Wie geht es weiter im Schlaatz: Schönheitskur für den Schlaatz
Die Stadt will 2019 ein Entwicklungskonzept für das Problemviertel vorlegen. Dabei soll es unter anderem um den Verkehr gehen - aber auch um die Erhaltung der sozialen Mischung vor Ort.
Schlaatz - Sanierte Wohnhäuser, instand gesetzte Straßen, schön gestaltete Grünflächen: Mit einem Entwicklungskonzept für den Schlaatz will die Stadt dem Problemstadtteil in den kommenden Jahren zu einem besseren Image und mehr Lebensqualität verhelfen. Bis zum Jahresende will das Rathaus gemeinsam mit dem Land konkrete Maßnahmen auf ihre Förderfähigkeit abklopfen, 2019 soll das Konzeptpapier dann von den Stadtverordneten beschlossen werden. Das sagte André Schmitz vom Bereich Stadterneuerung am Donnerstagabend den PNN, Anlass war eine Diskussionsveranstaltung zur Zukunft des Schlaatzes im Friedrich-Reinsch-Haus.
Geprüft werde in dem Zusammenhang auch, ob etwa die Straße An der Alten Zauche für den Durchgangsverkehr gesperrt werden könne, so Schwarz. Die Verbindung zwischen Heinrich-Mann-Allee und Horstweg wird von vielen Autofahrern als Schleichweg genutzt. Auch sollen Fördermöglichkeiten für eine Sanierung der maroden Straße ausgelotet werden. Wie berichtet verfügt der Straßenbauetat der Stadt frühestens ab 2022 über die Mittel, die Straße in Angriff nehmen zu können.
Neubauten und Sanierung der ProPotsdam
Die kommunale Wohnungsgesellschaft Pro Potsdam startet indes ihr auf 15 Jahre ausgelegtes Sanierungsprogramm für den Schlaatz bereits 2019. Mit rund 2500 Wohnungen – fast der Hälfte des gesamten Bestandes – ist sie der größte Vermieter im Stadtteil. Und der einzige, der noch nicht fertig ist. Die Genossenschaften seien mit der Sanierung ihrer Wohnungen praktisch durch, sagte Sandra Ohst vom Arbeitskreis Stadtspuren, dem Dachverband der Potsdamer Wohnungswirtschaft. Die Pro Potsdam hat bislang ein Fünftel ihres Bestandes saniert, der Rest soll bis 2033 in Bauabschnitten von je rund 200 Wohnungen Schritt für Schritt abgearbeitet werden. Knapp 200 Millionen Euro will das Unternehmen wie berichtet investieren, hauptsächlich über Bankkredite und Fördermittel, damit die Mieten möglichst niedrig gehalten werden können. Für die Bewohner wolle man im Kiez zudem eine unabhängige Mieterberatung einrichten, kündigte Pro-Potsdam-Mitarbeiter Gregor Heilmann bei der Diskussionsveranstaltung an. Dieses Modell sei in anderen Plattenbaustadtteilen, etwa in Drewitz, bereits erfolgreich erprobt worden.
Neben den Sanierungsmaßnahmen plant die Pro Potsdam weitere ergänzende Neubauten. Darin wolle man auch Gewerbeflächen schaffen, kündigte Heimann an. Dass diese dringend gebraucht werden, wurde bei der Diskussion deutlich. Ein privater Eigentümer hat gerade ein Gewerbegebäude im Erlenhof saniert, eins der wenigen, die es überhaupt am Schlaatz gibt. Allerdings sind die Mieten dort jedoch offenbar so horrend, dass der früher dort ansässige Postdienstleister nicht mehr zurückkehrte. „Das hat sich für ihn wirtschaftlich nicht mehr gelohnt“, sagte Katrin Feldmann, die beim Sanierungsträger Stadtkontor für die Neubaugebiete zuständig ist. Es gebe zwar einen Interessenten, der bereits in Drewitz einen Zeitungskiosk nebst Postdienstleistungen betreibt und dies gern auch am Schlaatz tun würde – aber auch dieser habe angesichts der aufgerufenen Mieten nur abgewinkt, so Feldmann. Leider habe die Stadt keinen Einfluss auf die Mietgestaltung eines privaten Eigentümers. Die fehlende Post ist für viele Schlaatzer eins der größten Ärgernisse im Stadtteil, gefolgt vom Müllproblem. Praktisch täglich liege irgendwo im Kiez ein Sperrmüllhaufen herum, die meisten davon wohl nicht angemeldet, mutmaßte ein Bürger. Ohst, Heilmann und Schwarz erklärten, die Vermieter, die Stadt und die Stadtentsorgung Step seien in Gesprächen, wie man die Lage verbessern könne. Dazu gehöre auch eine entsprechende Umwelterziehung, die bereits an Schulen beginnen solle.
Der soziale Mix soll erhalten bleiben
Die Initiative für eine Aufwertung des Schlaatzes war wie berichtet von den Wohnungsunternehmen, insbesondere den Genossenschaften und der Pro Potsdam, ausgegangen. Mit einer „Visionenwerkstatt“ hatten sie im vergangenen Jahr Ideen für einen Imagewandel des Stadtteils gesammelt. Inspirationen aus diesem Verfahren will auch die Pro Potsdam in ihren Sanierungsplan aufnehmen.
Der Schlaatz gilt bislang als eines der größten Problemviertel der Stadt. Jeder vierte Schlaatz-Bewohner bezieht Hilfen vom Staat, der Anteil der Arbeitslosen liegt weit über dem städtischen Mittelwert. Der Ausländeranteil ist mit rund 20 Prozent der höchste in ganz Potsdam. Knapp 10 000 Menschen leben dort, am Durchschnittsalter gemessen ist der Schlaatz der jüngste Stadtteil Potsdams. Allerdings ist dort auch die Kriminalitätsrate im Vergleich zum Potsdamer Durchschnitt etwas höher, in den vergangenen Jahren war der Stadtteil immer wieder Schauplatz von Verbrechen.
Erklärtes Ziel der Umgestaltung des Schlaatzes ist nicht nur ein verbessertes Image des Stadtteils. Vor allem soll der soziale Mix erhalten bleiben – und eine Vielfalt von Bewohnern unterschiedlicher Einkommensgruppen.
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