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So soll das Doppelgleis an der Nedlitzer Straße aussehen.
© Verkehrsbetrieb Potsdam
Update

Verkehrschaos im Potsdamer Norden droht: Zwei Gleise für Tramtrasse an Roten Kasernen ab 2024

Für die umstrittene Trasse der Straßenbahn nach Krampnitz zieht der Verkehrsbetrieb einen Bauabschnitt vor. Dabei wurde die Trasse erst vor wenigen Jahren fertig.

Potsdam - Wegen der Vorbereitungen für die umstrittene Tramtrasse in Richtung Krampnitz müssen sich Autofahrer im Potsdamer Norden schon früher als gedacht auf Verkehrsbehinderungen rund um die Nedlitzer Straße einstellen. Denn die Verkehrsbetriebe wollen den zweigleisigen Ausbau der vor weniger als vier Jahren fertiggestellten Tramtrasse an den Roten Kasernen vorziehen. So würde dort schon 2024 und 2025 gebaut – was für viele Monate zur Sperrung der Bundesstraße in mindestens einer Fahrtrichtung führen wird. Das bestätigten Projektverantwortliche bei einer Pressekonferenz im Vorfeld des Online-Bürgerdialogs zum „Forum Krampnitz“ am Dienstagabend.

Verkehrsbehinderungen zwei Jahre früher

Bisher sollte das Doppelgleis im Zuge des Baus der Tramtrasse ab 2025 in Angriff genommen werden – mit den neuen Planungen würden nun die Behinderungen entlang der Bundesstraße um knapp zwei weitere Jahre verlängert. Erst Ende 2029 soll die Tramlinie fertig sein, wie berichtet sind dafür auch umfangreiche Bauarbeiten entlang der Bundesstraße zwischen Neu Fahrland und Krampnitz nötig – ebenfalls einhergehend mit Verkehrsbehinderungen.
Für den vorgezogenen Bauabschnitt soll bis Ende des Jahres ein eigenes Planfeststellungsverfahren gestartet werden, sagte der Technikchef des kommunalen Verkehrsbetriebs (ViP), Uwe Loeschmann. Dann könne man diesen Streckenabschnitt schon Ende 2025 in Betrieb nehmen. Das werde rund 7,5 Millionen Euro kosten. Die neue Tramtrasse soll dabei neben dem bestehenden Gleis in Richtung der dortigen Einkaufsmärkte entstehen. Unter anderem müssten dafür, weil so auch weniger Platz für die Fahrbahnen und Gehwege vorhanden wäre, diverse Birken und auch Eichen gefällt werden, hieß es. Auch werde man die Bundesstraße sperren und den Verkehr umleiten müssen, sagte der beim ViP zuständige Planer Martin Langhof. Der Bau der Tramtrasse bis Ende 2017 hatte auf der Umleitungsstrecke über die Potsdamer Straße und die Amundsenstraße für monatelangen Dauerstau gesorgt.

Rubelt: Bedarf damals nicht absehbar

Dass damals nicht schon ein zweites Gleis gebaut wurde, dürfte nicht jeder verstehen. „Man war der Auffassung, dass das reicht“, sagte ViP-Chef Loeschmann, der erst 2020 zum Unternehmen kam. Doch nur mit einem Doppelgleis könne die künftige Strecke leistungsfähig genug sein. Das sei eben der Dynamik der Stadtentwicklung geschuldet, der jetzige Bedarf sei so nicht absehbar gewesen, sagte Baudezernent Bernd Rubelt (parteilos), der auch erst seit Mitte 2017 im Potsdamer Rathaus wirkt. So war die Entwicklung von Krampnitz bis Anfang 2017 wegen allerlei juristischen Auseinandersetzungen noch ungewiss – das einzelne Gleis wurde schon ab Oktober 2016 gebaut, damals ebenso für mehr als sieben Millionen Euro. Das dafür nötige Planfeststellungsverfahren sei noch vor der Bundesgartenschau vor 20 Jahren über die Bühne gegangen, erinnerte sich der Chef der kommunalen Pro Potsdam, Bert Nicke, der mit einem städtischen Entwicklungsträger den neuen Stadtteil Krampnitz gestalten will.


