Potsdam: Umweltschützer sorgen sich um die Düsteren Teiche
Die Düsteren Teiche im Potsdamer Norden sind im vergangenen Hitzesommer komplett ausgetrocknet. Umweltschützer halten auch die aktuelle Situation für äußerst kritisch.
Eiche - Maren Schüle zeigt mit dem Fuß auf das untere Ende des Pegels. Wenigstens bis dahin habe vor längerer Zeit noch das Wasser gestanden, sagt die Moorpatin des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Jetzt befindet sich die Pegellatte jedoch ganz auf dem Trockenen. Der Wasserspiegel des kleinen Waldsees beginnt erst ein paar Meter daneben. Hier am Kleinen Düsteren Teich im Potsdamer Katharinenholz zwischen Bornim und Eiche hat sich das Wasser ein Stück zurückgezogen. Der Zustand der Düsteren Teiche, so schätzt es BUND-Mitarbeiterin Juliane Kostowski ein, sei „auf jeden Fall kritisch“.
Gibt es hier noch Moorfrösche?
Die Ehrenamtskoordinatorin ist an diesem Tag im Mai gerade mit einigen Moorpaten im Katharinenholz unterwegs. Eigentlich wollten sie heute nach Fröschen Ausschau halten. Doch dazu ist es zu kalt. Die Tiere lassen sich nicht blicken.
Vor mehr als zehn Jahren habe man hier noch Moorfrösche gefunden. Ob es auch jetzt eine Population dieser seltenen Art hier an den Düsteren Teiche gibt, wisse man nicht, sagt Kostowski.
Doch was ihr aktuell Sorge bereitet, sind die Düsteren Teiche selbst. Im vergangenen Oktober etwa sah es hier ganz mau aus. Der lange trockene Sommer hatte den Teichen zugesetzt. Sie waren komplett ausgetrocknet. Kostowski sagt, es müsse eigentlich eine hydrologische Untersuchung auf dem Gelände stattfinden – mit dem Ziel, den Zu- und Ablauf dieses Gewässersystems besser zu verstehen. Dann könne man womöglich gezielte Maßnahmen zur Stabilisierung dieses Ökosystems ergreifen.
Stadt Potsdam sieht keinen Handlungsbedarf
Die Stadt Potsdam, in deren Zuständigkeit die Teiche fallen, sieht indes keinen akuten Handlungsbedarf: „Die Wasserstände der Düsteren Teiche unterliegen im Laufe des Jahres sowie im Jahresvergleich erheblichen Schwankungen“, teilte die Stadt auf PNN-Anfrage mit. Eine generelle Abnahme der Wasserstände in den Teichen könne nicht bestätigt werden. Doch zugleich räumt die Stadt ein, es werde gar kein systematisches Monitoring zu den Wasserständen durchgeführt.
Im Klartext: Die Stadt weiß also selber nicht so genau, wie es um den Wasserstand steht. Kostowski hingegen sagt, der Wasserspiegel sei über die Jahre immer mehr zurückgegangen. Doch auch sie und die beiden BUND-Moorpaten Pia Stein und Maren Schüle, die dieses Teichsystem seit einiger Zeit beobachten, können nur Schätzungen vornehmen. Schließlich steht der Messpegel an einer schon länger ausgetrockneten Stelle.
Dennoch sieht die Stadt keinen Bedarf für die von Kostowski geforderte hydrologische Untersuchung. Vor über zehn Jahren habe es Erkundungen „zu der allgemeinen hydrologischen Situation im Gebiet“ gegeben. Weitere Untersuchungsmaßnahmen seien derzeit nicht geplant, teilte die Stadt mit. Kostowski wäre allerdings dankbar, wenn sich ein ausgebildeter Hydrologe bereit fände, um das Gelände aktuell genauer unter die Lupe zu nehmen. Doch ihr ist auch klar: „Normalerweise kann man das von einem Ehrenamtlichen nicht erwarten.“
Wunsch: Pegel soll umgesetzt werden
Auch der Forderung von Kostowski nach einem Umsetzen des Pegels, damit dieser – zumindest über längere Zeiten – nicht neben dem Wasser, sondern wieder direkt mittendrin steht, erteilte die Stadt eine Absage. „Eine Umsetzung ist derzeit nicht geplant“, heißt es aus dem Rathaus. Vor drei Jahren immerhin hatte die Stadt ein defektes Überlaufrohr repariert. Weil es durchgerostet war, konnte damals unkontrolliert Wasser ablaufen.
Die Düsteren Teiche bilden für allerlei Getier einen wichtigen Lebensraum. Zumindest im Großen Düsteren Teich sind derzeit viele Kaulquappen zu sehen. Für Amphibien scheint das Gewässer also immer noch ein beliebter Ort zu sein. „Im Sommer waren auch richtig viele Libellen da“, sagt Moorpatin Schüle. Viele Spechte und einen Graureiher habe man ebenfalls gesehen. Kostowski würde dieses Ökosystem gern stabiler machen und so vor den klimatischen Unbilden schützen – also vor großen Trockenphasen.
Es sei zu prüfen, so die BUND-Mitarbeiterin, ob an einer kleinen Stelle das Wasser angestaut werden könnte. „Ein Rückzugsbecken für Amphibien und Vögel wäre auf jeden Fall wichtig“, sagt die Naturschützerin. Die Stadt Potsdam hingegen sieht in diesem Vorschlag keine Alternative zur jetzigen Situation. Bei einem solchen Becken, so das Rathaus, träten die gleichen Probleme wie bei den bestehenden Teichen auf, nämlich zeitweiliger Wassermangel.
Die beiden Moorpaten Stein und Schüle werden die Teiche indes weiter im Blick behalten. Einmal im Monat wollen sie vorbeischauen. Und sie werden wohl hoffen, dass es nicht wieder so einen Dürresommer gibt wie im vergangenen Jahr.
+++ Hintergrund: Auch der Wasserstand des Groß Glienicker Sees sinkt
Der Wasserstand des Groß Glienicker Sees sinkt seit Jahren. Das hat die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz jüngst bei einem Referat während der Groß Glienicker Seenkonferenz erklärt. Demnach habe der Wasserstand 1995 noch etwa 31,7 Meter über dem Meeresspiegel betragen, inzwischen sei er fast kontinuierlich auf knapp 30 Meter gefallen – gerade im vergangenen, sehr warmen Sommer. Durch solche Folgen des Klimawandels würde das Wasser schneller verdunsten, hieß es in der Analyse. An sich verfügt der mehr als 66 Hektar große See über eine mittlere Tiefe von 6,8 Metern. Weitere Risiken für den Zustand des Sees seien etwa eine Übernutzung durch Badegäste – allerdings sei für diese die Qualität des Wassers ausgezeichnet.
Und gleichwohl hätte sich der See durch Umweltschutzmaßnahmen von einem durch Blaualgen getrübten Gewässer zu einem klaren, wasserpflanzenreichen Paradies für Hechte und Schleien entwickelt, erklärte eine Senatsreferentin. In anderer Hinsicht sei der ökologische Zustand aber nur mäßig – so gebe es nur ein einseitiges Wasserpflanzenwachstum. Das Gewässer würde kontinuierlich überwacht, so die Referentin. Die Konferenz hatte der Verein „Freies Groß Glienicker Seeufer“ organisiert. Henri Kramer
* In einer ersten Version des Textes war davon die Rede, dass der Groß Glienicke See nur 5000 Quadratmeter groß sei. Das ist falsch: 66,7 Hektar ist die Zahl. Verwechselt wurde das mit den 5000 Metern Umfang, die der See hat. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.