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Eine der märkischen Medaillenhoffnungen. Sebastian Brendel vom Kanu Club Potsdam gewann bereits vor vier Jahren in London Olympiagold. In Rio gilt er erneut als heißer Kandidat auf einen Podestplatz.
© dpa

PNN-Olympiaserie "Rio ruft": So lasset die Spiele beginnen

Am heutigen Freitag wird Olympia 2016 offiziell eröffnet. 30 Brandenburger Sportler – davon 18 aus Potsdam – sind für das deutsche Team nominiert und sollen möglichst zehn Medaillen holen. Heute in der PNN-Serie „Rio ruft“: Die Athleten, Ziele und Trainer.

Vor ihm auf seinem Schreibtisch liegt ein Dokument, dessen Inhalt Wilfried Lausch zufrieden stimmt. Es ist die Übersicht aller Brandenburger Sportler, die für die deutsche Mannschaft bei den am heutigen Freitag offiziell beginnenden Olympischen Sommerspielen 2016 nominiert wurden. 30 Aktive hat der Leiter des Olympiastützpunktes Brandenburg insgesamt aufgelistet, drei davon als Ersatzleute. „Auf dieses Ergebnis“, findet Lausch, „können wir wirklich stolz sein. Vor vier Jahren waren 24 Starter und drei Ersatzathleten von uns in London. Das zeigt, dass im vergangenen Olympiazyklus gut gearbeitet wurde und wir einen Schritt nach vorne gemacht haben.“

Ihren Ruf als Sportland habe die Mark damit nachdrücklich untermauert, meint OSP-Chef Lausch. Die Statistiken geben ihm Recht. 452 Sportler – 26 von ihnen in der Reservistenrolle – hat der Deutsche Olympische Sportbund für die Rio-Spiele berufen, was bedeutet, dass immerhin jeder 15. Aktive einer von der Lausch-Liste ist. Und nimmt man die Angaben der Landessportbünde, Olympiastützpunkte oder Landesregierungen bezüglich ihrer Rio-Nominierten, dann ordnet sich Brandenburg – das an der Einwohnerzahl gemessen zehntgrößte Bundesland Deutschlands – auf Position acht ein. Die meisten Teilnehmer entsendet Nordrhein-Westfalen mit 110.

Erwartungen in einigen Sportarten nicht erfüllt

Die Zählweisen der einzelnen Länder sind jedoch unterschiedlich. Manche orientieren sich konsequent nur an der Vereinszugehörigkeit, für andere ist zudem der hauptsächliche Trainingsort entscheidendes Kriterium. Wilfried Lausch rechnet im Falle Brandenburgs das Komplettpaket zusammen. So gehört Stabhochspringerin Annika Roloff, die zwar für ihren niedersächsischen Heimatverein MTV 49 Holzminden antritt, aber in Potsdam trainiert, ebenso zum brandenburgischen „Team Rio“ wie Athleten, bei denen es genau andersherum geartet ist. Die Ruderer Hans Gruhne und Ronja Fini Sturm sowie Judoka Mareen Kräh starten für hiesige Klubs, haben allerdings Berlin als Trainingsmittelpunkt. Und die Straßenradsportlerinnen Romy Kasper und Trixi Worrack sind vorrangig in Leipzig beziehungsweise Erfurt ansässig. „Nichtsdestotrotz sind das aus unserer Sicht Brandenburger“, sagt Lausch.

Eine klare Zuteilung nimmt er auch hinsichtlich der märkischen Positiv- und Negativerscheinungen in der Olympia-Qualifikationsphase vor. Dass nur ein Schütze und eine Judoka sowie überhaupt keine Ringer, Boxer und Gewichtheber in Rio vertreten sind, müsse kritisch gesehen werden. „Da wurden unsere Erwartungen nicht erfüllt“, sagt der 58-Jährige: „Die Ursachen dafür müssen wir jetzt finden und die richtigen Lehren daraus ziehen. Es muss was passieren.“

