Flüchtlinge in Potsdam: Unterkünfte dringend gesucht
Potsdam rechnet insgesamt mit 1600 Flüchtlingen bis zum Jahresende - mehr als ursprünglich erwartet. Für die Stadtverwaltung ist das eine Herausforderung: Wo sollen die Flüchtlinge untergebracht werden?
Potsdam - In den kommenden vier Monaten werden noch einmal rund 1000 Flüchtlinge in Potsdam untergebracht werden müssen. Wie Stadtsprecher Jan Brunzlow am gestrigen Mittwoch den PNN sagte, rechnet die Landeshauptstadt mit 1596 Asylbewerbern bis Jahresende. Bislang wurden 527 Flüchtlinge aus Krisen- und Kriegsgebieten in diesem Jahr aufgenommen. Darunter seien rund 180 Menschen, die bereits im vergangenen Jahr eingeplant waren, aber 2014 noch nicht in Potsdam angekommen waren.
Basis ist eine eigene Berechnung der Stadt auf Grundlage der Schätzungen der Landesregierung, wonach in Brandenburg rund 24 000 Menschen im Jahr 2015 erwartet werden. Die neue Prognose veröffentlichte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) am Mittwochabend. Demnach rechnet Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) bundesweit mit bis zu 800 000 Asylsuchenden.
Unterbringung für Flüchtlinge: Stadteigene Gebäude werden noch einmal geprüft
„Da kommt noch einiges auf uns zu“, sagte Stadtsprecher Brunzlow. Dies bedeute aber nicht, dass nun irgendwelche Notfallpläne erarbeitet werden müssten. So gebe es jede Woche Sitzungen einer Arbeitsgruppe in der Stadtverwaltung zur aktuellen Situation. „Das ist keine Hauruckaktion“, betonte er.
Dennoch müssten die Pläne jetzt angepasst und aktualisiert werden. So würden derzeit alle stadteigenen Gebäude und Grundstücke erneut auf ihre Eignung als Flüchtlingsunterkunft geprüft, die schon einmal im Gespräch gewesen seien. Voraussichtlich müssten auch wieder Container aufgestellt werden, um die Menschen unterzubringen. Diese müssten nun für mehrere Jahre eingeplant werden, da auch künftig mit hohen Flüchtlingszahlen zu rechnen sei. Dazu suche die Stadt geeignete Grundstücke für die Module. Zeltlager oder Turnhallen als Unterkünfte – wie in anderen Gemeinden sowie in der Erstaufnahmeeinrichtung in Frankfurt (Oder) – schloss Brunzlow zum jetzigen Zeitpunkt aus.
Container sind schnell zu organisieren
Anfang dieses Jahres war an der Alten Feuerwache in der Innenstadt eine provisorische Container-Unterkunft eröffnet worden. Seit Ende Mai ist sie aber wieder aufgelöst. Weitere Container stehen derzeit im Lerchensteig. Brunzlow zeigte sich überzeugt, dass entsprechende Module organisiert werden könnten. „Einfachste Container bekommt man immer“, sagte er.
Aktuell sind Brunzlow zufolge noch einige Plätze in den Unterkünften in der David-Gilly-Straße und in Groß Glienicke frei. Diese würden aber voraussichtlich in den kommenden zwei Wochen belegt sein. Dann müsse auch überlegt werden, ob in einigen Einrichtungen zusätzliche Plätze geschaffen werden könnten. Auch werde in Kürze die Unterkunft in der Straße An den Kopfweiden/Horstweg im Stadtteil Am Stern fertig. Zudem gebe es „intensive Gespräche“ mit den Wohnungsunternehmen wie etwa der stadteigenen Bauholding Pro Potsdam, „um die Leute in Wohnungen vermitteln zu können“.
Die meisten Flüchtlinge in Potsdam kommen aus Syrien
Nach Angaben der Stadt kommen die meisten Flüchtlinge aus dem Bürgerkriegsland Syrien nach Potsdam. Weitere Herkunftsländer sind vor allem Serbien, die Russische Föderation, Albanien und Eritrea. „Es wird neue Standorte geben, aber noch ist nicht klar, wie viele und wo“, sagte Brunzlow. Die finanzielle Situation der Stadt ist jedenfalls trotz der hohen Flüchtlingszahlen gesichert. So sind 13,9 Millionen Euro im Haushaltsplan dafür vorgesehen. Dies reiche auch aus. Laut Brunzlow stammen davon 5,2 Millionen Euro aus Landes- oder Bundesmitteln. „Der Rest sind rein städtische Mittel“, betonte er.
Erst Mitte August hatte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) gesagt, dass der Stadt langsam die Möglichkeiten ausgehen, Flüchtlinge angemessen unterzubringen. Bislang war dies relativ gut gelungen. So gibt es viele kleinere Gemeinschaftsunterkünfte in mehreren Stadtteilen. Auf große Einrichtungen wolle er verzichten, betonte Jakobs. „Wir müssen alle Reserven heben. Dann sind wir aber am Ende“, sagte Jakobs. Es komme darauf an, die Menschen zu integrieren und die Potsdamer dabei mitzunehmen. Das sei schwer, räumte er ein.
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Stefan Engelbrecht
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