Stadtteilspaziergang Schlaatz: Sorgen um Müll, Pfützen und die Zukunft
Der zweite Stadtteilspaziergang mit Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert führte durch den Schlaatz. Besprochen wurden Probleme im Viertel und Pläne für die Zukunft.
Potsdam - Sperrmüll und die Sorgen vor einer baulichen Verdichtung des Plattenbauviertels: Das sind die zwei Hauptprobleme, die beim Stadtteilspaziergang im Schlaatz angesprochen wurden. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte am Sonntag zum zweiten Mal zu einem solchen Rundgang eingeladen. Wie beim Auftakt in Potsdam-West im März kamen rund 90 Teilnehmer – allerdings nur die Hälfte davon tatsächlich Anwohner. Zahlreich vertreten waren die Stadtverwaltung, die kommunalen Unternehmen sowie Wohnungsunternehmen und -genossenschaften, sodass Bürger ihre Probleme direkt an die Verantwortlichen loswerden konnten. Auch etliche Lokalpolitiker waren dabei.
Die Schlaatz-Anwohner zeigten sich grundsätzlich zufrieden mit ihrem Viertel. Der Stadtplan, in dem Problemstellen mit Klebepunkten markiert werden sollten, blieb bis zum Ende des zweistündigen Rundgangs vergleichsweise jungfräulich: Drei rote Punkte, zwei gelbe Punkte und drei grüne Punkte wurden verklebt.
Der erste Hinweis kam von Reinhold Fiedler: Der 79-Jährige berichtete anhand von Fotos am Magnus-Zeller-Platz von Problemen mit großen Pfützen in den Wintermonaten, offenbar verursacht durch mit Blättern verstopfte Gullis. Besonders gefährlich werde das, wenn die Wasserflächen gefrieren: „Ich habe beim Stördienst angerufen – aber es ist nichts passiert.“ Rathausmitarbeiter Thomas Schenke vom Fachbereich Grün- und Verkehrsflächen versprach Besserung.
Auch achtlos liegengelassener Müll sowie Hundekot seien ein Problem, wie ein junger Mann, der aus Liberia nach Potsdam und an den Schlaatz gezogen ist, am Biberkiez kritisierte. Am Sonntag war dort an mehreren Stellen Sperrmüll zu besichtigen. Das Problem ist bekannt, wie Carsten Hagenau vom Arbeitskreis Stadtspuren, in dem alle Vermieter vertreten sind, erklärte. Teilweise handele es sich sogar um „Fremdmüll“, der ins Viertel „reingefahren und abgeworfen“ werde. Gemeinsam mit dem Ordnungsamt, der Stadtentsorgung, der Polizei und dem Grünflächenamt versuche man, das in den Griff zu bekommen. So gibt es an den Müllcontainern etwa große Hinweisschilder mit den Kontaktdaten für die kostenlose Abholung für Sperrmüll. Nichtsdestotrotz wolle man mit der Stadtreinigung künftig noch schneller auf Sperrmüll, aber auch Glasscherben, reagieren, sagte Mike Schubert: „Wir sind noch nicht mit jeder Stelle zufrieden.“
Zu Wort meldete sich auch Steffen Pfrogner, der für die Wählergruppe Die Andere bei der Kommunalwahl antritt. Von einer Anwohnerin wisse er, dass es im Zuge der geplanten Erneuerung des Stadtteils, wie sie 2017 in der „Visionenwerkstatt“ besprochen worden ist, Sorgen vor einer Verdichtung gebe. Sollten weitere Grünflächen verschwinden, werde das zu sozialen Spannungen führen. Oberbürgermeister Mike Schubert sagte, dass die Ideen aus der Werkstatt nicht eins zu eins umgesetzt werden: „Das ist nicht in Stein gemeißelt.“ Man werde gemeinsam mit den Schlaatzern überlegen, was möglich und gewollt ist. Das sei auch Ziel des zu Jahresanfang von Stadt und Vermietern gegründeten Schlaatz-Bündnisses.
Die ProPotsdam will bis 2030 rund 2000 Wohnungen sanieren
Große Pläne hat vor allem die ProPotsdam: Wie berichtet will sie für rund 200 Millionen Euro die rund 2000 verbliebenen unsanierten Wohnungen im Viertel bis 2030 auf Vordermann bringen, weitere rund 500 sind bereits saniert. Wie ProPotsdam-Chef Jörn-Michael Westphal den PNN sagte, haben die Planungen für die Sanierung der ersten 177 Wohnungen am Binsenhof 2-8, dem Bisamkiez 2-6 und dem Wieselkiez 6 begonnen. Dass die ProPotsdam Wohnblöcke um ganze Stockwerke „aufstockt“, wie es die Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 eG (PWG) in Einzelfällen getan hat, ist indes eher unwahrscheinlich. Denn das sei teils teurer als Neubau und höchstens mit Fördermitteln realisierbar, sagte Westphal.
PWG-Vorstandschef Matthias Pludra sagte, dass solche „Aufstockungen“ aus wirtschaftlicher Sicht schwierig seien, auch wenn sie der Nachhaltigkeit dienten, da so nicht neue Flächen für Neubauten versiegelt werden müssten.
Architektenwettbewerb für das Sportforum wird vorbereitet
Auch bei den Planungen für das neue Sportforum geht es voran: Wie berichtet soll die Turnhalle der Gesamtschule am Schilfhof einem neuen Komplex mit zwei Zweifeldhallen, Sanitär- und Umkleideräumen sowie Vereinsräumen unter anderem für Judoka, Gewichtheber, Ringer und Boulderer weichen. Derzeit werde der Architekturwettbewerb vorbereitet, sagte Bernd Richter, Chef des Kommunalen Immobilien Service (Kis) den PNN. Gegen Jahresende rechne man mit einem Siegerentwurf. Wenn Genehmigung und Ausschreibung reibungslos laufen, könne im Frühjahr 2021 Baustart sein und der Komplex gute zwei Jahre später fertig werden. Man wolle in Abschnitten so bauen, dass die alte Halle erst abgerissen wird, wenn die erste neue bereits stehe.
Stadtteilspaziergänge im Potsdamer Norden und Babelsberg geplant
Die Ergebnisse des gestrigen Spaziergangs sollen bei einem Stadtteildialog am 23. Mai um 18 Uhr in der Gesamtschule am Schilfhof mit den Anwohnern besprochen werden. Die nächsten Spaziergänge sind am 10. August im Norden sowie am 9. November in Babelsberg geplant.