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Im Blickfeld. Die Volleyball-Bundesliga kämpft um die Gunst der Fernsehzuschauer. 
© Friso Gentsch/dpa

Volleyball im deutschen Fernsehen: Die Intelligenz einer Kamera

Die Bundesliga-Volleyballerinnen des SC Potsdam empfangen Spitzenreiter Stuttgart und sollen "ein anderes Gesicht" zeigen. Zu sehen gibt es das Spiel im Free-TV, wo sich der Volleyball weiter etablieren möchte. Dafür wird auf innovative Technik gesetzt. 

Potsdam - Eugen Benzel gibt ein Versprechen. „Die Mannschaft wird ein anderes Gesicht zeigen. Auf jeden Fall“, sagt der Teammanager des Frauenvolleyball-Bundesligisten SC Potsdam. Nach dem schwachen Auftritt zuletzt beim 0:3 in Vilsbiburg soll am Mittwoch bei der Heimpartie gegen den Allianz MTV Stuttgart die „richtige Reaktion“ folgen (Beginn: 18.10 Uhr/MBS-Arena). Zu hoch hängt Benzel die Erwartungen ans Resultat aber nicht. „Wir treffen schließlich auf keinen Aufbaugegner.“ Stuttgart ist unbezwungener Spitzenreiter.

Mit einer guten Leistung möchte sich der SCP positiv ins Licht rücken, wenn aus ganz Deutschland zugeschaut wird – an den Fernsehgeräten. Der Sender Sport1 überträgt das Spiel. Erst zum dritten Mal wird Volleyball live aus der MBS-Arena im Free-TV ausgestrahlt. „On air“ in seinem „Wohnzimmer“ war der SCP bisher vergangene Saison beim Ligamatch gegen Schwerin und während dieser Spielzeit als Teil einer Konferenzschaltung beim Pokal-Halbfinale ebenfalls gegen den Deutschen Rekordmeister aus Mecklenburg-Vorpommern.

SCP hofft auf überregionale Sponsoren durch TV-Präsenz

Für die Volleyball-Bundesliga (VBL) sei diese nationale Aufmerksamkeit „enorm wertvoll“, wie Eugen Benzel betont. „Wir Vereine können uns in ganz Deutschland bekannt machen. Dadurch hoffen auch wir vom SC Potsdam, in Zukunft mehr überregionale Sponsoren gewinnen zu können. Die empfinden solch große Präsenz ja als besonders lukrativ“, erklärt er.

Die Perspektive für Sichtbarkeit im Fernsehen ist potenziellen Unterstützern gegeben. Sport1 und der Ligaverband haben eine Lizenzvereinbarung zur umfänglichen Live-Berichterstattung bis einschließlich zur Saison 2020/21 geschlossen, nachdem das Spieljahr 2017/18 als erfolgreiches Pilotprojekt beurteilt worden war. Die anfänglichen Übertragungen – mehrfach war der SC Potsdam mit von der Partie – stimmten in der Quotenauswertung zufrieden. Etwa sahen das letzte SCP-Playoffspiel in Dresden bis zu 210.000 Leute, durchschnittlich waren es 130.000 – Potsdams Top-Wert bisher. Das teilte ein Sport1-Sprecher auf PNN-Anfrage mit. Diese Saison kamen die Partien der Frauen-VBL auf 70.000 Zuschauer im Schnitt. Die schon im TV durchaus etablierte Frauenfußball-Bundesliga, von der Sport1 auch live berichtet, sahen sich in der Spielserie 2018/19 durchschnittlich 140.000 Interessierte an – Turbine Potsdam gegen den FC Bayern München steht mit 240.000 zu Buche.

Keine hohen Zusatzkosten mehr für die Vereine

Mindestens 51 Live-Volleyballspiele aus den 1. Bundesligen und nationalen Pokalwettbewerben zeigt die Münchner Sendeanstalt nunmehr pro Saison. Auf mindestens 33 kommt dabei die deutsche Damen-Eliteliga. In der aktuellen Hauptrunde wird der SC Potsdam fünfmal zu sehen sein – am Mittwoch ist das dritte Mal.

Und anders als voriges Jahr müssen die Vereine auch nicht mehr in die eigene Tasche greifen, um Gastgeber für das Fernsehen zu sein. Laut Teammanager Eugen Benzel steuerte der SCP damals 6500 Euro zu den Produktionskosten bei, stemmte dies mit Hilfe eines Sponsoren. „Jetzt ist das zum Glück nicht mehr nötig“, sagt Benzel. Grund ist die Aussicht, dass dank der Kooperation von der VBL mit dem Dienstleister sporttotal.tv für die Produktionen weitaus weniger Kosten anfallen. Bisher nehmen vier bemannte Kameras und eine nicht besetzte Kamera an der Netzkante das Geschehen auf. Vor Ort arbeitet die Regie, es entsteht hoher Technik- und Personalaufwand. Womöglich erfolgt dieses Prozedere heute in Potsdam zum letzten Mal.

Dank Kamerasystem auch Übertragungen aus dem Amateurfußball

Danach soll auf das sogenannte Remote-Verfahren gesetzt werden. In den Hallen wird dann nur noch ein kleines Helferteam Kameras einrichten, die Sendesignale werden aber bei sporttotal.tv in Köln verarbeitet. Herzstück ist dabei ein vollautomatisiertes Kamerasystem, das bereits jetzt Internet-Livestreams von allen Volleyball-Bundesligaspielen kostenfrei auf der sporttotal-Onlineplattform ermöglicht. Die Kameras mit 180-Grad-Spektrum – in der MBS-Arena sind seit Ende Oktober zwei davon fest installiert – erfassen durch ihre Software genau, wo sich der Ball befindet, und verfolgen so selbstständig das Treiben auf dem Feld.

Als erste deutsche Profiliga nutzt die VBL jene Technik inklusive der Streams. Weit über 400 Kamerasysteme hat sporttotal.tv bereits in der Bundesrepublik angebracht. Für diverse Sportarten. Zum Beispiel wird mit dem Fußball-Landesverband Brandenburg kooperiert. Dadurch können unter anderem die Heimspiele des Verbandsligisten Werderaner FC live oder in der Wiederholung angeschaut werden. Die intelligente Kamera hat dann alles im Blick, was auf dem Werderaner Insel-Fußballplatz passiert.

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