Wohnen in Potsdams Innenstadt: Staudenhof-Abriss immer wahrscheinlicher
Die Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung scheint einem Abriss des Staudenhofs näher zu stehen als dem Erhalt des Plattenbaus. Kritik kommt nur von einer Fraktion.Keine Förderung für Plattenbau-Sanierung
Potsdam - Die Tage des Plattenbaus am Staudenhof sind wohl gezählt: In der Stadtverordnetenversammlung zeichnet sich eine deutliche Mehrheit für die Abrisspläne der kommunalen Immobilienholding Pro Potsdam ab. Das Gebäude mit seinen gut 180 Wohnungen genießt noch Bestandsschutz bis 2022. Danach favorisiert das Unternehmen den Abriss und den Neubau auf dem historischen Stadtgrundriss in Eigenregie.
Gute Diskussionsgrundlage
CDU-Fraktionschef Matthias Finken befürwortet die Pläne. „Das ist eine gute Entscheidung für die Potsdamer Mitte“, sagte er den PNN. Der Plattenbau wirke in der künftigen Mitte wie ein Fremdkörper. Insgesamt falle kein Wohnraum weg. Dank Fördermitteln sei es möglich, modernen, bezahlbaren Wohnraum im Stadtzentrum zu schaffen. Wolfhard Kirsch (Bürgerbündnis) sagte, die Sanierung sei angesichts der Wohnungszuschnitte unwirtschaftlich. Der hohe Flächenanteil von Küchen und Bädern treibe die Kosten in die Höhe. Nach einer Sanierung wären die Wohnungen teurer als bei einem Neubau.
Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg sieht in den Plänen der Pro Potsdam eine gute Diskussionsgrundlage. „Für uns ist wichtig, dass es in der Potsdamer Mitte weiter bezahlbaren Wohnraum gibt“, sagte er den PNN. Er erinnerte daran, dass seine Fraktion 2016 im Zuge des Kompromisses zum Abriss der Fachhochschule durchgesetzt habe, dass vor einer Entscheidung über den Staudenhof die Wirtschaftlichkeit geprüft wird. Ursprünglich stand ein Abriss und der Verkauf des Grundstücks zur Debatte. In der SPD will man sich die Vorschläge der Pro Potsdam nun genau anschauen, wie Parteichef David Kolesnyk den PNN sagte. Es sei unbestritten, dass mit dem Gebäude etwa geschehen müsse. „Das sieht jeder.“
Drei Varianten vorgestellt
Wie berichtet hatte Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke im nicht öffentlichen Teil des Hauptausschusses drei Varianten vorgestellt: Die Sanierung für 18 Millionen Euro hätte das Unternehmen komplett selbst bezahlen müssen. Für die Einraumwohnungen gibt es in Brandenburg keine Wohnungsbauförderung. Zweite Variante wäre ein Neubau für 31 Millionen Euro und mit historischer Traufhöhe. Variante drei: Ein höherer Neubau für 39,5 Millionen Euro und rund 140 Wohnungen.
Kritik kommt von der linksalternativen Fraktion Die Andere. Betriebswirtschaftlich sei ein Neubau zwar günstiger, so Fraktionschef André Tomczak, volkswirtschaftlich aber nicht. „Die Fördermittel sind auch Steuergeld.“ Außerdem gingen mit dem Abriss 180 kleine Wohnungen verloren, die es sonst nirgends in der Innenstadt gebe.