Deutscher Pokal im Wasserball in Potsdam: Dramatik pur am Brauhausberg
Die Wasserballer des OSC Potsdam sind stolz, dass sie so ein gutes Turnier gespielt haben. Für den Sieg hat es aber nicht gereicht, eine andere Mannschaft holte sich den Titel.
Potsdam - Nur das leise Plätschern des Wassers und ein paar vereinzelte, zaghafte Anfeuerungsrufe waren noch im Potsdamer Brauhausberg-Bad zu hören. Dann durchbrach das Scheppern beim Einschlag des Balles im Tor die Stille und sorgte für ein Raunen der Enttäuschung. Mit der Erfahrung von über 250 Länderspielen hatte Heiko Nossek das Spielgerät vorbei an Marc Langer in die Maschen geschossen. Es war der fünfte Treffer des SSV Esslingen im Fünfmeterschießen. Das Spiel um Platz 3 in der Endrunde des Deutschen Wasserball-Pokals war damit entschieden, denn der OSC Potsdam hatte sich seinerseits einen Fehlwurf erlaubt und verlor 13:14.
„Das ist ärgerlich. Aber wir können dennoch unglaublich stolz sein, denn wir haben ein tolles Turnier gespielt“, sagte Marc Langer. Der OSC-Torwart, der in den Vorjahren noch Feldspieler war und Anfang der laufenden Saison aus Mangel an Alternativen zum Keeper umgeschult worden war, wurde zunächst auch als Schütze für das Entscheidungsschießen benannt. Nach neuem Reglement ist dies jedoch nicht mehr erlaubt. Deshalb wurde schließlich Artur Tchigir in die Verantwortung genommen – und zu allem Übel war er es, der verschoss. „Das kann in einer solchen Lotterie aber jedem passieren“, fand sein Trainer und Vater Alexander aufmunternde Worte für den Unglücksraben.
Am Ende gluckerten die Hoffnungen ab
Potsdam, das Team, das in der B-Gruppe der Bundesliga spielt, hatte bereits am Samstag im Halbfinale gegen die Wasserfreunde Spandau (3:10) einen großartigen und mitreißenden Kampf geboten. Tags darauf zwang der OSC dann den A-Gruppen-Vertreter Esslingen mit einer herausragenden Leistung beinahe in die Knie. „Wir hätten die Entscheidungen in der regulären Spielzeit herbeiführen müssen“, haderte Marc Langer ein wenig mit den ausgelassenen Chancen in den 32 Minuten, nach deren Ablauf ein 9:9 auf der Anzeigentafel aufgeleuchtet hatte. Die Halle kochte, jeder einzelne Treffer der Hausherren hatte den Brauhausberg beben lassen. Doch am Ende gluckerten die Hoffnungen vom ersten nationalen Medaillengewinn im Männerbereich auf so unglückliche Weise ab.
Auch im anschließenden Finalspiel wurde Dramatik pur geboten. Spandau setzte sich in einem hitzigen Duell gegen Waspo 98 Hannover (Halbfinale: 12:11 gegen Esslingen) durch. 14:12 war das Endresultat – zustande kam es ebenfalls erst nach Fünfmeterschießen. In der Berliner Jubeltraube, die den 30. Pokalsieg der Vereinsgeschichte im Becken feierte, war auch ein Ex-Potsdamer versteckt. Erik Miers hatte beim OSC das Wasserball-Abc erlernt und steht seit 2008 in Diensten des Deutschen Rekordmeisters. „Ich habe schon immer gerne in dieser Halle gespielt, daher ist es ein schönes Erlebnis, hier auch einen Titel zu holen“, erklärte der 31-Jährige, der im Finale vor 500 Zuschauern zwei Tore erzielt hatte.
Deutsche Nationalmannschaft könnte in Potsdam spielen
Insgesamt waren an beiden Veranstaltungstagen trotz des schönen Wetters rund 800 Interessierte in das Bad gekommen. Sie erlebten eine spannende und rundum professionell organisierte Endrunde. „Das Final Four von Potsdam ausrichten zu lassen, war die absolut richtige Entscheidung“, lobte Hans-Jörg Barth. Der Vorsitzende der Fachsparte Wasserball im Deutschen Schwimm-Verband stellte in Anbetracht der großen Wasserball-Begeisterung in Potsdam sogar ein besonderes Highlight in Aussicht: Er könne sich gut vorstellen, zur Eröffnung der neuen Halle – Ende 2016 soll das sein – zum zweiten Mal eine Partie der deutschen Nationalmannschaft in der Landeshauptstadt auszurichten.
„Wir haben mit den vielen Helfern ein tolles Pokal-Event auf die Beine gestellt“, sagte Andreas Ehrl, Wasserball-Abteilungsleiter beim OSC: „Vor allem unser Team hat einen großen Teil zu einem gelungenen Wochenende beigetragen.“ Für die Potsdamer Spieler, die das i-Tüpfelchen nicht setzen konnten, war solche Anerkennung nur ein schwacher Trost. Bei einigen von ihnen musste nicht nur das Schwimmbeckenwasser auf der Haut trocknen, sondern auch so manche Träne.
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