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Kunst-und Kulturzentrum "Rechenzentrum" Potsdam
© Andreas Klaer

Neue Details, neue Zahlen: Rechenzentrum: Jede Variante kostet Geld

Ein Erhalt des Rechenzentrums wäre teuer - doch den Abriss gibt es auch nicht umsonst, wie neue Zahlen der Stadt zeigen.  Auch zum geplanten Ersatzquartier gibt es Details. 

Potsdam - Bei einem Erhalt des Rechenzentrums in der Breiten Straße entstehen für die Stadtverwaltung weitere finanzielle Risiken. Denn verbleibe das Gebäude bei der Stadt, dann drohe die Rückzahlung von 4,6 Millionen Euro Fördermitteln, erklärte der für Sondervorhaben im Rathaus verantwortliche Projektchef Harald Kümmel am Dienstagabend im Bau- und tags darauf noch einmal im Hauptauschuss.

Das Geld hatte demnach das Rathaus und sein Sanierungsträger für die Potsdamer Mitte für den Ankauf des DDR-Baus erhalten, dessen Abriss schon lange geplant und umstritten ist – unter anderem weil er einem Kirchenschiff für die Garnisonkirche im Wege stünde. Gleichwohl hatte die Stadtpolitik auf Antrag der Linken eine Untersuchung in Auftrag gegeben, was ein Erhalt des derzeit als Kreativhaus genutzten Baus kosten würde – bis zu 10,6 Millionen Euro, so das zuletzt vom Rathaus vorgestellte Ergebnis. Dies würde auch höhere Mieten für die dortigen Künstler bedeuten und wäre je nach Variante auch teurer als ein Neubau. Hinzu kommen nun noch die neu genannten Risiken.

Auch der Abriss wäre teuer

Auf Nachfrage von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) stellte Kümmel auch die schon vor Jahren kalkulierten Kosten für den Abriss des Rechenzentrums vor: Diese würden sich auf mindestens zwei Millionen Euro belaufen. Dazu kämen rund 1,5 Millionen für die Herrichtung eines repräsentativen Umfelds. 

Angesichts noch wahrscheinlicher Baukostensteigerungen fasste Schubert das so zusammen: „Für rund vier Millionen Euro bekommt man eine Freifläche.“ Jede Variante vor Ort werden etwas kosten. Zugleich ließ Rathausmann Kümmel offen, welche Summe die Stadt bei einem Verkauf des Rechenzentrums an einen Investoren erhalten könnte – im Gegenzug zur drohenden Rückzahlung der Fördergelder. 

Viel Lob für das Ersatz-Kreativzentrum

Mit Investoren arbeitet die Stadt auch ganz in der Nähe: Für das von dem Berliner Investorenbüro „Glockenweiß“ geplante Kunst- und Kreativquartier als Ersatz für das Rechenzentrum zeichnet sich eine breite Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. Im Bauausschuss gab es am Dienstagabend nur – teils überraschende Bedenken – bei linken Stadtpolitikern. Jedoch überwog das Lob. Pete Heuer (SPD) sagte, gerade die Lösung für den einstigen Langen Stall überzeuge ihn – er erinnerte zum Vergleich auch an die vor Jahren verworfenen Pläne für einen gesichtslosen Wohnriegel an der Stelle. Auch Saskia Hüneke (Grüne) sprach von einem „Glücksfall“, gerade die Flexibilität des Raumkonzepts.

Gegen den Plan stimmte die Fraktion Die Andere und auch Anja Günther (Linke) – ihre Partei sei eben gegen Grundstücksverkäufe wie hier vorgesehen, so die Begründung der Stadtverordneten. Eine Option auf Erbbaupacht hatte der Investor nicht wahrgenommen und sich für den Kauf des Filetgrundstücks zum Festpreis von elf Millionen Euro entschieden. Auf einen Verkauf zum Höchstgebot hatte die Stadt zugunsten möglichst geringer Mieten verzichtet, auch mit Billigung von den Linken. Im Hauptausschuss wurde das Thema vertagt, um andere Ausschuss- entscheidungen abzuwarten.

Wird es einen "Platz der Kosmonauten" geben?

Die Firma „Glockenweiß“ unter dem Potsdamer Christopher Weiß hatte sich bei einer Konzeptvergabe gegen zwei Konkurrenten durchgesetzt, um das ehemalige Areal der Feuerwache an der Werner-Seelenbinder-Straße zu bebauen. Hier gab der Bauausschussvorsitzende Wieland Niekisch (CDU) dringend mit auf den Weg, es dürfe „kein Ostalgie-Viertel“ entstehen. Hintergrund sind die vom Investoren vorgeschlagenen Straßennamen, die sich an dem denkmalgeschützten Rechenzentrum-Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ anlehnen, welches stückchenweise an den Gebäuden in dem Quartier angebracht werden soll. Als Namen sind etwa eine Karl-Marx-Straße, ein Satellitenhof und ein Platz der Kosmonauten genannt worden. Niekisch sagte, dies alles müsse man noch einmal überdenken. Das Mosaik solle im Zusammenhang erhalten werden und könnte am geplanten DDR-Museum im „Minsk“ am Brauhausberg als lehrreiche Denkmalsstätte aufgebaut werden. Gleichwohl stimmte er den Planungen zu.

Demnach werden bis 18.400 Quadratmeter Nutzfläche für die Kreativwirtschaft geschaffen, 7000 Quadratmeter davon zu einer Anfangsmiete von neun Euro nettokalt. Ein erster Bauabschnitt mit rund 7000 Quadratmetern Nutzfläche soll bereits im Oktober 2023 fertig sein – zum Vergleich: Das jetzige Rechenzentrum bietet 5000 Quadratmeter. Durch die Größe der Anlage ist auch eine Quersubventionierung möglich: Solvente Mieter sollen die vergleichsweise niedrigen Mieten anderswo im Quartier stützen. Unternehmer Weiß nannte auf PNN-Anfrage eine Summe von bis zu 85 Millionen Euro, die er investieren wolle.

Ohne Gegenstimmen wurden im Hauptausschuss auch die neuerlichen Mehrkosten in Höhe von rund 300.000 Euro für den Weiterbetrieb beschlossen, unter anderem aus Brandschutzkosten. Damit summieren sich die Mehrkosten für den Betrieb des 2015 an die Künstlerszene übergebenen Hauses auf inzwischen 960 000 Euro. Ob weitere Zuschüsse bis 2023 nötig seien, blieb im Ausschuss offen.

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