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PNN-Olympiaserie "Rio ruft": „Bin eher ein Potsdamer Sportler“

Hans Gruhne vom Ruder-Club Potsdam verlegte vor einigen Jahren seinen Trainingsmittelpunkt von Potsdam nach Berlin. Im PNN-Interview spricht er über die Gründe dafür und erklärt, warum er sich weiterhin stärker mit der brandenburgischen Landeshauptstadt verbunden fühlt.

Herr Gruhne, Sie gehen für den Ruder-Club Potsdam an den Start, Ihr Trainingsmittelpunkt ist aber der Bundesstützpunkt in Berlin. Als was sehen Sie sich selbst – als Potsdamer oder Berliner Sportler?

Schon eher als Potsdamer Sportler.

Warum?

A) Weil ich für Potsdam starte. B) Weil ich in Potsdam wohne. Da liegen meine Wurzeln. Ich bin zur siebten Klasse hierher auf die Sportschule gekommen und habe über die vielen Jahre in Potsdam meine Heimat gefunden.

Es gibt einige Athleten, die aus anderen Bundesländern nach Potsdam kommen, weil sie hier die optimalen Bedingungen für das Betreiben ihrer Sportart schätzen. Der hessische Schwimmer Yannick Lebherz und Stabhochspringerin Annika Roloff aus Niedersachsen sind nur zwei Beispiele. Im Jahr 2013, zu Beginn des aktuellen Olympiazyklus, sind Sie wiederum zum Training aus Potsdam fortgegangen. Welche Gründe gab es dafür?

Ein Hauptgrund war, dass die Stützpunktstruktur im deutschen Rudersport geändert wurde. Potsdam war nur noch Bundesstützpunkt Nachwuchs, sodass der Fokus dort seitdem auf der Jugendarbeit liegt. Und außerdem war ich damals mehr oder weniger der einzig verbliebene Leistungsträger bei den Erwachsenen in Potsdam, weshalb mir nahegelegt wurde, in Berlin weiter zu trainieren, wo die Trainingsgruppe stärker ist. Das habe ich dann auch so gemacht.

Ein guter Schritt?

Ich denke schon, dass das so richtig war. Dadurch habe ich neue Reize bekommen und meiner Ansicht nach zeigen die Ergebnisse der vergangenen Jahre, dass ich eine gute Entwicklung genommen habe.

Außer der Trainingsgruppenstärke: Gibt es noch andere Aspekte, die für Ihr Training besser in Berlin sind als in Potsdam?

Ich kann sagen, dass es in Potsdam an rein gar nichts mangelt. Das Umfeld, die Bedingungen sind top. Der einzige Unterschied ist, dass wir in Berlin auf dem Hohenzollernkanal trainieren, wo wenig Schifffahrt herrscht. Da kommt uns am Tag vielleicht mal ein Boot entgegen und entsprechend ist das Wasser da ganz ruhig. In Potsdam ist hingegen – vor allem im Sommer – deutlich mehr los. Das macht die Sache etwas schwieriger, ist aber auch kein sonderlich großes Problem.

Für den Olympiazyklus ab 2017 wird nun versucht, einen gemeinsamen Ruder-Bundesstützpunkt Potsdam/Berlin anerkennen zu lassen. Wie denken Sie darüber?

Das wäre eine tolle Sache. Ich würde mich auf jeden Fall sehr darüber freuen, wenn der Potsdamer Standort einen hohen Status bekommt und somit weiterhin eine gute Rolle im deutschen Rudersport spielt. Über die Zukunft des Stützpunktes am Seekrug wird ja schon lange und viel diskutiert. Meine Meinung: Der Stützpunkt muss erhalten bleiben – es wäre einfach nur schade, wenn die ganze Tradition und die großartigen Bedingungen hier untergehen würden.

Rudern ist ein sehr trainingsintensiver Sport, bei dem Abwechslung sehr willkommen ist. Gibt es die für Sie denn in Sachen Trainingsorte?

Ja, natürlich. Wir sind in vielen Lehrgängen. Wenn es im Winter hier in Deutschland kalt ist, reisen wir meist nach Portugal und Spanien, weil dort die Temperaturen angenehm sind und wir aufs Wasser können. Und wenn wir nicht in Berlin sind, ist der Bundesstützpunkt in Ratzeburg unser zweites sportliches Zuhause. Dort finden mehrmals im Jahr zentrale Trainingslager für das Nationalteam statt. Auch der abschließende vor Rio.

Das ist das Stichwort. Sie sind für Olympia nominiert, mussten nach gesundheitlichen Problemen aber lange um Ihren Startplatz im Doppelvierer zittern.

Das war keine einfache Situation für mich. Letztlich bin ich nun überglücklich, dass ich es doch noch geschafft habe. Und nun will ich, wollen wir das Beste rausholen. Unser Ziel ist eine Medaille – möglichst Gold wie bei der WM im vergangenen Jahr.

ZUR PERSON: Hans Gruhne (27) aus Potsdam ist amtierender Ruder-Weltmeister im Doppelvierer. In dieser Bootsklasse wird das Mitglied der Bundespolizei-Sportfördergruppe auch bei Olympia in Rio starten.

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