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Anrennen für den Erfolg. Eseosa Aigbogun und Sven Reimann waren oftmals mit Turbine beziehungsweise Nulldrei das bessere Team, wenn es letztlich doch nur zu einem Unentschieden reichte.
© Jan Kuppert

Turbine Potsdam und SV Babelsberg 03: Sehnsucht nach dem Siegen

Die Fußballerinnen von Turbine Potsdam und ihre männlichen Kollegen des SV Babelsberg 03 verbindet momentan vor allem der Hang zum Unentschieden. Nun soll mal endlich wieder ein Erfolg her. Für die einen in der Liga, für die anderen im Pokalwettbewerb.

Auch wenn der SV Babelsberg 03 und Turbine Potsdam mitunter nicht den allerbesten Draht zueinander hatten, so gab es schon immer verbindende Gemeinsamkeiten. Beide sind die fußballerischen Aushängeschilder der brandenburgischen Landeshauptstadt Potsdam, nennen blau und weiß ihre Vereinsfarben, teilen sich obendrein auch seit vielen Jahren das Karl-Liebknecht-Stadion als Heimstätte. Und Turbines Cheftrainer Matthias Rudolph zählte bis vor noch nicht allzu langer Zeit zu den Publikumslieblingen sowie Abwehrgaranten beim SVB. Diese Saison kam nun nicht nur die Analogie hinzu, dass nach einem „Umzug“ der Damen die Teams die gleiche Auswechselbank an der „Karli“-Seitenlinie nutzen. Sondern auch hinsichtlich der Spielergebnisse sind sie sich momentan sehr ähnlich geworden.

Nulldrei und Turbine trennten sich zusammengezählt bereits 14-mal unentschieden. Während die Babelsberger neun Punkteteilungen zu Buche stehen haben, Remis-Könige der Regionalliga Nordost sind, haben Potsdams Ladies den Thron der Patt-Resultate in der ersten Bundesliga inne. Am Wochenende sind beide Mannschaften nun besonders gefordert, mal wieder einen Sieg zustande zu bringen, um nicht erneut mit einer Portion Frust den Rasen zu verlassen. Und zumindest beim Match des SVB, das ist bereits sicher, wird es definitiv kein Unentschieden geben.

Viele Unentschieden, wenig Tore

Zunächst aber zu den Turbinen. Nach sieben Liga-Spieltagen – also knapp einem Drittel der Saison – gab es bei ihren Partien bereits fünfmal keinen Gewinner. Für diesen Zeitpunkt der zweithöchste Wert der Bundesligageschichte, nur die SGS Essen hatte 2007/08 gar sechs Remis auf dem Buckel. „Unsere Bilanz stellt uns natürlich überhaupt nicht zufrieden“, sagt Abwehrchefin Johanna Elsig. „Vor allem ist es ärgerlich, dass wir meistens die spielbestimmende Mannschaft waren und auch unsere Möglichkeiten hatten, den Siegtreffer zu erzielen.“ 

Aber sie wurden eben nicht genutzt. Gerade das ist bislang ein Manko bei den Potsdamerinnen, die trotz einiger defensiver Wackler lediglich sechs Gegentreffer zuließen. Es hapert vielmehr an der Offensive. Zehn Tore gelangen erst – in 21 Jahren eingleisiger Frauen-Bundesliga waren es aus Turbine-Sicht zum siebten Spieltag nur zweimal noch weniger. „Die Chancenverwertung ist nicht gut – und beim Herausspielen tun wir uns ebenfalls manchmal schwer“, meint Elsig. Auch Coach Matthias Rudolph hatte unlängst betont, dass sich sein Team oft in vielversprechende Position bringe, „dann aber häufig der Strafraum nicht gut besetzt ist“ und die Gelegenheiten so verpuffen. „Wir arbeiten im Training stark daran, die Routinen zu entwickeln. Und ich glaube, wir brauchen einfach mal ein Spiel, in dem der Knoten platzt, wir uns frei schießen.“

Gegen die Bayern und die Optiker

Kann das am Sonntag gelingen, ausgerechnet, wenn der Tabellenzweite Bayern München (Beginn: 13.35 Uhr/Fernseh-Live-Übertragung im RBB) zu Gast ist? Johanna Elsig entgegnet: „Warum denn nicht? Auch wenn wir viele Unentschieden haben, also leider nicht viel gewonnen haben, sind wir ja auch noch ungeschlagen, was bedeutet, dass es schwer ist, uns in die Knie zu zwingen.“ Nichtsdestotrotz ist die Situation knifflig. Das weiß sie. Damit der Anschluss zu den oberen Rängen gewahrt wird, müssen Siege für ihr derzeit sechstplatziertes Team her.

Auch beim SV Babelsberg 03 soll die Zeit des Teilens vorbei sein – und wird es auf alle Fälle im K.o.-Spiel des AOK-Landespokals am morgigen Samstag bei Optik Rathenow (Beginn: 13 Uhr). „Natürlich wurmt es, wenn wir ständig Punkte liegen lassen“, beschreibt Nulldrei-Kapitän Philip Saalbach die Gemütslage. „Aber wir fahren dennoch selbstbewusst nach Rathenow und wollen ins Halbfinale.“ Unterschätzt werde der aktuelle Oberliga-Spitzenreiter keinesfalls, im Gegenteil: Die mühevoll genommene Pokalhürde in der vorigen Runde beim Oberliga-Spitzenteam Brandenburger SC Süd 05 „ist uns Lehre und Mahnung genug“, sagt Saalbach. 0:2 lag der Regionalligist da bereits zurück und rang Süd schließlich mit viel Kampf 4:2 nieder. „Wir dachten, dass wir das spielerisch lösen können“, sagt Saalbach und kündigt nun gegen Rathenow an: „Wir werden von Beginn an kämpferisch eingestellt sein.“ So erwartet der Nulldrei-Spielführer auch den Gegner: „Der hat in der Oberliga einen Lauf und wird mutig gegen uns auftreten.“

Auch SVB arbeitet an Offensivproblemen

An ihrem Manko, vor dem gegnerischen Tor keinen Druck und keine Gefahr entwickeln zu können, habe die Mannschaft – wie Turbine – im Training gearbeitet. „Unsere Schwäche ist uns bewusst“, sagt Saalbach. Oft habe es zuletzt in den finalen Situationen vor dem Torabschluss an der nötigen Ruhe und am vorausschauenden Blick für die bestmögliche Abspiel- oder Abschlussoption gefehlt. „Und dann wurde es hektisch und unpräzise“, analysiert Saalbach.

Die Ruhe selbst vor dem Pokalduell sind sie in Rathenow. Optik-Trainer Ingo Kahlisch, der am vergangenen Freitag den SVB beim 0:0 gegen Meuselwitz im Karl-Liebknecht-Stadion beobachtet hat, gibt sich sehr gelassen. Wie auf jedes andere Spiel auch laufe die Vorbereitung. Gleichwohl ist der routinierte Coach nicht ganz frei von Verletzungssorgen seiner Spieler. Julian Ringhof, Kevin Adewumi und Süleyman Kapan werden fehlen. Letzteren werden die wenigen Babelsberger Spieler noch in Erinnerung haben, die bei der 1:3-Pokal-Finalniederlage im Mai 2014 in Rathenow dabei waren. Zweimal traf Kapan damals für Optik.

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