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Der Förderverein will vom Kellertor aus schnell weitergraben.
© Sebastian Rost

Potsdamer Mitte: Stadtkanal-Förderverein macht Druck aufs Rathaus

Vor einem Jahr hatte der Oberbürgermeister das Stadtkanal-Projekt neu angeschoben - bislang ohne konkrete Ergebnisse. Der Förderverein will das Verfahren beschleunigen.

Im Zuge des von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) gestarteten neuen Anlaufs zur Wiedergewinnung des Stadtkanals drängt der ältere der beiden Fördervereine auf schnelle Ergebnisse. Man wünsche sich so rasch wie möglich eine Freilegung des Kanalabschnitts von der einstigen Kellertorbrücke bis zur Berliner Straße, sagte Vereinschef Siegfried Benn am Mittwochabend vor Journalisten. 

Der Verein präsentierte neue Zahlen

Erstmals legte der Verein dabei eine aktuelle Kostenschätzung vor. Demnach würde die Wiederherstellung des rund 250 Meter langen Teilstücks inklusive des Baus der Kellertorbrücke und der Erneuerung der Straßen und Gehwege in dem Bereich voraussichtlich rund acht Millionen Euro kosten. Errechnet hat diese Summe Siegfried Reibetanz, Geschäftsführer des Berliner Planungsbüros Gruppe Planwerk. Das Büro hatte bereits vor rund zehn Jahren das Plangenehmigungsverfahren für den gesamten Kanalabschnitt vom Tiefen See bis zur Berliner Straße durchgeführt. Realisiert wurde damals aber nur ein kleineres Teilstück von der Havel bis zur Kellertorbrücke. Diese Planungen könnten ohne größeren Aufwand aktualisiert werden, erklärte Reibetanz. Da nicht jeder Verfahrensschritt neu aufgerollt werden müsse, käme man wohl mit Planungskosten in Höhe von 50 000 bis 60 000 Euro aus. Benn übte zugleich Kritik an der Stadt. Obwohl Schubert den Neustart für das Kanalprojekt bereits vor einem Jahr öffentlich verkündet hatte, sei seitdem nichts geschehen. Zwar sei auf seine Anregung hin eine neue Arbeitsgruppe ins Leben gerufen worden, die unter der Leitung von Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos) steht. Diese habe indes nur einmal getagt – ohne brauchbare Ergebnisse. Ein zweites Treffen im Februar sei kurzfristig abgesagt worden.

Seine Hoffnungen setzt der Förderverein nun auf SAP-Mitbegründer und Mäzen Hasso Plattner. Dieser hatte der Debatte neuen Auftrieb gegeben, weil er im PNN-Interview angekündigt hatte, Schubert beim Kanalprojekt unterstützen zu wollen. „Die Stadt hat viel besser ausgesehen mit dem Stadtkanal“, hatte Plattner erklärt und auf die Wirkung von Städten mit Wasserstraßen wie Amsterdam, Kopenhagen und Berlin verwiesen. 
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass sich Plattner beim Thema Stadtkanal finanziell engagiert. Bereits vor 20 Jahren habe der Mäzen bei der Suche nach potenziellen Spendern geholfen, erzählte Benn den PNN. Mit Plattners Hilfe seien damals 1000 Exemplare des im Strauss-Verlag erschienenen Buchs über den Stadtkanal an mögliche Geldgeber verschickt worden. Umgerechnet 19 000 Euro habe Plattner dafür zur Verfügung gestellt. 

Erste Gespräche mit Plattner

Auch wenn bislang keine Zahlen genannt wurden, dürfte es nun um höhere Summen gehen. Erste Gespräche zwischen dem Mäzen und der Rathausspitze über die Möglichkeit eines konkreten Engagements soll es nach PNN-Informationen bereits gegeben haben. Schubert hatte die Wiedergewinnung des Kanals vor gut einem Jahr zu seiner Herzensangelegenheit erklärt, zuletzt aber auch deutlich gemacht, dass der unter Denkmalschutz stehende Wasserlauf nicht in allen Bereichen originalgetreu rekonstruiert werden müsse.

Am ehesten dürfte das den Abschnitt zwischen Berliner Straße und Bildungsforum betreffen, über dessen Gestaltung Schubert ohnehin in diesem Jahr öffentlich diskutieren lassen will. Dort liegt das alte Kanalbett nur zur Hälfte unter dem Parkplatz, es reicht direkt an die Tramgleise heran, sodass an dieser Stelle mindestens die stadtauswärtige Fahrbahn wegfiele, wahrscheinlich aber auch die Gleistrasse verlegt werden müsste.  Auch der Förderverein kann sich in diesem Bereich eine moderne Lösung vorstellen. Benn schlug die Ausschreibung eines städtebaulichen Wettbewerbs vor, bei dem die Teilnehmer Vorschläge entwickeln sollen, wie sich insbesondere die Fläche zwischen den Wohn- und Geschäftshäusern auf der Südseite und dem Kanalbett zu einem Bereich mit hoher Aufenthaltsqualität entwickeln ließe. Reibetanz erklärte, es seien auch Lösungen vorstellbar, bei dem der Kanal nicht in voller Breite ausgegraben würde, sodass die Tram nicht verlegt werden müsste. 

Stadt reagiert zurückhaltend

Die Stadt reagierte auf die vom Verein präsentierten Zahlen zurückhaltend. Man gehe für den Abschnitt von der Kellertorbrücke bis zur Berliner Straße von Planungskosten im sechsstelligen Bereich aus, sagte ein Rathaussprecher den PNN, zu den Baukosten sei eine „seriöse Schätzung“ nicht möglich, diese könne erst auf Grundlage einer aktualisierten Planung erfolgen. Mit dem Beschluss des neuen Haushalts könnten aber auch die Planungen neu aufgerollt werden. Einig sind sich Stadt und Verein immerhin bei der Frage, wo es weiterzumachen gilt: „Vorrangig“ soll ein „hinreichender Planungsstand für die Abschnitte zwischen der Post und der Berliner Straße sowie von dort bis zum fertiggestellten Abschnitt am Kellertor erarbeitet werden“, so der Stadtsprecher. "Damit soll eine nachvollziehbare und belastbare Diskussionsgrundlage für die öffentliche Diskussion geschaffen werden."  

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