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In Potsdams Rathaus werden viele Mitarbeiter krank.
© Sebastian Gabsch

Fachkräftemangel in der Stadtverwaltung: Rathaus Potsdam lockt Mitarbeiter an

Gegen Fachkräftemangel setzt das Potsdamer Rathaus auf Geld und Vergünstigungen. Doch der Krankenstand ist weiter hoch.

Potsdam - Potsdams Stadtverwaltung wird in den nächsten Jahren ihr Gesicht verändern. Und zwar buchstäblich. Denn von den derzeit 2423 Rathausmitarbeitern gehen bis zum Jahr 2026 insgesamt 466 in den Ruhestand. Darunter sind sieben von 18 Fachbereichsleiter. In machen Jahren sind es mehr als 60 Mitarbeiter auf einmal. Sie müssen zusätzlich zur normalen Fluktuation ersetzt werden. Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass das Rathaus seinen Personalbestand ja eigentlich wegen der wachsenden Bevölkerung erweitern will. Das stellt die Behörde allerdings vor einige Probleme, wie am Dienstag bei der Vorstellung des Personalberichts 2018 deutlich wurde.

Eine große Herausforderung ist, dass der Fachkräftemangel in einigen Berufen inzwischen auch voll auf die Stadtverwaltung durchschlägt. Die Stadt schreibt immer mehr Stellen aus, bekommt aber immer weniger Bewerbungen. Im Jahr 2014 wurden demnach rund 200 Stellen ausgeschrieben, im vergangenen Jahr waren es 274. Die Zahl der Bewerbungen brach innerhalb eines Jahres um rund 20 Prozent ein. Die wenigsten Bewerbungen gibt es für Stellen in den gefragtesten Berufen, dazu zählen laut Personalbericht IT-Fachleute, Ärzte, Veterinäre, Ingenieure und Sozialarbeiter. Auch bei der Feuerwehr bewerben sich den Angaben zufolge immer weniger ausgebildete Einsatzkräfte, weswegen man verstärkt auf die eigene Ausbildung setze.

Bis zu 1000 Euro Zuschlag monatlich

Im Rathaus möchte man die Jobs nun attraktiver machen. Zum einen könnte es für Mitarbeiter in sogenannten Mangelberufen künftig einen kräftigen Gehaltszuschlag geben- für maximal zwei Jahre. Die Beigeordnetenkonferenz habe dies bereits beschlossen, sagte Fachbereichsleiterin Karin Krusemark. Nun werde intern daran gearbeitet die Voraussetzungen zu schaffen. Demnach sind für IT-Fachkräfte oder Ingenieure Zuschläge bis zu 1000 Euro monatlich möglich. Profitieren könnten sowohl Neueinsteiger im Rathaus als auch vorhandene Mitarbeiter, die so von einem Wechsel auf lukrativere Posten in der Wirtschaft abgehalten werden sollen. Unter die Regelung fallen derzeit 278 Stellen in der Stadtverwaltung. Würden alle betroffenen Mitarbeiter den für ihre Position maximalen Zuschlag erhalten, könnte das die Stadt zusätzlich 4,3 Millionen Euro kosten.

Aber im Rathaus wird auch über andere Möglichkeiten nachgedacht, um die Verwaltungsjobs attraktiver zu machen: Dabei werde über eine Kooperation mit den städtischen Betrieben nachgedacht, hieß es. Ein Variante wäre, über die Pro Potsdam Werkswohnungen für die Bewerber anzubieten. Allerdings sei das angesichts des angespannten Wohnungsmarktes gegenüber den anderen Wohnungssuchenden schwierig zu vertreten, so Krusemark. Für die Gesundheitsvorsorge könnten den Rathausmitarbeitern die Leistungen des städtischen Klinikums Ernst von Bergmann angeboten werden. Bisher noch nicht diskutiert worden sei das Jobticket für den öffentlichen Nahverkehr. Bisher können Rathausmitarbeiter so rund fünf Prozent Rabatt für ihr Monatsticket beim Potsdamer Verkehrsbetrieb bekommen.

Zusätzliche Mitarbeiter sollen nicht nur den Potsdamer nutzen, sondern auch die vorhandenen entlasten. Wie berichtet gab es zuletzt 175 Überlastungsanzeigen. Diese können Arbeitnehmer stellen, wenn sie wegen zu viel Stress erhebliche Fehler nicht mehr ausschließen können und sich und im Rahmen etwaiger Haftungsansprüche absichern wollen. Die meisten Überlastungsanzeigen kamen aus dem Sozialdezernat des jetzigen Oberbürgermeisters Mike Schubert (SPD). Immerhin: 2017 ist die Zahl der Krankentage trotz Stellenaufstockung zumindest leicht gesunken. Pro Kopf fielen Rathausmitarbeiter 24 Arbeitstage aus - das sind fast fünf Wochen. 

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