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Im zweiten Versuch. Turbine-Talent Gina Chmielinski nutzte ihren eigenen von der Mauer abprallenden Freistoß zum 2:2.
© Jan Kuppert

Turbine Potsdam: Vertrautes Ende

Eine halbe Stunde schwach, dann 60 Minuten so gut wie noch nie diese Saison: Turbine Potsdam spielte nach Steigerung stark gegen Bayern München. Aber es reichte dennoch wieder nur zu einem Unentschieden, womit die Potsdamer Fußballerinnen einen Club-Negativrekord eingestellt haben.

Vieles wurde im Frauenfußball-Bundesligaspiel zwischen Turbine Potsdam und Bayern München geboten: Kampf und Leidenschaft, ein Elfmeter, ein Platzverweis, Aluminiumtreffer, Potsdamer Premierentore – und ein für Turbine nur allzu vertrautes Ende. Das 2:2 (0:1) am gestrigen Sonntagnachmittag war bereits das sechste Remis des Brandenburger Clubs in Folge. „Damit müssen wir jetzt wieder leben“, sagte Matthias Rudolph. Hin- und hergerissen war der Cheftrainer zwischen der Enttäuschung über den erneut verpassten Sieg sowie der Zufriedenheit mit der Leistung, denn er betonte: „Ich bin sehr glücklich und stolz auf meine Mannschaft, wie sie 60 Minuten lang Fußball gespielt hat – so wie wir uns das vorstellen: offensiv, aggressiv, immer zielgerichtet Richtung Tor. Das waren unsere 60 besten Minuten dieser Saison.“

Zuvor hatte Potsdam gegen München jedoch eine schwache erste halbe Stunde gezeigt. Weil die Gastgeberinnen im Karl-Liebknecht-Stadion träge und spannungslos agierten, kam nach vorne nichts zustande – bis auf einen Schuss von Tabea Kemme, der den rechten Außenpfosten touchierte (10.). Zu diesem Zeitpunkt lag Turbine bereits zurück. Torhüterin Lisa Schmitz hatte Nicole Rolser im Strafraum von den Beinen geholt, woraufhin Melanie Behringer den fälligen Strafstoß für die zunächst überlegen auftretenden Bayern sicher verwandelte (8.).

Kiwic-Treffer bei Startelfdebüt für Turbine

In der Endphase des ersten Durchgangs arbeitete sich die Rudolph-Elf vor 1837 Stadionzuschauern schließlich mühsam über besseres Zweikampfverhalten in die Partie, präsentierte sich zunehmend entschlossener. „Während der Pause hat unser Trainer nochmal klar gemacht, dass wir jetzt Emotionen reinhauen müssen. Dann waren wir mit 100 Prozent dabei“, kommentierte Youngster Gina Chmielinski die extrem druckvolle Art ihrer Truppe nach dem Seitenwechsel. Dadurch häuften sich die Chancen. Allein in der 51. Minute gab es gleich drei gute – unter anderem einen Pfostenschuss von Rahel Kiwic.

Schon zwei Minuten später stimmte aber die Präzision bei der Schweizerin. Svenja Huth hatte einen Freistoß getreten, „der maßgeschneidert für meinen Kopf war“, sagte Rahel Kiwic. Sie nickte den Ball zum 1:1 über die Linie. Der im Sommer vom MSV Duisburg an die Havel gewechselte Neuzugang erzielte sein erstes Ligator für die Turbinen – und das beim ersten Startelfeinsatz im Meisterschaftswettbewerb. Matthias Rudolph hatte die resolute 1,85 Meter große Dame neben Johanna Elsig in die Innenverteidigung beordert und dafür die sonst bislang zentral verteidigende Amanda Ilestedt auf die linke Abwehrseite gezogen, um dem Münchner Sturm Kopfballstärke und Wucht entgegenzusetzen. Der Plan ging unter dem Strich auf.

Bayern-Coach betont die Potsdamer Qualität

Allerdings ließ sich die Potsdamer Hintermannschaft inmitten einer eigenen Drangphase ein weiteres Mal überwinden. Fridolina Rolfö wurde an der Strafraumgrenze nicht vehement genug attackiert, sodass sie abziehen und treffen konnte (70.). „Aber wir haben Moral bewiesen, sind wieder zurückgekommen“, erklärte Gina Chmielinski, die zehn Minuten danach mit ihrem Erstliga-Tordebüt zum 2:2 ausglich. Vorausgegangen war eine Grätsche von Verena Faißt gegen Svenja Huth nahe des 16-Meter-Raumes, die hart mit der Roten Karte geahndet wurde. Den Freistoß schoss die erst 17-jährige Chmielinski. Eigentlich machte sie das nicht sonderlich gut, setzte den Ball mit ihrem rechten Fuß in die Mauer – doch den Abpraller hämmerte das Vereinseigengewächs per Direktabnahme mit Links an den linken Innenpfosten, von wo das Leder ins Netz flog. Trotz hohem Turbine-Drucks bis Abpfiff blieb es beim Unentschieden, das die Potsdamerinnen weiterhin auf dem sechsten Tabellenplatz und mit recht deutlichem Rückstand auf die führenden Teams wie München verharren lässt.

Wieder nicht gewonnen, darüber ärgern sie sich bei Turbine. Aber Thomas Wörle, Cheftrainer des FC Bayern, wollte den Spieß umdrehen und sprach lieber anerkennend davon, dass der märkische Rivale weiterhin diese Saison unbezwungen ist. „Heute konnte man erkennen, warum es bisher keine einzige Mannschaft geschafft hat, gegen Potsdam zu gewinnen – weil sie sehr kraftvoll und kampfbetont spielen.“ Letztlich steht dennoch aus Turbine-Sicht zu Buche, nunmehr einen Club-Negativrekord eingestellt zu haben. Sechs Spiele nacheinander ohne Erfolg sind Turbines Höchstwert in der eingleisigen ersten Bundesliga. Nur einmal gab es bereits eine ebenso lange Sieglosphase: in der Saison 1998/99.

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