Rückkehr auf Potsdams Straßen: Diese wichtigen DDR-Kunstwerke kommen bald zurück
Viele einst beliebte DDR-Kunstwerke liegen seit Jahren im Depot. Noch in diesem Jahr soll sich das teilweise ändern. Ein Überblick über den Stand der Dinge.
Potsdam - Abgebaut, eingelagert, zum Teil durch Witterung, zum Teil durch Vandalismus beschädigt – viele DDR-Kunstwerke, die einst das Stadtbild zierten, sind seit Jahren aus selbigem verschwunden. Mal verhinderte Geldmangel die baldige Wiederaufstellung, mal gab es Streit um den richtigen Standort. 2019 soll nun für einige der wichtigsten Skulpturen das Jahr der Rückkehr werden. Die PNN geben einen Überblick über den Stand der Dinge.
Staudenhof-Figuren
Der monatelange Streit um den richtigen Standort für das einst im Staudenhof stehende Figurenensemble des Künstlers Jürgen von Woyski schien eigentlich beendet – und geht nun doch in eine weitere Runde. Zwar hatte der Kulturausschuss noch im Dezember eine Aufstellung des Pflanzturms, des „Sitzenden Mädchens“ und der „Stehenden unter dem Baldachin“ auf dem Neuen Friedhof empfohlen, so wie es der Beirat für Kunst im öffentlichen Raum vorgeschlagen hatte.
Weil dieser Standort aber sehr weit vom Ursprungsort entfernt liegt, sehen die Linken den Neuen Friedhof allenfalls als Interimslösung und haben in der letzten Stadtverordnetenversammlung beantragt, dass die Stadt bei der weiteren Entwicklung der Potsdamer Mitte dort einen endgültigen Platz für die Figuren finden möge. Ähnlich hatte zuvor bereits das Bündnis „Potsdamer Mitte neu denken“ argumentiert.
Über den Vorschlag der Linken soll nun erneut der Kulturausschuss beraten. Das Figurenensemble war in der ersten Hälfte der 1970er-Jahre entstanden, Ende 2017 wurde es abgebaut, um Platz für den Abriss der Fachhochschule zu schaffen. Die zunächst geplante Aufstellung auf der Freundschaftsinsel scheiterte unter anderem am Protest des Fördervereins für das Gartendenkmal.
Familie Grün
Die drei Keramikfiguren der Familie Grün gehörten früher zu den beliebtesten Kunstwerken Potsdams. 1982 wurde das vom Potsdamer Künstlerehepaar Carola und Hans-Joachim Buhlmann geschaffene Ensemble an der Ecke Brandenburger und Lindenstraße aufgestellt. Ende 2013 mussten die Figuren – Vater, Mutter, Sohn – abgebaut werden, weil die Eisenträger im Innern verrostet waren und die Keramik zu sprengen drohten. Die Originale sind so stark geschädigt, dass sich die Stadt zu einer „freien Nachschöpfung in glasierter Terrakotta“ entschieden hat.
Eigentlich war geplant, die Kopien bereits zum Jahreswechsel 2018/19 am ursprünglichen Platz wiederaufzustellen, allerdings sei die Finanzierung noch ungeklärt gewesen, teilte das Rathaus auf PNN-Anfrage mit. Inzwischen stehen 52 000 Euro an Haushaltsmitteln bereit, auch der Auftrag ist vergeben – an das Kunstatelier Kerstin Becker in Zossen. Die Aufstellung ist nun für das vierte Quartal dieses Jahres geplant.
Transparente Weltkugel
Die „Transparente Weltkugel“, entworfen von Günther Junge, geschaffen in der Werkstatt Ulrich Dalichow, fehlt inzwischen seit mehr als acht Jahren im Stadtbild. 1977 wurde die runde, begehbare Metallkonstruktion neben der Bibliothek am Platz der Einheit aufgestellt.
Das Kunstwerk besteht aus zwei Metallbändern, die zwei Zitate wiedergeben: „Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis“ aus dem zweiten Teil von Johann Wolfgang von Goethes Faust und „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt aber darauf an, sie zu verändern“, eine der Feuerbach-Thesen von Karl Marx. Wegen der Sanierung des Bibliotheksgebäudes und dessen Umbau zum Bildungsforum wurde die Plastik 2010 abgebaut und auf dem Bauhof eingelagert.
Der neue Standort – neben dem Markt-Center in der Breiten Straße – steht schon seit Jahren fest, nur haperte es zuletzt stets am Geld. Zudem war die „Weltkugel“ durch unsachgemäße Lagerung stärker geschädigt als angenommen, sodass die Sanierung teurer wurde. 93 000 Euro gibt die Stadt nun dafür aus. Die Baugenehmigung liege vor, erklärte ein Stadtsprecher. Derzeit wird das Kunstwerk in einer Berliner Metallwerkstatt restauriert. Die Aufstellung ist für Juli 2019 geplant.
Das hängende Nashorn
Das Rhinozeros des italienischen Künstlers Stefano Bombardieri ist zwar keine DDR-Kunst, war aber lange ein beliebtes Fotomotiv auf dem Luisenplatz. Die lebensgroße Skulptur aus Hartplastik, die an einem Metallgerüst hing, war 2001 im Rahmen der Kunstaktion arte è vita aufgestellt worden. 2009 musste sie abgebaut werden, weil Vandalen ein Ohr ab- und einen Haltegurt durchgeschnitten hatten. Seitdem lagert sie in einem städtischen Depot.
Das Plastik-Nashorn sei in einem „sehr schlechten Erhaltungszustand“, sagte der Stadtsprecher. Weil das Material – es handelt sich um Polyester – nur maximal 20 Jahre haltbar sei, wäre eine „kostspielige Neuabformung nebst aufwendiger Lasur“ notwendig, hieß es. Der Beirat für Kunst im öffentlichen Raum empfehle einen solchen Schritt aber nur, wenn die Kopie der Skulptur anschließend wieder an ihrem originalen Standort nebst der Installation am Gerüst platziert würde, so der Sprecher.
Hoffnung auf eine Rückkehr des Rhinozeros gibt es trotzdem: Das Rathaus prüfe derzeit die „Variante einer Patenschaftsübernahme durch eine Privatperson“. Sprich: Es wird nach einem Mäzen mit Faible für gehörnte Dickhäuter gesucht.