Potsdam: Visionen für den Schlaatz: Gut, besser, Schlaatz?
Mitglieder der Visionenwerkstatt für den Schlaatz krempeln die Ärmel hoch: Sie wollen die Lebensqualität im Stadtteil steigern. Ideen dafür liegen schon auf dem Tisch.
Potsdam/Schlaatz - Eine zentrale Geschäftsstelle für den Stadtteil, kleinteilige Gewerberäume für Neuunternehmer oder ein ausgebautes Beleuchtungssystem. Das sind nur drei Ideen, die am Donnerstagabend im Rahmen der Visionenwerkstatt für den Schlaatz vorgestellt wurden.
Wie berichtet, hatten vier Unternehmen des Arbeitskreises Stadtspuren vier Experten-Teams bestehend aus Architekten, Landschafts- und Sozialplanern sowie Aktionskünstlern, ausgelobt. Diese sollten sich intensiv mit dem Schlaatz und dessen Potenzialen beziehungsweise dessen Zukunft auseinandersetzen. Ihre Ergebnisse präsentierten sie am Donnerstag im Schlaatzer Bürgerhaus vor relativ vielen Zuhörern – von denen allerdings nur rund sieben Personen auch Schlaatz-Bewohner waren. Wie Carsten Hagenau, Projekt-Koordinator vom Arbeitskreis Stadtspuren zu Beginn der Veranstaltung deutlich betonte, handele es sich dabei zunächst nur um Visionen, die auch als solche zu betrachten seien.
Internationale Schlaatz Ausstellung: Vielleicht etwas hoch gegriffen
Einige der Teams brachten in dem Zusammenhang gewagte Vorschläge, wie etwa eine ISA, also eine Internationale Schlaatz Ausstellung zu veranstalten. Etwas hoch gegriffen vielleicht, doch der Tenor dahinter ist klar: Das Image des Schlaatzes soll verbessert werden, niemand solle sich dafür schämen, in dem Kiez zu wohnen. Darin waren sich im Prinzip alle Teams einig. Auch andere Themen wurden mehrmals angesprochen: Das Beleuchtungskonzept des Stadtteils zum Beispiel sei unzureichend ausgebaut. Das Team Tinyhouse University schlug deswegen beispielsweise eine Lichtpromenade vor.
Auch die unübersichtliche Wegeführung war wiederholt Thema, genauso wie die stärkere Nutzung des Gebietes rund um die Nuthe. Von ganzen Parks war hier die Rede oder auch von Anlegestellen für Kanus, die mit dazu beitragen sollen, den Stadtteil attraktiver zu gestalten. Auf den Einwand von Friedrich-Reinsch-Haus-Leiterin Katrin Binschus-Wiedemann, dass das Nuthegebiet teilweise Naturschutzgebiet sei, wurden Lösungen mit stegartigen Wegen vorgeschlagen. Überhaupt war das Thema Grünanlagen allgegenwärtig. Ein schöner Vorschlag dahingehend: Vor den eher kleinen Fenstern der Plattenbauten regalartige Wintergärten aufbauen. Dadurch solle sich die Lebensqualität der Bewohner verbessern, weil sie dann ins Grüne blicken könnten.
Einwohner des Schlaatz sollen bei der Gestaltung ihres Stadtteils mitreden
Viele der Ideen beschrieben auch die direkte Einbindung der Bewohner. Etwa die Einrichtung einer zentralen Geschäftsstelle, die nicht nur die Belange der Schlaatzer aufnehmen, sondern auch koordinieren soll. „Uns ist es ganz wichtig, dass die Bewohner des Schlaatzes bei aller Planung nicht übergangen werden“, sagte Hagenau am gestrigen Freitag den PNN. Deswegen sei gerade dieser Vorschlag des Potsdamer Teams Kiezbunt einer, mit dem sich der Arbeitskreis Stadtspuren sowie die Stadt noch intensiver auseinandersetzen wollen.
Auch die Idee, aktiv Gewerbe im Schlaatz aufzubauen, solle noch einmal aufgegriffen werden. Konkret schlug Tinyhouse University eine Mall aus kleinen Gewerberäumen vor, die im Idealfall auch von Schlaatzern betrieben werden. „Wir wollen das hier vorhandene Potenzial der Menschen aktiv nutzen“, erklärte Hagenau. Gemeinsam mit Vertretern der Stadt, der Pro Potsdam und den Genossenschaften hat er die Präsentationsvorschläge am Freitag noch einmal ausgewertet. Welche davon genau umgesetzt werden, steht allerdings noch nicht fest. „Wir bewegen uns immer noch auf einer abstrakten Ebene“, so Hagenau. „Zunächst haben wir Reiseziele definiert.“ Die Kreativteams haben ihre Aufgabe dabei zunächst erfüllt, werden aber eventuell in Einzefällen zu konkreten Ideen noch einmal herangezogen. Für ihren dreitägigen Einsatz zum Schlaatz wurde jedes Team mit 6000 Euro entlohnt.
„Gut, besser, Schlaatz“: Die Idee für das Motto wird noch vorsichtig vorgetragen
Unter dem Motto „Von der Stadt in der Stadt“ soll der Schlaatz jetzt so gefördert werden, dass er wie eine Kleinstadt funktionieren kann. Neben der Entwicklung von Gewerben und fehlenden Institutionen, wie etwa einem Ärztehaus, stehe die Bewältigung des alltäglichen Lebens zunächst an erster Stelle. Denn so euphorisiert die wenigen anwesenden Schlaatzer nach der Veranstaltung am Donnerstag waren: Es gab auch Einwände. Ein älterer Mann bemerkte, dass alle Visionen ja gut und schön seien. Doch es gelänge ja nicht einmal, die örtlichen Mülleimer sauber zu halten. „An solche Punkte müssen und wollen wir anknüpfen“, so Hagenau. Sauberkeit vor Ort sei ein Dauerbrenner-Thema, genauso wie die Pflege der Grünflächen. „Die Bewohner müssen soweit Vertrauen zu uns haben, dass der Alltag funktioniert“, sagte er am Freitag. Nur darauf könne man aufbauen.
Wie die weitere Planung verläuft, ist noch unklar. Eine kurzfristige Maßnahme sei vor allem die Vernetzung vor Ort, Einzelfragen würden noch geklärt. Klar sei laut Hagenau nur, dass nicht allzu viel Zeit bis zu den nächsten Schritten verstreichen dürfe: „Jetzt sind die Leute euphorisiert, daran muss man anknüpfen.“ Und vielleicht kann das Motto des Schlaatzes dann irgendwann tasächlich so lauten wie es das Team „BAO – Besondere Aufgaben Organisation“ am Donnerstagabend vorschlug: „Gut, besser, Schlaatz“.
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