Mehr günstige Wohnungen auf altem FH-Gelände?: Investor am Alten Markt springt ab
Eigentlich wollte der Hamburger Immobilienentwickler Rockstone nach dem Abriss der Fachhochschule die wohl exponierteste Ecke des Grundstücks am Alten Markt bebauen. Nun wurden die Gespräche abgebrochen und die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG) ist wieder im Rennen.
Potsdam - Für die wohl exponierteste Ecke der künftigen Bebauung am Alten Markt hat der Investor das Handtuch geworfen. Statt wie ursprünglich vorgesehen werden die beiden Objekte Schlossstraße 1-3 und Am Alten Markt und damit eine der wichtigsten Leitfassaden der historischen Mitte nicht von dem Hamburger Immobilienentwickler Rockstone, sondern voraussichtlich von der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 (PWG) umgesetzt. Wie der kommunale Sanierungsträger für die Gestaltung des Areals der früheren Fachhochschule am Mittwoch bekannt gab, seien die Gespräche mit der Rockstone Real Estate für das betreffende Los sieben beendet worden. Die Bebauung nach den Vorgaben der Stadt sei für die Hamburger wirtschaftlich nicht mehr darstellbar gewesen, so Bert Nicke, Geschäftsführer des Sanierungsträgers und Chef der kommunalen Bauholding Pro Potsdam. „Maßgeblich war die Gestaltung der Leitfassade“, präzisierte Nicke.
Bei dem fraglichen Objekt handelt es sich um den Nachfolger des sogenannten Knobelsdorff-Haues, eines Gebäudes, das der bekannte preußische Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff 1750 als Wohnhaus errichten ließ. Laut Pro Potsdam-Chef Nicke ein „ohnehin sehr schwieriges Objekt“, dessen Fassade weitgehend originalgetreu rekonstruiert werden soll. Das sei „sehr aufwändig“. Bei Rockstone aber handele es sich um einen Projektentwickler, der auf Rendite schaue. So hätten etwa Eigentumswohnungen gebaut und verkauft werden sollen. Große Gewinne aber seien mit dem Los sieben wohl kaum möglich. „Wer dort baut, baut auch für die Ehre.“ Für eine Stellungnahme war Rockstone zunächst nicht zu erreichen.
Genossenschaft soll Entwurf überarbeiten
Die Ehre soll jetzt also der PWG zu teil werden und damit dem zweiten Bieter, der sich im Auswahlverfahren für die Bauung der künftigen Potsdamer Mitte für das Los sieben beworben hatte. Nicke zufolge hatte sich die Auswahlkommission Mitte März aus gestalterischen Gründen für den Rockstone-Entwurf entschieden. Wie Mit-Geschäftsführerin Sigrun Rabbe am Mittwoch erläuterte, sei der PWG-Entwurf im Bereich der anderen Fassadenbereiche, die nicht zum Leitbau des Knobelsdorff-Hauses gehören, „etwas zu schematisch“ gewesen. Außerdem habe man einige Prämissen, die gemacht wurden, im PWG-Entwurf zunächst vermisst, so Rabbe.
Für den zweiten Anlauf soll die Genossenschaft daher ihren ersten Entwurf überarbeiten und bis Ende September drei neue Bebauungskonzepte vorlegen, über die dann die bereits eingespielte Auswahlkommission am 10. Oktober entscheiden soll. Mit einer Verzögerung der geplanten Bebauung des ehemaligen Fachhochschul-Areals rechne sie trotz des nun verlängerten Verfahrens für das Los sieben nicht, sagte Geschäftsführerin Sigrun Rabbe. Zumal die sogenannten Anhandgabeverträge mit den anderen erfolgreichen Bietern zu den restlichen Lose bereits abgeschlossen und gültig seien, ergänzte Bert Nicke.
Mehr günstiger Wohnraum auf dem früheren FH-Areal?
Sollte die PWG jetzt tatsächlich zum Zuge kommen, hat sie den Zuschlag für insgesamt zwei Lose des sogenannten Block III erhalten. Denn neben den zwei Objekten Schlossstraße 1-3 und Am Alten Markt, die sich hinter dem Los sieben verbergen, hat sich die Genossenschaft mit Los neun eine weiteres Objekt mit Leitbaufassade gesichert, den sogenannten den Plögerschen Gasthof. Zusammen mit der Potsdamer Genossenschaften „Karl Marx“, die ebenfalls am Alten Markt bauen darf, werden dann laut Sanierungsträger 73 Prozent der gesamten Baufläche des Block III von Genossenschaften entwickelt. Vorher seien es noch 56 Prozent gewesen.
Deutlich steigen wird mit der Losveragbe an den Nachrücker PWG wohl auch der Anteil mietpreisgebundener Wohnung auf dem Areal – und zwar von 60 auf ebenfalls rund 73 Prozent. Knapp die Hälfte der insgesamt rund 4000 Quadratmeter großen Nutzfläche der künftigen Gebäude hinter dem Los sieben sollen laut PWG-Vorstand Matthias Pludra Mietwohnungen werden. Der Rest Büros und im Erdgeschoss ein Restaurant und wie vorgegeben Flächen für den Einzelhandel. Die Mieten der Wohnungen sollen jeweils zehn Prozent unter dem Mietspiegel liegen, gemäß des aktuellen Mietspiegels also bei einer Netto-Kaltmiete von rund 9,50 Euro der Quadratmeter, schätzt Pludra.
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