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Die Art und Weise, wie die Debatte geführt wird, stößt den Unterzeichnern eines Schreibens übel auf.
© Ottmar Winter PNN

Debatte um Garnisonkirchen-Kompromisses: „Symptomatisch für unsere Gesellschaft“

Unterstützer des Vorschlags beklagen eine „aggressiv geführte Diskussion“. Oberbürgermeister Schubert will noch in dieser Woche einen überarbeiteten Antragstext an die Stadtverordneten senden.

Potsdam - In der Debatte zum Garnisonkirchen-Kompromiss haben in der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau des Gotteshauses zuletzt vor allem die Kritiker dominiert, die den angekündigten Verzicht auf ein Kirchenschiff nicht dulden wollen. Nun aber melden sich auch Unterstützer zu Wort. So hat der Potsdamer Urheberrechtler Christian Czychowski, selbst seit der Gründung 2004 ein Mitglied der Fördergesellschaft, jetzt zusammen mit bekannten Vertretern der Potsdamer Kultur ein Schreiben aufgesetzt. In diesem werben sie dafür, die gemeinsame Übereinkunft von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), der Stiftung Garnisonkirche und des Rechenzentrums als „wichtigen Kompromissvorschlag weiter zu diskutieren“.

Unterzeichnet haben das Schreiben bisher zehn Potsdamer, unter anderem die Intendantin des Hans Otto Theaters, Bettina Jahnke, die bekannte Kulturaktivistin Katja Dietrich-Kröck, und der Regisseur und Schauspieler Michael Ihnow. Mit zunehmender Sorge beobachte man, „wie es in unserer Gesellschaft immer weniger gelingt, einen Kompromissvorschlag als eine gute Sache zu verstehen“ – da sei die aktuelle und „zunehmend aggressiv geführte Diskussion“ zur Garnisonkirche geradezu „symptomatisch für unsere Gesellschaft“. 

"Warum kann ein solcher Kompromissvorschlag nicht einen neuen Weg öffnen?"

Dabei gehe es eigentlich um eine gute Idee, nämlich „die Auseinandersetzung mit der spezifischen Potsdamer Geschichte rund um die Garnisonkirche – egal wie man zu ihrem Wiederaufbau steht.“ Doch leider zeige sich nun, dass solche Kompromissvorschläge offenbar immer weniger geschätzt würden. „Warum kann ein solcher Kompromissvorschlag nicht einen neuen Weg öffnen und warum soll er gleich aus formalen Gründen im Keim erstickt werden?“ Leider scheine so eine Form der Auseinandersetzung zunehmend die bundesrepublikanische Gesellschaft zu prägen: „Welche Chancen werden damit vergeben, einen Weg für eine vielleicht ganz andere und zeitgemäße Lösung zu finden“, bedauern die zehn Unterzeichner.

Urheberrechtler Christian Czychowski.
Urheberrechtler Christian Czychowski.
© promo

Die Auseinandersetzungen um den auch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier unterstützten Vorschlag, der auch einen dauerhaften Erhalt des Künstlerhauses Rechenzentrum und daneben anstelle des einstigen Kirchenschiffs ein neues „Haus der Demokratie“ vorsieht, waren bereits vergangene Woche mehr als zweieinhalb Stunden Thema im Hauptausschuss der Stadtverordneten. Ob es noch diesen Monat den von Schubert erhofften Grundsatzbeschluss zu dem Kompromiss geben kann, blieb offen.

Frühere Verträge sollen öffentlich gemacht werden

In dieser Woche will Schubert einen überarbeiteten Antragstext an die Stadtverordneten senden. Ferner sollen frühere Verträge zwischen Stadt und Stiftung Garnisonkirche öffentlich gemacht werden, gerade zu Grundstücksfragen. Denn vor allem Gegner des Wiederaufbaus hatten den Kompromiss kritisiert, weil so wesentliche Beschlusslagen der Stadtpolitik – etwa, dass kein kommunales Geld an die Stiftung fließen darf – unterlaufen werden könnten. Nämlich über den geplanten Erbpachtvertrag mit der Stadt zu dem Kirchenschiff-Areal für das besagte „Haus der Demokratie“, in das ein neuer Plenarsaal für die Stadtpolitik integriert werden könnte. Einst hatte die Stadt dieses Grundstück an die Stiftung übertragen.

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Insofern wäre eine Rückübertragung des Grundstücks an die Stadt nur konsequent, erklärte Potsdams Linke-Kreisverbandschef Roland Gehrmann bereits Ende vergangener Woche. Allerdings signalisierte der Verband durchaus Zustimmung zu dem Kompromiss. So sei der Kern des Kompromisses die Rettung des Rechenzentrums – und dies auch ein Erfolg des breiten Engagements der Stadtgesellschaft und der Linken für den Erhalt. Kreischef Gehrmann mahnte aber, die Sanierung müsse „mit und durch die Nutzenden erfolgen“ und die niedrigschwellige soziokulturelle Nutzung auch langfristig sichergestellt werden: „Eine Totsanierung muss verhindert werden.“

Unterdessen ist nach PNN-Informationen angesichts der aktuellen Omikron-Welle unklar, inwiefern eine Mitgliederversammlung der mehr als 800-köpfigen Fördergesellschaft für den Wiederaufbau überhaupt stattfinden kann. Diese ist am Samstag im großen Saal der Industrie- und Handelskammer in der Breiten Straße geplant, allerdings schon mit reduziertem Teilnehmerkreis. Auch daran hatten sich Kritiker des Kompromisses bereits gestört – die auch die Abberufung des Fördervereinschefs Matthias Dombert fordern, der die Einigung wie berichtet mit eingefädelt hatte. Ihm wird ein Verrat am kompletten Wiederaufbau-Projekt unterstellt. 

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