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Deutschlandweit steigen die Preise für zum Beispiel Gas - auch in  Potsdam
© dpa

In Potsdam wird Energie teurer: Steigende Preise für Gas und Fernwärme

Die Stadtwerke müssen beim Gas und der Fernwärme an der Preisschraube drehen – und werben nun mit einem speziellen Potsdam-Bonus gegen zuletzt schon sinkende Kundenzahlen. Der Strompreis bleibt stabil.

Potsdam - Im Zuge deutschlandweit steigender Energiekosten müssen auch die kommunalen Stadtwerke ihre Preise für Gas und Fernwärme im kommenden Jahr deutlich erhöhen. Details dazu teilte die Energie und Wasser Potsdam (EWP), der Energieversorger im Stadtwerke-Verbund, am Freitag mit. Mit dem Anstieg müssen Haushalte mit Stadtwerke-Vertrag pro Jahr mit rund 200 bis 300 Euro Mehrkosten rechnen.

Nicht nur ein Potsdamer Problem

Deutschlandweit haben Energieversorger in den vergangenen Wochen und Monaten Preiserhöhungen angekündigt. Die Stadtwerke teilten in ihrer Erklärung mit: „Durch die Entwicklung der Börsenpreise und die steigenden Beschaffungskosten für CO2-Zertifikate kann unser Unternehmen die Preissteigerung nicht länger verhindern.“ Dabei habe man die Gas- und Fernwärmepreise drei Jahre lang stabil gehalten. Um Sozialverträglichkeit sicherzustellen, verzichte man auch auf die vollständige Weitergabe aller gestiegenen Kosten. So wird die Kilowattstunde Gas netto um 1,37 Cent teurer, bei der Fernwärme beträgt der Anstieg 1,74 Cent. Bei einem durchschnittlichen Gasverbrauch von 19 000 Kilowattstunden pro Jahr würde das Mehrkosten – inklusive der Mehrwertsteuer – von rund 24 Euro pro Monat bedeuten, rechnete die EWP vor. Bei einem durchschnittlichen Fernwärmeverbrauch von 11 000 Kilowattstunden pro Jahr summiere sich die Erhöhung auf 19 Euro pro Monat, hieß es. Bei den Strompreisen ändere sich hingegen nichts – das sei möglich durch die „ausgewogene Beschaffungspolitik“ des Unternehmens.

Der neue Tarif "PotsdamLiebe"

Zugleich kündigte man zur Kundenbindung einen neuen Tarif an. Unter dem Namen „PotsdamLiebe“ wolle man ein attraktives neues Ökostrom- und Ökogas-Paket mit 24 Monaten Preisgarantie und einem jährlich steigenden Treuerabatt für Kunden in Potsdam anbieten. Dazu kommen Exklusivangebote – wie aktuell Freikarten zu Spielen des SC Potsdam oder verbilligter Eintritt in die Tropenhalle Biosphäre und in die Sauna des von den Stadtwerken betriebenen Bads blu am Brauhausberg. „Über einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren betrachtet, ist die Bindung an die EWP sinnvoller als das jährliche Anbieterhopping“, warb EWP-Chefin Christiane Preuß in der Mitteilung. Man sei zugleich der günstigste Anbieter in der Region.

Sinkenden Kundenzahlen sollen der Vergangenheit angehören

Die Erhöhung kommt zu einer Zeit, in der das Unternehmen trotz des Wachstums der Stadt mit zurückgehenden Kundenzahlen im Strom- und Gasbereich kämpfen muss. Das hatte der kommunale Großkonzern bereits in seinem Jahresabschluss für 2020 eingeräumt, ohne genaue Zahlen zu den aktuellen Kundenverlusten zu nennen. Gleichwohl sank 2020 der Erlös im Energiebereich auf 161,5 Millionen Euro – nach 165 Millionen Euro im Jahr zuvor. Das habe allerdings auch an der wärmeren Witterung gelegen, so das Unternehmen. „Im Strom- und Gasmarkt herrscht weiterhin ein hoher Margen- und Wettbewerbsdruck“, heißt es im jetzt veröffentlichten Jahresabschluss der EWP.

Stadtwerke-Chefin Sophia Eltrop
Stadtwerke-Chefin Sophia Eltrop
© Ottmar Winter

Zugleich haben die Stadtwerke schon Gegenmaßnahmen angekündigt. „Mit einer kundenorientierten Weiterentwicklung der Produktpalette im Energiekerngeschäft und dem Ausbau des Dienstleistungsgeschäfts soll mittelfristig dem Kundenrückgang im Potsdamer Stadtgebiet entgegengewirkt werden“, hieß es bereits von Stadtwerke-Chefin Sophia Eltrop. Im neuen EWP-Bericht heißt es nun, man setze auf eine deutlich verstärkte lokale Präsenz und aktive Kundenbindung.

Die Stadtwerke Potsdam haben ihren Hauptsitz in der Steinstraße.
Die Stadtwerke Potsdam haben ihren Hauptsitz in der Steinstraße.
© Henri Kramer

Das ist der Stadtwerke-Konzern

Zu dem mehr als 1700 Mitarbeiter starken Stadtwerke-Konzern gehören neben der EWP auch die in der Coronakrise besonders gebeutelten Verkehrs- und Bäderbetriebe, die beide angesichts vergangener Lockdowns mit starken Umsatzrückgängen zu kämpfen hatten. Allerdings konnte der Verkehrssektor wie berichtet mit Bundeshilfen stabilisiert werden. Zugleich muss das Unternehmen auch in die wachsende Stadt investieren. Dabei geht es vor allem um die millionenschwere Anbindung des künftigen Stadtviertels Krampnitz an den öffentlichen Nahverkehr und das Wasser- und Energienetz der Stadt – die Kosten dafür muss im Stadtwerke-Verbund vornehmlich die EWP erwirtschaften. Der kommunale Konzern ist ferner aktiv bei der finanziellen Unterstützung für Potsdamer Sport- und Kulturinstitutionen. Nach zwei Skandalen in den 2010ern mit Filz-Vorwürfen und vielfach kritisierter Günstlingswirtschaft war die Führungsriege des Verbundes ausgewechselt worden. Dazu hat sich der städtische Betrieb seither deutlich mehr Transparenz verordnet.

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