Fünf Potsdamer Olympioniken mehr als 2012 in London

Viel Richtiges sei in den vergangenen Jahren derweil im Modernen Fünfkampf passiert. Dass mit Patrick Dogue und Christian Zillekens erstmals gleich zwei Brandenburger Pentathleten unter den fünf Ringen wetteifern, „ist ein Riesenerfolg“. Ebenfalls hebt Lausch die Nominierung der 20 Jahre alten Triathletin Laura Lindemann und des erst 17-jährigen Schwimmers Johannes Hintze als „ganz besondere Leistungen“ hervor. All diese lobenden Worte sind nach Potsdam gerichtet. Von dort kommen über die Hälfte der brandenburgischen Rio-Teilnehmer, was den herausragenden Status dieses Standortes verdeutlicht. 18 Potsdamer sind am Zuckerhut dabei, fünf mehr als noch 2012 in London.

Das olympische Leitmotiv besagt zwar, dass dabei sein alles ist. Doch es soll natürlich auch darüber hinausgehen. Lausch: „Die erste Etappe, also die Qualifikation für Olympia, haben wir gut hinter uns gebracht. Jetzt wollen wir auch, dass die zweite Etappe erfolgreich wird.“ Sprich: Es sollen Bestleistungen her – und möglichst Podestplätze. In Abstimmung mit dem Landessportbund und den Sportfachverbänden des Landes hat der Olympiastützpunkt ein Ziel von zehn Medaillen formuliert, drei sollen in Gold glänzen.

Kanu-Rennsportler und Bahnradfahrer sind die Hoffnungsträger

Zur Einordnung: Der Deutsche Olympische Sportbund peilt den Gewinn von mindestens 44-mal Edelmetall an – Brandenburgs Ambitionen entsprechen somit rund einem Viertel der gesamtdeutschen Vorgabe. „Unser Ziel ist sehr hoch gesteckt. Aber wir erkennen auch das Potenzial, in diesen Bereich vorzustoßen“, sagt der OSP-Leiter, der vor allem die Kanu-Rennsportler und die Bahnrad-Asse als Hoffnungsträger im Kampf um olympische Plaketten nennt. Sie waren es auch, die in London abräumten. Sechs Medaillen gingen damals auf das Brandenburger Konto. Potsdams Kanuten holten durch Sebastian Brendel, Franziska Weber, Peter Kretschmer, Kurt Kuschela und Katrin Wagner-Augustin dreimal Gold und einmal Silber, zudem erkämpfte der Cottbuser Bahnradfahrer Maximilian Levy die Plätze zwei und drei.

London 2012 war allerdings das medaillenärmste Olympia für den märkischen Sport nach der deutschen Wiedervereinigung, wie Wilfried Lausch aufzeigt, nachdem er in seinem Büro die Bilanzübersicht hervorgekramt hat. „1992 in Barcelona hatten wir 19 Medaillen gewonnen, 1996 waren es zehn, 2000 acht, 2004 sieben, 2008 elf und 2012 eben sechs“, geht er Olympiade für Olympiade durch. „Die Weltspitze ist einfach immer dichter zusammengerückt. Es auf das Podium zu schaffen, ist daher immer schwerer geworden. Alles muss passen, wenn eine Medaille herausspringen soll“, erklärt er und verknüpft diese Erkenntnis mit einem Wunsch: „Wir hoffen, dass nun in Rio bei vielen unserer Brandenburger Athleten alles passt.“ In diesem Sinne: So lasset die Spiele beginnen.

Lesen Sie hier Folge eins der PNN-Olympiaserie "Rio ruft": Das System hinter den Medaillen.

Lesen Sie hier Folge zwei der PNN-Olympiaserie "Rio ruft": Wo macht Training Sinn? Spitzensportstruktur im Land Brandenburg.

Lesen Sie hier Folge vier der PNN-Olympiaserie "Rio ruft": Die Bilanz der Sommerspiele 2016.

Lesen Sie hier Folge fünf der PNN-Olympiaserie "Rio ruft": Die Paralympics.

Lesen Sie hier Folge sechs der PNN-Olympiaserie "Rio ruft": Die Bilanz der Paralympics 2016.

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