-Ebert-Straße und Schwertfegerstraße noch einmal umgeplant werden musste (PNN berichteten). Die Bürgerstadt AG habe nicht nur neue Teilgrundstücke zukaufen müssen, man habe das Musikerhaus auch „in sich verrücken“ müssen, sagte Hammann. Das alles sei jetzt abgeschlossen.
Ähnliche Nachplanungen sind aber auch bei einem anderen Bürgerstadt-Projekt nötig: Der Neubebauung an der Ecke Schloßstraße/Friedrich-Ebert-Straße, dem ehemaligen Gasthof „Einsiedler“. Auch dort musste infolge neuer Grundstücksgrenzen auch die Fassade angepasst werden. Die „Umplanungsorgie“ habe das Projekt ein weiteres halbes Jahr gekostet, sagte Hammann. Man befinde sich mittlerweile in der Baugenehmigungsplanung und rechne mit einem Baustart im Frühjahr 2019 und einer Bauzeit von 18 Monaten.
In den "Einsiedler" soll die Sparkasse ziehen
Der Giebel des Hauses soll an den historischen „Einsiedler“ erinnern, es handelt sich aber nicht um eine Rekonstruktion. Genutzt werden soll das Haus im Erdgeschoss von der Mittelbrandenburgischen Sparkasse (MBS). Zudem entstehen dort 15 Wohnungen mit Flächen von 60 bis 120 Quadratmetern. Die Vermarktung habe noch nicht begonnen, sagte Hammann. Verkaufspreise könnten erst nach Abschluss der Planungen kalkuliert werden.
Am weitesten ist das dritte Projekt der Bürgerstadt AG: Das Haus in der Brauerstraße 1 direkt neben dem Museum Barberini. Unlängst sei Richtfest gefeiert worden, nun habe der Innenausbau begonnen, Mitte 2019 soll das Gebäude bezugsfertig sein, sagte Winfried Hammann. Die acht Wohnungen und Gewerbeflächen sind bereits verkauft.
Für ein Gebäude am Alten Markt sollen neue Entwürfe vorgelegt werden
Wie es gegenüber auf dem Areal der ehemaligen Fachhochschule weitergehen wird, entscheidet sich indes in dieser Woche: Am Donnerstagabend berät die Auswahlkommission, in der externe Experten, Stadtverordnete sowie Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) und Sanierungsträgerchef Bert Nicke sitzen, über die neu vorgelegten Entwürfe der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG). Dabei geht es um ein Gebäude am Alten Markt, gegenüber dem Landtagsschloss. Wie berichtet hatte für das Gelände, zu dem auch das historisch korrekt aufzubauende Knobelsdorffhaus an der Ecke am Alten Markt gehört, zunächst der Hamburger Projektentwickler Rockstone den Zuschlag bekommen, er war dann aber zurückgetreten. Nun soll die PWG als Nachrücker zum Zuge kommen – hatte dafür aber den Auftrag erhalten, die Entwürfe zu überarbeiten.
Das sei nun passiert, sagte PWG-Vorstand Matthias Pludra den PNN. Man habe vier Architekturbüros aus Potsdam und Berlin gewinnen können. Die vier Entwürfe, über die die Auswahlkommission nun – anonymisiert – entscheiden muss, werden auf der Internetseite des Sanierungsträgers zum Umbau der Potsdamer Mitte unter www.potsdamermitte.de vorgestellt. Drei der Entwürfe zeigen unauffällig-zurückhaltende Fassaden, ein vierter – Variante A – sticht mit wellenförmigen Elementen hervor. Die Bürgerinitiative Mitteschön hat sich bereits für die Variante D ausgesprochen. Am Freitag will der Sanierungsträger den als Sieger gekürten Entwurf vorstellen.
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