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Deutscher Wasserball-Pokal 2018 in Potsdam: Sehnsucht nach einem Stückchen Metall

Wie 2015 ist Potsdam Austragungsort der Endrunde im Deutschen Wasserball-Pokal. Der gastgebende OSC startet seinen siebten Versuch, bei Entscheidungsspielen eine nationale Medaille zu holen. Eingestellt ist das Team auf den Kampf um Bronze.

Ein Stückchen Metall – das ist es, wonach sich der OSC Potsdam nun schon seit Jahren sehnt. Etliche Versuche, die erste Medaille in einem nationalen Wasserball-Wettbewerb der Männer zu gewinnen, scheiterten dicht vor dem Ziel. „Die Zeit ist reif“, sagt André Laube, der sportliche Leiter des OSC. „Jetzt wollen wir es endlich packen. Hier, zu Hause.“ Im Sportbad blu. Dort findet am Wochenende die Endrunde des Deutschen Pokals für die Frauen und Männer statt.

Endrunde 2015: "Wunderbar" und "bitter" 

Schon 2015 war Potsdam Austragungsort der Final-Four-Turniere, als sich Deutschlands Wasserballelite noch im Becken des alten Brauhausberg-Bades tummelte. Die Erinnerungen daran sind bei den OSC-Spielern Hannes Schulz und Erik Miers sehr lebendig. Aber sie lösen völlig unterschiedliche Gemütslagen aus. „Für mich war das ein wunderbares Erlebnis“, sagt Miers. Der Potsdamer hatte am Brauhausberg das Schwimmen sowie Wasserball-Abc erlernt und durfte dann dort viele Jahre später mit seinem damaligen Verein Wasserfreunde Spandau den Pokaltriumph feiern. Hannes Schulz, auch ein OSC-Eigengewächs, hockte hingegen wie die anderen Akteure der Gastgeber am Ende fassungslos auf den Steinbänken rund ums Wasser. Erst im Fünfmeterschießen musste sich Potsdam im Spiel um Bronze dem SSV Esslingen geschlagen geben. „Einer der bittersten Moment für den OSC überhaupt“, meint Schulz. Die Medaille sei doch quasi schon zu fühlen gewesen.

Tuchfühlung hat der Brandenburger Club über die vergangenen Jahre hinweg aufgenommen. Dank konsequenter, vor allem auf die Jugendförderung ausgerichteten Arbeit etablierte er sich deutschlandweit unter den Besten seiner Zunft und bestritt bereits sechs Entscheidungsrunden um Titel – viermal im Pokal sowie je einmal in der Meisterschaft und im Supercup. Einen Sieg gab es bislang noch nie, stets blieb nur Rang vier.

Voraussichtlich Bronze-Match gegen ASC Duisburg

Obwohl. Einen Podestplatz könnte es schon gegeben haben. Fest steht das allerdings noch nicht. Und selbst wenn, wäre das nichts, was wirklich glücklich stimmen würde. In der Pokalendrunde 2016 wurde den Wasserfreunden Spandau der Titel aberkannt, weil die Berliner den gesperrten Spieler Moritz Oeler eingesetzt hatten. Durch die Disqualifikation rückten die anderen teilnehmenden Teams einen Rang auf – Potsdam also auf den dritten. Ein Paket voller Bronzeplaketten ist beim OSC bis heute aber nicht eingetroffen. „Weil die Geschichte noch nicht endgültig abgeschlossen ist. Es hängt in der Schwebe“, erklärt Rainer Hoppe, Vorsitzender der Wasserball-Fachsparte im Deutschen Schwimm-Verband. Spandau fühlte sich nämlich zu Unrecht bestraft und legte Protest ein. Man habe sich schließlich vorab beim Rundenleiter informiert, ob Sperren vorliegen würden. Nein, hieß es. Darum wollten die Wasserfreunde die Disqualifikation nicht hinnehmen. „Das Schiedsgericht muss den Fall verhandeln“, sagt Rainer Hoppe. „Wann das passiert, ist offen.“

Beim OSC Potsdam wartet man die Entscheidung geduldig ab. Auf Bronze am grünen Tisch ist jedoch niemand wirklich scharf, in den Briefkopf des Vereins würde dieser Erfolg eher nicht gedruckt. „Wir wollen das selbst mit der Medaille hinkriegen“, sagt André Laube und setzt seine Hoffnungen in das bevorstehende Wochenende. Wie 2015 erwarte man insgesamt rund 800 Zuschauer an beiden Turniertagen. „Unser Fokus wird sich auf das Spiel um Platz drei am Sonntag richten. So realistisch muss man sein“, urteilt Kapitän Hannes Schulz im Wissen um die klare Rollenverteilung im Halbfinale tags zuvor. Da trifft der OSC als Außenseiter auf Titelverteidiger Waspo 98 Hannover, gegen den es unlängst drei klare Playoff-Niederlagen in der Bundesliga-Halbfinalserie gab. Weil auch zu erwarten ist, dass im zweiten Semifinale die Wasserfreunde Spandau den ASC Duisburg bezwingen, läuft alles auf ein Bronzeduell zwischen Potsdam und Duisburg hinaus. „Und da haben wir dann auf jeden Fall unsere Chance“, betont Erik Miers. „Das haben die Ergebnisse in dieser Saison gezeigt.“

Miers: Traumerfüllung zum Ende der Karriere?

Dreimal standen sich beide Mannschaften gegenüber. Beim Supercup behielt das Ruhrpott-Team mit 10:9 die Oberhand, in der Liga siegte der von Alexander Tchigir trainierte OSC auswärts 14:13 und musste sich daheim nach zwischenzeitlich klarer Führung mit einem 13:13 begnügen. „Macht in der Addition bisher ein Unentschieden. Wir sind auf Augenhöhe. Jetzt müssen wir zum richtigen Zeitpunkt vorbeiziehen“, sagt der 34 Jahre alte Ex-Nationalspieler Erik Miers, der voraussichtlich nach der aktuellen Spielzeit seine Karriere beenden wird. „Zum Abschluss ein Medaillengewinn auf Bundesebene mit meinem Heimatverein – das wäre ein Traum.“

Oder noch besser: Gleich zwei dieser begehrten Stückchen Edelmetall einsacken. Nach der Pokalendrunde ist nämlich vor der Playoffserie um den dritten Platz in der Meisterschaft. Auch dabei heißt die Paarung: OSC Potsdam gegen ASC Duisburg – Deutschlands derzeit beste Wasserballteams hinter den übermächtig vorneweg schwimmenden Spandauern und Hannoveranern.

+++ OSC-POKALBILANZ +++

Viermal standen die Wasserballer des OSC Potsdam bereits im Final-Four-Turnier des Deutschen Pokals. Noch gelang ihnen kein Sieg. Das ist ihre Bilanz:

2012 IN DUISBURG

Halbfinale – 4:14 gegen Wasserfreunde Spandau / Spiel um Bronze – 3:12 gegen Waspo 98 Hannover

2015 IN POTSDAM

Halbfinale – 3:10 gegen Wasserfreunde Spandau / Spiel um Bronze – 13:14 nach Fünfmeterschießen gegen SSV Esslingen

2016 IN KREFELD

Halbfinale – 8:13 gegen SV Bayer Uerdingen / Spiel um Bronze – 6:21 gegen ASC Duisburg

2017 IN DÜSSELDORF

Halbfinale – 8:14 gegen ASC Duisburg / Spiel um Bronze – 6:11 gegen Wasserfreunde Spandau

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