Fauxpas im Potsdamer Stadtparlament: Unbeabsichtigter Beschluss zu Staudenhof-Skulpturen
Die Stadtverordneten haben irrtümlich entschieden, dass die Staudenhof-Skulpturen auf die Freundschaftsinsel kommen sollen. Der SPD-Fraktionschef sagt: „Wir hatten da echt nicht die hellste Sekunde.“
Potsdam - Die Abstimmungsposse über den künftigen Standort der früheren Staudenhof-Plastiken hat auch am Donnerstag noch für Verwunderung gesorgt. Am Mittwoch hatten sich die Stadtverordneten in ihrer Mammutsitzung wie berichtet mit großer Mehrheit dafür ausgesprochen, dass die drei Plastiken „Stehende unter Baldachin“, „Sitzendes Mädchen“ und „Pflanzturm“ des DDR-Künstlers Jürgen von Woyski nun doch auf der Freundschaftsinsel platziert werden sollen. Doch der Beschluss kam nur aus Versehen zustande.
Der Beschluss war gar nicht gewollt
Das alles sei so nicht gewollt gewesen, sagte SPD-Fraktionschef Pete Heuer am Donnerstag. „Wir hatten da echt nicht die hellste Sekunde.“ Wie es dazu kam, erklärt er folgendermaßen: Die Stadtverordneten hatten zunächst einen Änderungsantrag der Linken zum Standort abgelehnt. Dieser sah vor, die Skulpturen in zwei Jahren auf dem Alten Markt aufzustellen. In der Folge sei aber dem ursprünglichen Antrag des Kulturdezernats – die Platzierung der Plastiken auf der Freundschaftsinsel – zugestimmt worden, begründete Heuer den Fauxpas: „Es ist ein bisschen dumm gelaufen.“ Und: Manchmal sei es schwer, den Überblick zu behalten.
Nach dem monatelangen Hin und Her überraschte der Beschluss am Mittwoch. Schließlich rechnete zuletzt wohl kaum noch jemand damit, dass die Freundschaftsinsel noch einmal ins Spiel kommen würde. Im vergangenen Jahr war der Vorschlag schließlich auf massiven Gegenwind gestoßen. Zur Diskussion stand danach zunächst, das Ensemble auf dem Neuen Friedhof aufzustellen. Doch auch das sorgte für Kritik. Im Januar einigte sich der Kulturausschuss schließlich auf Antrag der Linken darauf, dass die Skulpturen nur vorübergehend auf dem Neuen Friedhof aufgestellt werden und im Zuge der Neugestaltung der Potsdamer Mitte ein zentral gelegener Standort gefunden werden soll. Kurzzeitig im Gespräch waren außerdem der Eingangsbereich der Schwimmhalle blu, der Lustgarten und die Grünfläche vor der Landesinvestitionsbank (ILB).
„Die Skulpturen sind nicht für die Freundschaftsinsel gedacht“
Und nun doch die Freundschaftsinsel? „Nach dem langen Diskussionsprozess fordern wir, dass dieser Beschluss zügig umgesetzt wird“, teilte Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg auf Anfrage mit. Das wiederum gefällt dem Fachbeirat Freundschaftsinsel gar nicht. Dieser hatte sich schon vehement dagegen ausgesprochen, die Plastiken dort aufzustellen. „Man tut weder der Freundschaftsinsel noch den Kunstwerken einen Gefallen, diese dort zu platzieren“, sagte Jörg Näthe, Vereinsvorsitzender der Freunde der Freundschaftsinsel, nach dem Beschluss. Die Skulpturen gehörten nicht in eine Parkanlage, sondern ummauert in einen städtischen Raum. Schließlich habe sich der Künstler mit dem Ensemble auf den Ort eingelassen. Die Skulpturen seien daher nicht für die Freundschaftsinsel gedacht. „Ich finde das absolut unpassend.“ Die Freundschaftsinsel dürfe nicht zu einem Sammelsurium von Kunstwerken verkommen. Dennoch: Er wolle die Diskussion nicht mehr weiterführen und den Beschluss akzeptieren. „Ich gebe mich geschlagen“, sagte Näthe.
Der Künstler von Woyski hatte die Plastiken 1975 für das damals neu gestaltete Staudenhof-Ensemble geschaffen. Im Zuge des Abrisses der alten Fachhochschule mussten diese allerdings versetzt werden. Das erneute Umsetzen der Skulpturen soll 40.000 Euro kosten.
Unklar ist, ob der Beschluss wirklich umgesetzt wird
Ob der irrtümlich gefällte Beschluss aber wirklich umgesetzt wird, ist derzeit noch offen. Formal ist der Beschluss zwar nun gültig. Der Stadtverordnete Pete Heuer bezweifelt allerdings, dass nun Tatsachen geschaffen werden. „Ich wage eine Prognose, dass die Plastiken nicht auf die Freundschaftsinsel kommen“, so Heuer. Der Kulturausschuss würde die Suche nach einem geeigneten Standort nun wieder aufnehmen, vermutet er. Dass der Kulturausschuss in seiner nächsten Sitzung zunächst erneut darüber beraten wird, bestätigt auch Stadtsprecherin Christine Homann. Das letzte Wort in diesem Standort-Streit ist also noch lange nicht gesprochen.