Kreativhaus Rechenzentrum: Umsetzung des Mosaiks wäre ein "Trauma"
Ein zweitägiges Symposium im Potsdam Museum widmete sich Fritz Eisels Mosaik am Rechenzentrum. Eine Reihe von Experten plädierte für dessen Erhalt am aktuellen Ort.
Potsdam - Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg hat davor gewarnt, das von Fritz Eisel (1929 bis 2010) geschaffene großformatige Mosaik vom Potsdamer Kreativhaus Rechenzentrum zu entfernen und es zerstückelt an anderer Stelle wieder anzubringen. Ein solcher Umgang mit dem Kunstwerk wäre „für uns eher ein Trauma“, machte Drachenberg die Haltung seiner Zunft deutlich. „Konservatorisch muss man alles tun, damit es diesem Mosaik gut geht“, sagte der hochrangige Denkmalpfleger. Drachenberg äußerte sich am Samstag auf einer Podiumsdiskussion im Potsdam Museum, die im Rahmen des Symposiums „Über-Eck: Bauerbe DDR“ stattfand. Der Verein Freundliche Übernahme Rechenzentrum (FÜR) hatte zu der zweitägigen Veranstaltung eingeladen, die am Freitag begann.
Drachenberg sagte, das 1972 vollendete Mosaik mit dem Titel „Der Mensch bezwingt den Kosmos“, das in der DDR bereits 1976 unter Denkmalschutz gestellt wurde, sei von großem ideologiegeschichtlichen Wert. Eine etwaige dauerhafte Zerteilung des Kunstwerks zerstöre dessen Sinnzusammenhang. Wolle man das Mosaik abnehmen und woanders hinbringen, beschädige man außerdem dessen Substanz. Drachenberg warnte auch vor den mit einer Versetzung des Mosaiks verbundenen Kosten.
Ohne ausdrücklich auf die Pläne des Investors Christopher Weiß Bezug zu nehmen, stellte sich der Landeskonservator damit gegen dessen Idee, an den Häusern im geplanten neuen Kreativquartier in der Werner-Seelenbinder-Straße jeweils einzelne Teile des denkmalgeschützten Mosaiks anzubringen. Weiß will dort – also in der Nachbarschaft des Rechenzentrums – mit seiner Firma Glockenweiß mehrere Einzelgebäude für Künstler errichten.
Ein Platz der Kosmonauten?
Der Investor hatte im vergangenen Jahr seine Pläne für das Kreativquartier vorgestellt und dabei vorgeschlagen, nicht nur die einzelnen Teile des Mosaiks in das neue Areal zu integrieren, sondern auch Straßen und Plätze im künftigen Künstlerkarree in Anlehnung an das Mosaik zu benennen. Weiß hatte zum Beispiel einen Platz der Kosmonauten ins Gespräch gebracht. Hintergrund der Idee von Weiß für den künftigen Verbleib des Mosaiks war der geplante Abriss des Rechenzentrums – und die damit einhergehende Frage, was mit dem Mosaik an der Fassade geschehen soll. Mittlerweile werden jedoch die Stimmen in der Stadtpolitik lauter, die einen dauerhaften Erhalt des Rechenzentrums fordern (PNN berichteten).
Für einen Verbleib des 18-teiligen Mosaiks am angestammten Ort plädierte auf der Tagung auch der Historiker Martin Sabrow, der zusammen mit Frank Bösch das Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschungen leitet. Sabrow sagte auf dem Symposium, es sei ihm wichtig, vor Ort die Spannungen zwischen den einzelnen Zeitschichten sichtbar zu erhalten. Sprich: Einerseits das Rechenzentrum mit seinem Mosaik und anderseits den im Wiederaufbau befindlichen Turm der einstigen Garnisonkirche. Die Situation des Ortes spiegle den zur Zeit der Errichtung des Rechenzentrums vertretenen herrschaftstypischen Glauben wider, dass der Fortschritt wichtiger sei, als das barocke Erbe, so Sabrow. Der Historiker nahm dabei auf den Umstand Bezug, dass das in der DDR errichtete Rechenzentrum zum Teil auf dem Grundriss der 1968 gesprengten barocken Garnisonkirche steht, die bis dahin noch als Kriegsruine erhalten geblieben war.
Widerspruch und Bruch
Ein kleiner Teil des Mosaiks wird nun wiederum vom Turmneubau der Garnisonkirche verdeckt. „Ich bin gar nicht bedrückt, dass die beiden sich so bedrängen“, sagte Sabrow dazu. Denn dies zeige die Widersprüchlichkeit und Bruchhaftigkeit unserer Geschichte. Der Historiker gab sich indes wenig optimistisch, was die anhaltend heftige Diskussion um die Garnisonkirche und das Rechenzentrum angeht. Obwohl sich die Kontrahenten in der Sache selbst durchaus angenähert hätten, so Sabrow, werde „der Streit immer schriller“. Für einen sachlichen Blick auf den Wert des Mosaiks warb auf dem Podium Susanne König, Professorin für Kunstgeschichte an der Fachhochschule Potsdam. Fritz Eisels Schöpfung an der Fassade des einstigen Rechenzentrums sei kunsthistorisch wertvoll und habe Qualität.
Auf den schlechten Erhaltungszustand des Mosaiks ging Gottfried Hauff, emeritierter Professor an der Fachhochschule Potsdam, in seinem Beitrag auf dem Symposium ein. So sei zu beklagen, dass sich das Mosaik in mehreren Bereichen von den dahinterliegenden Trägerplatten abgelöst habe. Es gebe Spannungsrisse. Hauff hatte schon vor längerer Zeit vorgeschlagen, zur Sicherung vorerst die Schadstellen mit Lagen aus durchsichtigem sogenannten Japanpapier zu überkleben und darüber ein flexibles Kunststoffnetz zu legen. Um künftig dauerhaft eine gute Verbindung zwischen Mosaik und Trägerplatte zu erreichen, empfiehlt Hauff, an den betreffenden Stellen speziellen Mörtel zu injizieren.
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