Neues Innenstadt-Verkehrskonzept für Potsdam: Schöner flanieren dank weniger Autos
Potsdams Verkehrsplaner wollen mit einem neuen Innenstadt-Konzept deutliche Verbesserungen für Fußgänger und Radfahrer erreichen. Die PNN geben einen Überblick über geplante Tempolimits und weitere Einschränkungen für den Autoverkehr.
Potsdam - Tempolimits, Durchfahrverbote, eine größere Fußgängerzone: Am Mittwoch haben die Verkehrsplaner aus dem Rathaus das lang angekündigte Verkehrskonzept für die Innenstadt vorgestellt. Es ist das erste seiner Art. Die PNN geben einen Überblick über das Planwerk, dem allerdings das Potsdamer Stadtparlament noch zustimmen muss.
MEHR TEMPOLIMITS
Das Konzept sieht vor allem zahlreiche Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung der Innenstadt vor. Dafür sind weitere Geschwindigkeitsbegrenzungen geplant. So soll laut Verkehrsplaner Dirk Volkmann vielleicht noch in diesem Jahr eine ausgedehnte Tempo-20-Zone im Einkaufsbereich zwischen Hegelallee, Friedrich-Ebert- und Brandenburger Straße entstehen. Auch andere Bereiche der Innenstadt sollen Geschwindigkeitsbegrenzungen bekommen. Konkret vorgesehen sind Tempo-30-Limits für die Dortustraße zwischen Stadtkanal und Charlottenstraße, dazu unter anderem die Abschnitte Schloß-, Wilhelm-Staab- und Werner-Seelenbinder-Straße sowie Am Neuen Markt. Ein verkehrsberuhigter Bereich mit Schrittgeschwindigkeit soll auf der Allee nach Sanssouci in Richtung Friedenskirche ausgewiesen werden. Für weitere Strecken – etwa in der Charlotten- und der Hebbelstraße – werden ebenfalls Geschwindigkeitsbegrenzungen erwogen. Eine Tempo-30-Regelung wird nicht zuletzt auch für die besonders im Fokus der Stadtplaner liegende Friedrich-Ebert- Straße geprüft, speziell zwischen Nauener Tor und Wilhelmgalerie.
DiE FRIEDRICH-EBERT-STRASSE
Ohnehin soll die Friedrich-Ebert-Straße deutlich fußgängerfreundlicher gestaltet werden. Unter anderem geprüft wird ein Parkverbot mit Lieferzonen für Händler. Auch Touristenbusse sollen aus der Straße verschwinden. Für die Umgestaltung sollen sich Geschäftsleute und Anwohner noch in diesem Jahr an einer Planungswerkstatt beteiligen können – auf diese Methode hatte die Stadt bereits bei der Erstellung des jetzigen Konzepts gesetzt. Dabei hatten sich Anwohner deutlich für eine Begrenzung des Autoverkehrs ausgesprochen (PNN berichteten).
Im Zuge dieser Umgestaltung der Friedrich-Ebert-Straße wird auch erwogen, die als Schleichweg von Hunderten Autofahrern genutzte Gutenbergstraße in Höhe der Ebert-Straße mit einem Durchgangspoller zu sperren – oder mit neuen Einbahnstraßenregeln unattraktiv zu machen. Ebenso soll dem Konzept zufolge der illegale Durchgangsverkehr durch die nur für Fußgänger gedachte Brandenburger Straße grundsätzlich eingestellt werden. Die Einkaufsmeile soll zudem dauerhaft zwischen Ebert-Straße und Bassinplatz erweitert werden. Doch auch das soll erst nach der Umgestaltung der Friedrich-Ebert-Straße erfolgen.
Weitere Maßnahmen: Mittelfristig geplant ist auch, die Haltestellen in der Friedrich-Ebert-Straße barrierefrei auszubauen und mit einer Überdachung zu versehen. Für die an der Straße gelegene Zentralhaltestelle am Platz der Einheit sollen die Umsteigemöglichkeiten verbessert und die Wege verkürzt werden: Die Busse und Bahnen sollen dort mittelfristig eine gemeinsame Trasse bekommen.
KEIN VORRANG FÜR DEN AUTOVERKEHR
Insgesamt soll die Innenstadt für Anwohner und Touristen attraktiver werden und auch ohne Auto erreichbar sein. Für die vielen Fahrradfahrer in der Stadt sind rund 160 neue Abstellmöglichkeiten rund um die Brandenburger Straße geplant. Dafür müssten in der Zukunft rund 20 weitere Auto-Parkplätze weichen, hieß es. Geplant sind auch mehrere Fußgängerinseln, unter anderem an der Kurfürsten-/Ecke Thomastraße und am Platz der Einheit Ost direkt vor der Hauptpost. Generell seien auch mehr Sitzmöglichkeiten vorgesehen, heißt es in dem Konzept.
Neue Parkplätze sind dagegen nicht geplant. Es sei nicht Ziel, den Autoverkehr zu fördern, sagte Chefverkehrsplaner Norman Niehoff. Stattdessen ist aber zum Beispiel für die Breite Straße in Höhe Dortustraße eine neue Haltestelle in Planung, um den dortigen Ministeriumsstandort besser zu erschließen. Mittel- bis langfristig will die Stadt auch sogenannte Mobilitätsstationen einrichten – gemeint sind damit Carsharing-Stationen, weitere Mietfahrräder und Elektroladesäulen. Auch die Erneuerung einiger Straßen in der Innenstadt soll in Angriff genommen werden. Für das Holländische Viertel wird langfristig eine „fußgängertaugliche Pflasterung“ geplant.
ERSTE REAKTIONEN IN DER POLITIK
Potsdams SPD-Fraktionschef Pete Heuer sagte auf PNN-Anfrage, er begrüße unter anderem die Beteiligung der Anwohner in den umliegenden Straßen. Auch mehrere andere Maßnahmen – etwa die Tempolimits oder das Aufstellen von Pollern – würden durchaus vernünftig klingen. Zurückhaltender äußerte sich CDU/ANW-Fraktionschef Matthias Finken. Es sei zwar richtig, die Innenstadt attraktiver zu machen. „Inwieweit Einschränkungen für die Bevölkerungsgruppen, die auf das Auto angewiesen sind, sinnvoll sind, werden wir uns im Detail anschauen und bewerten.“ Linke-Chef Hans-Jürgen Scharfenberg sagte, das Anliegen, die Innenstadt mehr im Sinne von Fußgängern zu gestalten, könne man nicht infrage stellen. Zugleich mahnte er an, dass Potsdam vor allem an anderen Stellen Verkehrsprobleme schaffe – etwa durch die unzureichende Koordinierung von Baustellen an Hauptverkehrsadern.
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Auch wenn sich Autofahrer ärgern werden: Das neue Verkehrskonzept für die Potsdamer Innenstadt hat das Potenzial, die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu erhöhen. Ein Kommentar.
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