Die Tram nach Krampnitz ist das Schlüsselprojekt für den Stadtteil, der einmal 10.000 Einwohner haben soll. Ohne die Tramanbindung dürfen es maximal 5000 werden, hatte das Verkehrsministerium bereits klargestellt - bis dahin sollen Busse für den öffentlichen Nahverkehr sorgen. Doch gibt es bereits Klagedrohungen. So bekräftigte der Eigentümervertreter des vor der Fertigstellung stehenden Hauses in der Tschudistraße 6, Manfred Angel, dass er gegen das Vorhaben juristisch vorgehen werde. So führt die Tram aus seiner Sicht zu nah an dem Haus vorbei, was dessen Wert massiv mindern würde. „Die Planungen sind eine Katastrophe“, sagte er den PNN am Dienstag.

Das Haus war vor fünf Jahren bereits von der Bauverwaltung genehmigt worden – auch dies nun eine Belastung für die Krampnitz-Planungen. Wie berichtet muss für die Trasse auch noch ein Ausgleich mit dem Landesdenkmalamt gefunden werden, weil nach bisherigen Planungen auch ein im Wege stehendes denkmalgeschütztes Chausseehaus abgerissen oder versetzt werden muss.

Planungen für gesamte Trasse gehen weiter

Gleichwohl gehen die Planungen für die Tramtrasse  weiter. ViP-Chef Loeschmann sagte, derzeit würden für die Linie zwischen Campus Jungfernsee und Krampnitz die nötigen Gutachten erstellt, auch zum Thema Schallschutz und Erschütterungen. Der Stand der Planungen wurde am Dienstagabend im Krampnitz-Forum vorgestellt, das coronabedingt in digitaler Form stattfand. Mehr als 70 Menschen nahmen daran teil, besonders die Verkehrsplanung sorgte für zahlreiche kritische Nachfragen, auch zur Finanzierung des 150-Millionen-Euro-Projekts. Dazu sei man seit drei Jahren in Verhandlungen mit entsprechenden Bundesbehörden, so die Bauverwaltung.

Nicke von der Pro Potsdam sagte, für Mitte des Jahres sei auch der Baubeginn der nötigen Grundschule in Krampnitz geplant, schon jetzt sei man auch „mitten in der Altlastenbeseitigung“ auf dem einstigen Kasernengelände. Seit Februar 2020 habe man unter anderem mehrere hundert Tonnen Asbestabfälle entsorgt, auch der Abriss von 40 alten Gebäuden laufe. „Wer lange nicht da draußen war, wird überrascht sein, was sich alles getan hat“, so Nicke.

Für die erste Ausbaustufe von Krampnitz mit bis zu 5000 Einwohnern räumte Nicke ein, dass dann kaum Sozialwohnungen möglich seien - weil vor allem alte Bestandsgebäude als neuer Wohnraum saniert werden sollen. Das sei aber teuer, machte  Nicke deutlich. Hauptinvestor ist bekanntlich der Konzern Deutsche Wohnen. Stadtwerke-Chefin Sophia Eltrop kündigte umfangreiche Leitungsarbeiten in dem Viertel an – dafür seien 30 Millionen Euro vorgesehen. Unter anderem ist ein spezielles Niedrigtemperaturnetz im Boden geplant, um Geothermie nutzen zu können. Dafür habe man erste Genehmigungen für Probebohrungen erhalten, so Eltrop – nun werde man sehen, wie umfangreich man diese erneuerbare Energien nutzen könne. Wie berichtet soll Krampnitz ein autoarmes und klimafreundliches Vorzeigeviertel werden. So wurden im Forum Krampnitz Entwürfe für Quartiersgaragen für bis zu 700 Fahrzeuge gezeigt, die beispielsweise auch mit Solaranlagen ausgerüstet werden können. Pro Anwohner ist derzeit ein halber Stellplatz vorgesehen – aus Sicht von Kritikern ist das zu wenig.

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