Grünflächen versus Wohnungen: Volkspark-Erhalt würde 20 Millionen Euro kosten
Die Pro Potsdam lehnt den Verzicht auf die geplante Parkbebauung wegen hoher Kosten und dem Druck auf dem Wohnungsmarkt ab. Bald beginnt der Baustart für 520 neue Wohnungen.
Bornstedter Feld - Die Bauverwaltung und der kommunale Entwicklungsträger für das Bornstedter Feld beharren auf der umstrittenen Verkleinerung des Volksparks, erlauben aber kosmetische Korrekturen. Das wurde bei einer von mehr als 100 Bürgern besuchten Infoversammlung zur Zukunft des schnell wachsenden Viertels deutlich, die am Mittwochabend in den Räumen der städtischen Bauholding Pro Potsdam stattfand.
310 neue Wohnungen statt Park
Demnach sollen die bisherigen Parkflächen zwischen Biosphäre und Minigolf-Anlage entlang der Georg-Hermann-Allee auf jeweils zwei Baufeldern mit geförderten und freifinanzierten Wohnblocks bebaut werden. Dadurch würden 160 Sozial- und Studentenwohnungen sowie 150 weitere Wohnungen entstehen. Neu ist eine Kita, die nahe der Mini-Golfanlage als Puffer zum nördlichen Parkteil vorgesehen ist. Diese Neuerung ist Ergebnis eines Prüfauftrags, mit dem die CDU/ANW im Frühjahr darauf drängte, dass neue Wohnblocks wegen möglicher Lärmkonflikte nicht zu nahe an die Parkgrenze gebaut werden. Vorstellbar sei, dass dort in den Erdgeschossen etwa Einzelhandel oder Gastronomie entstehen könnte, hieß es von der Pro Potsdam. Würde auf die Bauvorhaben verzichtet, müsste die Stadt mit Mindereinnahmen von rund 20 Millionen Euro rechnen, sagte Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke auf Anfrage. Die gesamte Entwicklung des neuen Stadtteils auf dem ehemaligen Militärgelände würde dann mit einem Minus von 24 Millionen Euro abschließen – jetzt seien es nur vier Millionen Euro.
4000 Unterzeichner gegen die Pläne
Wie berichtet ist der Widerstand gegen die Volkspark-Verkleinerung in diesem Jahr enorm gewachsen. Bei einer Online-Petition sprachen sich innerhalb weniger Wochen rund 4000 Unterzeichner gegen die Pläne aus. Bereits 2015 hatte die Stadtpolitik debattiert, den Park in bisheriger Größe zu erhalten, um die Wohnqualität vor Ort zu sichern. Doch schon damals hatte sich die SPD-geführte Stadtspitze quer gestellt und auf die Historie des 2001 eröffneten Areals verwiesen. Die Verkleinerung habe schon damals festgestanden: Der Park fiel nur größer aus, weil man für viele Flächen im damals noch nicht derart boomenden Bornstedter Feld keine andere Verwendung hatte. 2015 war noch von Kosten in Höhe von 7,6 Millionen Euro die Rede, wenn man auf die Verkleinerung verzichten würde. Nicke sagte, Grund für die Diskrepanz zu den aktuellen 20 Millionen Euro Mindereinnahmen seien deutlich gestiegene Grundstückspreise. Zudem müssten die zusätzlichen Kosten für den Stadtteil für rund 15 000 Menschen bedacht werden, die durch neue Kitas und Schulen entstanden seien. Ein Jugend- und Bürgertreff samt Kita ist an der Esplanade geplant, wo jetzt eine Containerschule steht.
In der Saison 2019 dürfte der Park noch unberührt bleiben
Der geplante Start der Erschließungsmaßnahmen auf den strittigen Parkflächen sollte bisher 2019 sein. Nicke präzisierte, man werde erst nach einer finalen Entscheidung der Stadtverordnetenversammlung beginnen. Damit dürfte der Park in der nächsten Freiluftsaison noch unberührt bleiben, so seine Einschätzung. Es geht um rund vier von bisher 67 Hektar Parkfläche, allerdings im sensiblen mittleren Teil. Nutzer fürchten, dass der Park an dieser Stelle dann sehr eng wird. Von Seiten der Pro Potsdam hieß es hingegen, am Rand des Parks sei eine locker wirkende Blockrandbebauung mit Innenhöfen und Grünflächen geplant. Zudem könne nur Wohnungsneubau den steigenden Mieten entgegenwirken.
Schon länger begonnen hat im Park der Bau eines neuen Betriebsgebäudes. Zugleich kündigte die Pro Potsdam den Bau eines Kleinspielfeldes für Fußball am südlichen Parkende unweit der Pappelallee an. In der Nähe liege auch ein möglicher Alternativstandort für die Beachvolleyballanlage, die für die Parkverkleinerung weichen muss. Die Stadtverordneten hatten zudem jüngst für den ab 2019 generell kostenlosen Eintritt für Kinder und Jugendliche in den Volkspark gestimmt. Geprüft werden soll, ob es für Anwohner sogenannte kostenlose, zeitlich befristete „Querungstickets“ geben kann. Hier müsse die Machbarkeit überprüft werden.
Investoren für weitere Wohnblocks
Zugleich wurde in der Sitzung bekannt gegeben, wer ab Mitte nächsten Jahres die Brachfläche östlich des Parks bebauen kann. Dort sind zwischen Georg-Hermann-Allee und Peter-Huchel-Straße weitere vier Baufelder für insgesamt 520 Wohnungen vorgesehen, mehr als 270 davon baut die Pro Potsdam bis Ende 2021 mit Hilfe von Landesförderung. Dadurch sind in den 48 Millionen Euro teuren Gebäuden für Besitzer von Wohnberechtigungsscheinen Mieten von 5,50 beziehungsweise 7 Euro möglich. Andere Neumieter müssen 10,50 Euro pro Quadratmeter zahlen. Ferner vorgesehen sind in den Häusern eine Sozialstation mit Begegnungsstätte, zwei Einzelhandelsflächen im Erdgeschoss, zwei Wohngemeinschaften für Demenzkranke sowie eine Tagespflegeeinrichtung.
Darüber hinaus sind die Investoren für die restlichen, frei finanzierten Wohnungen gefunden, die bis 2022 fertig sein sollen: Die beiden Immobilienentwickler Instone Real Estate Development und Seastone Real Estate Development. Hier soll Baubeginn 2020 sein. Der Zuschlag sei nach einer Konzeptvergabe erteilt worden, bei der die lockere Architektur eine wesentliche Rolle spielte. Mit dem Gestaltungrat seien die Entwürfe abgestimmt, hieß es. Von bis zu 110 Millionen Euro Investitionskosten für beide Projekte war vor Ort die Rede. Insgesamt seien schon rund 2,5 Milliarden Euro in den Stadtteil geflossen, sagte Nicke. Allerdings übten Bürger Kritik an den Architektur-Entwürfen, besonders der Sozialbauten von der Pro Potsdam: Von „Lego“-Blocks war hier die Rede.