Verengung der Zeppelinstraße in Potsdam kommt: Umstrittener „Stauversuch“ findet 2016 statt
Die Zeppelinstraße in Potsdam wird testweise verengt, das haben die Stadtverordneten beschlossen. Im kommenden Jahr soll der Test beginnen - mindestens für drei Monate.
Potsdam - Gegen Proteste aus dem Landkreis Potsdam-Mittelmark haben die Stadtverordneten die Verengung der Zeppelinstraße für mindestens drei Monate beschlossen. Dem für nächsten Frühsommer geplanten Vorhaben stimmten am Mittwochabend die Fraktionen von SPD, CDU, Grünen und Die Andere zu. Ein Antrag der Linken, zunächst mit weniger gravierenden Maßnahmen die über den gültigen Grenzwerten liegende Abgasbelastung in der Straße zu senken, scheiterte.
Konkret sollen für den Versuch, der laut Beschluss auf sechs Monate verlängert werden kann, zwischen Kastanienallee und Geschwister-Scholl-Straße nur noch drei statt vier Fahrspuren zur Verfügung stehen. Neu dazu kommt ein Radweg stadtauswärts und eine Busspur zwischen Forststraße und Kastanienallee. Zugleich wurde beschlossen, den Park-and- ride-Platz am Bahnhof Pirschheide aufzuwerten und mit einem Lastwagen-Führungskonzept „gebietsfremden Schwerlastverkehr“ zu verringern. Ebenso soll Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) mit dem Landkreis über eine Taktverdichtung der Buslinien nach Werder verhandeln.
Verengung der Zeppelinstraße: Furcht vor Dauerstau
Dort gibt es Protest – schon vergangenen Woche hatten die Stadtverordneten aus Werder einstimmig gegen die Potsdamer Pläne votiert. Der Werderaner Stadtverordnete Peter Kreilinger (CDU) hatte am Mittwoch ein Rederecht im Stadtparlament. Er fürchtet einen Dauerstau: „Uns treibt die nackte Angst um, dass den Bürgern von Werder künftig täglich die Zeit gestohlen wird.“ Die geplante Verringerung des Verkehrs um 5000 Fahrzeuge täglich sei eine „reine Illusion.“ Auch ein Anwohner aus Potsdam-West, Dieter Gebhardt, sagte vor den Stadtverordneten, er fürchte mehr Umgehungsverkehr über Nebenstraßen in dem Stadtteil, dadurch mehr Lärm und Emissionen an anderer Stelle. Von einem „Stauversuch“ sprach Ralf Jäkel von den Linken. Potsdam riskiere, dass der Landkreis sogar aus der gemeinsamen Busfinanzierung aussteige – das zumindest hatte die SPD-Fraktion im Landkreis bereits angedroht. Auch das Bürgerbündnis und die Potsdamer Demokraten wetterten mit ähnlichen Argumenten gegen das Vorhaben.
Dagegen sagte Kämmerer Burkhard Exner (SPD), um die Abgaswerte in der Straße zu senken, müsse auch restriktiv gegen Autoverkehr vorgegangen werden. In dem Beschluss sei ein ganzes Paket an Maßnahmen enthalten, etwa eben ein verbesserter öffentlicher Nahverkehr. Für die Grünen erinnerte die Stadtverordnete Saskia Hüneke an die vor Jahren erfolgte Verengung der Hegelallee auf maximal drei Spuren – auch dort sei gegen Widerstände ein „wunderbares Ergebnis“ entstanden. Grünen-Fraktionschef Peter Schüler sagte, das Verkehrsaufkommen werde nicht mit dem Wachstum der Stadt mithalten können – daher müssten heute Maßnahmen entwickelt werden, „die das Auto weniger attraktiv machen“ und zu einem anderen Verkehrsverhalten führen. Der CDU-Stadtverordnete Lars Eichert verwies auf die zeitliche Begrenzung des Versuchs – erst danach werde man sehen, ob es „wirklich etwas bringt“.
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