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Die Pro Potsdam würde bei einer Sanierung des Staudenhof-Wohnblocks deutliche Verluste machen.
© Andreas Klaer

Potsdamer Mitte: Pro Potsdam will Staudenhof-Wohnblock abreißen

Der Staudenhof-Wohnblock in der Potsdamer Mitte ist umstritten. Eine Berechnung der Pro Potsdam hat nun ergeben: Ein Erhalt wäre unrentabel.

Potsdam - Er ist das letzte DDR-Gebäude in der Potsdamer Mitte, dessen Schicksal noch nicht endgültig besiegelt ist – der sogenannte Staudenhof-Wohnblock in der Straße Am Alten Markt. Das Gebäude mit seinen gut 180 Wohnungen genießt Bestandsschutz bis 2022. Vor einem Abriss muss die Eigentümerin Pro Potsdam nachweisen, dass ein solcher wirtschaftlicher wäre als eine Sanierung.
Genau das hat die kommunale Bauholding nun getan und am Mittwochabend im nicht öffentlichen Teil des Hauptausschusses die Ergebnisse einer internen Wirtschaftlichkeitsberechnung für die marode Immobilie vorgestellt. Demnach würde das Unternehmen bei einer Sanierung des Wohnblocks deutlichen Verlust machen, sagte Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke am Donnerstag auf PNN-Nachfrage. Rund 18 Millionen Euro würde eine Generalüberholung des Gebäudes kosten, sagte er. Weil die meisten Wohnungen jedoch mit nur etwa 30 Quadratmetern sehr klein sind, sei eine Sanierung unverhältnismäßig teuer, so Nicke. Als Folge müsste man eine Nettokaltmieten von rund zwölf Euro pro Quadratmeter nehmen und selbst das wäre wirtschaftlich nicht tragfähig.

Zwei Neubauvarianten wurden untersucht

Als Alternative hat die Pro Potsdam zwei Neubauvarianten untersucht. Bei der ersten, etwa 31 Millionen Euro teuren Lösung würde der Staudenhof-Block abgerissen und durch ein Neubaukarree ersetzt, dass sich streng an den historischen Traufhöhen orientiert. In diesem Fall dürfte man nur maximal dreigeschossig bauen, was ebenfalls unwirtschaftlich wäre, erklärte Nicke.

Favorisiert wird von der Pro Potsdam daher die zweite untersuchte Variante, die mit 39,5 Millionen Euro auch die teuerste ist. Dafür könne man aber sowohl Fördermittel für den Abriss des Staudenhofs als auch für den Neubau von sozialem Wohnraum akquirieren, sagte Nicke. Die Variante sehe eine überwiegend viergeschossige Bebauung, an der Straße Am Alten Markt sogar fünfgeschossige Bebauung vor. Das Eckhaus Am Alten Markt 12, einst bekannt als Palazzo Giulio Capra, würde mit seiner historischen Fassade wiederaufgebaut, wie es im Leitbautenkonzept der Stadt vorgesehen ist.

Die Fläche könnte dann besser genutzt werden

Diese Vorzugsvariante habe noch einen anderen Vorteil – nämlich eine weitaus bessere Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Fläche, sagte Nicke. Nur die Hälfte des Staudenhof-Blocks bestehe aus Wohnungen, der Rest entfalle auf das großzügige Treppenhaus, die langen Flure und andere Nebenflächen. Statt bislang knapp 6000 Quadratmeter ließen sich bei einer Neubebauung fast 8200 Quadratmeter Wohnfläche schaffen.

Die durchschnittliche Wohnungsgröße der Pro Potsdam von 58 Quadratmetern zugrunde gelegt, könnten rund 140 neue Wohnungen entstehen. Bei einer Förderung könnte man jeweils 37,5 Prozent der Wohnungen für 5,50 Euro beziehungsweise sieben Euro netto kalt anbieten, erklärte Nicke. Die restlichen 25 Prozent sollen frei vermietet werden. Im Erdgeschoss will die Pro Potsdam Gewerbe unterbringen. Auch die dafür zur Verfügung stehende Fläche würde steigen: von 2000 Quadratmetern im Staudenhof auf dann rund 3750 Quadratmeter.

Bewohner sollen vor Ort Ersatzwohnungen bekommen 

Für die Staudenhof-Bewohner soll Ersatz am Standort geschaffen werden. Wie berichtet will die Pro Potsdam auch einen Teil des sogenannten Blocks IV, also des künftigen Neubaukarrees am Bildungsforum, selbst entwickeln. Konkret gehe es um drei Parzellen an der Friedrich-Ebert-Straße, sagte Nicke. Insgesamt könnten dort etwa 55 neue Wohnungen geschaffen werden, drei Viertel davon wären ebenfalls Sozialwohnungen.

Da für den Staudenhof schon seit Jahren nur noch befristete Mietverträge geschlossen werden, gehe er davon aus, dass 2022 ohnehin nur noch knapp die Hälfte der gut 180 Wohnungen vermietet ist, sagte der Pro-Potsdam-Chef. Das Vergabeverfahren für die Grundstücke des Karrees am Bildungsforum soll im nächsten Jahr beginnen, um nahtlos weiterbauen zu können, wenn das benachbarte Karree im Block III fertiggestellt ist. 

Bis 2025 eine Milliarde Euro an Investitionen 

Für Wohnungssanierung und -neubau sowie neue Schulen und Kitas will die Pro Potsdam bis 2025 mehr als eine Milliarde Euro ausgeben, erklärte Nicke. Bis 2027 werde man insgesamt 3000 neue Wohnungen bauen, 500 mehr als mit der Stadt bislang vertraglich vereinbart sind. Mindestens 300 Wohnungen sollen bis zu diesem Zeitpunkt auf dem früheren Kasernengelände in Krampnitz entstehen, weitere 750 sollen auf dem Grundstück des ehemaligen Tramdepots in der Heinrich-Mann-Allee errichtet werden. Ein weiteres neues Stadtviertel mit mehreren Hundert Wohnungen soll außerdem rund um den Bahnhof Pirschheide entstehen. Wie berichtet plant die Stadt aus diesem Grund, das Gelände, das größtenteils dem Land gehört, zum Entwicklungsgebiet zu erklären. 
Erklärtes Ziel der Pro Potsdam ist es, den kommunalen Anteil von aktuell 20 Prozent am Gesamtwohnungsbestand auch künftig stabil zu halten. Wie Nicke im vergangenen Jahr im PNN-Interview erklärt hatte, müssen dafür bis 2035 etwa 5500 neue Wohnungen gebaut werden.

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