Schleichwege in Potsdam: Gutenbergstraße bald Fußgängerzone?
Das Rathaus Potsdam kündigt Maßnahmen gegen Schleichwege an, auch um Anwohner zu schützen. So könnte die Gutenbergstraße teilweise zur Fußgängerzone werden. Ein Überblick über die Planungen.
Potsdam - Mit Pollern und anderen Maßnahmen will die Potsdamer Verkehrsverwaltung Autofahrer ausbremsen, die Schleichwege in der Innenstadt nutzen – auch um die Anwohner besser zu schützen. An anderer Stelle sieht man im Rathaus allerdings keinen Handlungsbedarf. Wie berichtet hatten PNN-Leser auf zahlreiche Schleichwege aufmerksam gemacht, deren Anwohner über die Folgen der zusätzlichen Verkehrslast klagen: Lärm, Abgase und Gefahren für Fußgänger. Die PNN geben einen Überblick.
Gutenbergstraße
Mehr als 400 Fahrzeuge pro Stunden fahren durch die Gutenbergstraße, wenn sie auf dem Weg in Richtung Bassinplatz nicht im Stau in der Hegelallee stehen wollen. Im Rahmen der Erarbeitung des seit Jahren angekündigten Innenstadtverkehrskonzeptes werde nun für 2017 ein Lösungsvorschlag erarbeitet, der zu einer Verkehrsberuhigung führen soll, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow den PNN. Konkret geht es um die Sperrung der Straße für Autos westlich der Friedrich-Ebert-Straße in Richtung Luisenplatz, wie aus einer den PNN vorliegenden, bereits vom Mai datierten Maßnahmenliste für das Konzept hervorgeht. Damit würde de facto die Fußgängerzone in der Innenstadt erweitert, nur Lieferverkehr wäre erlaubt. Allerdings handele es sich noch um einen Zwischenstand, sagte Brunzlow. Die Sperrung werde noch diskutiert, es sei noch ein Workshop geplant.
Bertha-von-Suttner-Straße
Für die Bertha-von-Suttner-Straße, die Autofahrer zur Umgehung des Staus Am Neuen Garten und in der Alleestraße nutzen, ist nach Angaben des Stadtsprechers nunmehr eine Untersuchung beauftragt worden. Auch eine Diskussion mit den Anwohnern zum Ergebnis ist geplant. Zuletzt hatte das Rathaus bereits auf Anfrage der CDU/ANW-Fraktion erklärt, man wolle in dem Bereich die Ampelschaltungen ändern, um den Verkehrsfluss zu verbessern und die Nutzung des Schleichwegs überflüssig zu machen. Anwohner hatten gegenüber den PNN beklagt, der Durchgangsverkehr treibe wegen des schlechten Straßenpflasters den Lärmpegel vor Ort in die Höhe.
Brandenburger Straße
Einen illegalen Schleichweg haben Anwohner der Hermann-Elflein-Straße identifiziert – und der geht über die Brandenburger Straße. Damit würden Autofahrer den Innenstadtring deutlich abkürzen. Doch die dortige Fußgängerzone dürfe nicht überfahren werden, warnte Brunzlow: „Wir arbeiten hier an Verbesserungen, die Poller werden erneuert oder ausgetauscht und weitere Poller sind geplant.“ Anwohner hatten den PNN berichtet, dass ein bereits aufgestellter Poller kurzerhand umgelegt werden kann: „Keinen Abend übersteht dieser aufrecht. Das stört aber weder Ordnungsamt noch Polizei. Nur die Anwohner ärgern sich über den Lärm und die Fußgänger auf der Brandenburger leben weiterhin gefährlich.“
Klein Glienicke
Leser hatten zuletzt auch die Lage in Klein Glienicke kritisiert – dort bögen zahlreiche Autofahrer von der Bundesstraße 1 in die Straße Am Waldrand ab, um von dort über die Wannseestraße oder den Böttcherberg über die Parkbrücke nach Babelsberg zu gelangen – statt einen langen Bogen über die Berliner und die Nuthestraße zu fahren. „Weder der Zustand der Pflasterstraßen noch die Dimension der Parkbrücke sind für diesen Verkehr geeignet“, schrieb eine Leserin. Doch trotz zahlloser Anfragen im Rathaus passiere nichts. Stadtsprecher Brunzlow hielt dagegen, eine Beschränkung von Schleichverkehren wirke sich nicht nur auf die Durchfahrenden aus, sondern hätte ebenfalls negative Auswirkungen auf die Anlieger – die dann gegebenenfalls längere Wege zurücklegen müssten. Dies gelte insbesondere für Klein Glienicke. „Dort wurde auch festgestellt, dass es keine erhöhte und unzumutbare Belastung gibt“, sagte Brunzlow.
Bornim
Ähnlich ist die Sachlage in Bornim. Leser hatten den Hügelweg und die Florastraße in dem schnell wachsenden Wohngebiet genannt, über die inzwischen mit vielen neuen Ampeln gespickte Potsdamer Straße umfahren werden kann. Allerdings werde auch hier der der Durchgangsverkehr als zumutbar eingeschätzt, erklärte Stadtsprecher Brunzlow.
Pfingstberg und Bornstedter Feld
Keinen Handlungsbedarf sieht die Stadt auch bei Schleichwegen in der Nauener Vorstadt und im Bornstedter Feld, mit denen Autofahrer Staus auf der Nedlitzer Straße und der Jägerallee umgehen. So sei eine Strecke über die Straße Am Pfingstberg bereits in den vergangenen Jahren untersucht worden, so Brunzlow: „Es wurden wenige Ausweichfahrten festgestellt und es gibt dort kaum Anwohner.“ Die Situation habe sich nach Kenntnisstand der Verwaltung eher verbessert. Ähnlich verhalte es sich etwa bei der Georg-Hermann-Allee, die ohnehin keine reine Anliegerstraße sei.
Kolonie Daheim
Auch Anwohner der Siedlung Kolonie Daheim in der Teltower Vorstadt haben sich gemeldet, weil Autofahrer, die von der Heinrich-Mann-Allee zur Friedrich-Engels-Straße wollen, die Siedlung als Abkürzung nutzen: „Wir haben eine Kopfsteinpflasterstraße“, berichtet ein Anwohner, der von erheblichen Erschütterungen durch den Verkehr sprach. Stadtsprecher Jan Brunzlow sagte, in diesem Fall müsse tatsächlich die Verträglichkeit des Ausweichverkehrs geprüft werden. Die CDU/ANW-Fraktion hat wie berichtet bereits einen Antrag in der Stadtverordnetenversammlung für ein besonderes Verkehrsmonitoring gestellt – um regelmäßig Anliegerstraßen zu identifizieren, die vom Durchgangsverkehr genutzt werden. Dann könnten auch konkrete Gegenmaßnahmen ergriffen werden, so die Unionsfraktion. Am 7. Dezember steht das Thema auf der Tagesordnung des Kommunalparlaments.
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Ob es jetzt noch viel nützt, das letzte Schlupfloch Gutenbergstraße zu schließen, ist fraglich. Zudem fehlt die Antwort auf die Frage, wo die Anwohner parken sollen, wenn die Straße gesperrt wird. Überzeugend wirkt das alles jedenfalls noch nicht. Ein Kommentar >>
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