Potsdam: Rathaus bekommt Fachkräftemangel zu spüren
Schon jetzt fehlen Fachkräfte im Rathaus, doch in Zukunft könnte sich die Situation weiter verschärfen: Potsdams Verwaltung steht Generationswechsel bevor.
Potsdam - Wer in Potsdam eine Hauptwohnung anmelden will, sollte sich sputen: Am gestrigen Donnerstag waren dafür nämlich beim Bürgerservice noch jeweils vier Termine am Mittwoch und Donnerstag nächster Woche verfügbar. Die nächsten gibt es erst zwei Wochen später. Mal sind es 20 freie Termine pro Tag, mal nur vier. Das ist nicht viel für eine Stadt in die im Jahr 2016 mehr als 12 700 Menschen zuzogen sind. Das sind rund 50 pro Arbeitstag, die sich anmelden müssen.
Die wenigen Termine und die damit verbundenen Wartezeiten für die Bürger sind für die Betroffenen ärgerlich. Doch das dahinter liegende Problem könnte für Potsdam noch mehr Ärger mit sich bringen: Denn die Stadtverwaltung hat mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen. Es wird immer schwerer, passendes Personal auf dem leergefegten Arbeitsmarkt zu finden. Dabei müsste wegen des Wachstums der Stadt eigentlich auch die Verwaltung mitwachsen, um die zusätzlichen Aufgaben zu bewältigen.
Ein Beispiel ist der Bereich Kinder und Jugend. Die Mitarbeiter dort sind unter anderem für die Vermittlung der begehrten Kitaplätze zuständig. Vor kurzem wurden dort zwei Stellen für Sachbearbeiter im mittleren Dienst ausgeschrieben, so ein Stadtsprecher. Doch kein einziger der Bewerber habe laut einem Stadtsprecher die formalen Bedingungen erfüllt. So bleiben die Stellen nun bis auf weiteres unbesetzt. Das Problem sei erkannt, heißt es aus dem Rathaus. Man versuche Mitarbeiter intern umzusetzen und zu schulen. Im Moment könne man nicht alle zufriedenstellen.
Wer soll Potsdams Kinder betreuen?
Potsdams Sozialbeigeordneter Mike Schubert (SPD) kündigt an, die Organisationsstruktur auf den Prüfstand zu stellen. Allerdings weist auch er darauf hin, dass die Stadt zwar Kitas bauen und Plätze vermitteln kann. Dennoch gebe es auch bei Erziehern einen Fachkräftemangel. „Schon heute können Plätze in Einrichtungen nicht belegt werden, weil nicht ausreichend Personal zur Verfügung steht“, so Schubert.
In der Stadtverwaltung hatte sich der Personalengpass generell zuletzt etwas entspannt. Innerhalb eines Jahres konnten mehr als 100 offene Stellen besetzt werden. Im Juli 2017 waren 158 Stellen unbesetzt. Nun sind es noch 40, teilte die Stadtverwaltung auf PNN-Anfrage mit. Gesucht werden Mitarbeiter für zahlreiche Fachbereiche: beispielsweise Sachbearbeiter in der Denkmalpflege oder der Wohngeldstelle, IT-Projektleiter, ein Facharzt für das Gesundheitsamt, mehrere Schulsekretärinnen und ein Platzwart für die kommunalen Sportplätze. Der wohl wichtigste Job ist der vakante Posten des Potsdamer Feuerwehrchefs. Nach dem kurzfristigen Abgang von Jörg Huppatz nach nur wenigen Monaten – der 50-Jährige aus Nordrhein-Westfalen hatte wie berichtet in Potsdam kein passendes Haus für sich und seine Familie gefunden – ist die Stelle bis 15. August bundesweit öffentlich ausgeschrieben.
Ende März beschäftigte die Stadtverwaltung 2455 Mitarbeiter – neuere Zahlen gibt es noch nicht. Allerdings haben nicht alle davon eine volle Stelle. Um Lücken zu schließen, wirbt die Stadt mittlerweile auch um Studenten. Orientierungs- und Marketingmaßnahmen sollen sie stärker und vor allem früher als bisher auf die Arbeit in der Stadtverwaltung aufmerksam machen. Angebote für Praktika und Arbeitsangebote für Studenten sollen erweitert werden.
Anträge auf Elterngeld werden schneller bearbeitet
Immerhin: Ein paar positive Entwicklungen gibt es auch. So ist die Bearbeitungszeit für Anträge auf Elterngeld mittlerweile auf durchschnittlich vier Wochen gesunken. Im vergangenen Jahr mussten Antragsteller in Einzelfällen noch bis zu 16 Wochen warten. Und in der Kfz-Zulassungsstelle seien derzeit alle vorhandenen Stellen besetzt und 17 Sachbearbeiter eingesetzt, so die Stadtverwaltung. Das sind drei Mitarbeiter mehr als vor einem Jahr. Im Durchschnitt werden täglich 200 Autos zugelassen. Die Online-Termine seien sehr begehrt und schnell vergriffen. Jedoch werde nur ein Teil der Kapazitäten auf diese Weise vergeben, da nicht jeder Bürger Zugang zum Internet habe. Momentan stehe eine große Anzahl an Terminen für denselben Tag zur Verfügung, so ein Stadtsprecher.
Schlechter sieht es hingegen beim Thema Unterhaltsvorschuss aus. Mittlerweile dauert die Bearbeitung eines Antrags mindestens zwölf Wochen. Hintergrund sei, dass im Juli 2017 ein neues Unterhaltsvorschussgesetz in Kraft getreten sei. Seitdem habe es eine Vielzahl an neuen Anträgen gegeben. Die Arbeit staut sich. Vorher lag die mittlere Bearbeitungsdauer bei vier Wochen. Auch für diesen Bereich wird Personal gesucht.
Der Personalmangel wird der Stadtverwaltung wohl erhalten bleiben. Bis zum Jahr 2025 werden altersbedingt rund 330 Beschäftigte in den Ruhestand treten. Ihre Stellen müssen dann neu besetzt werden. Außerdem wirkt sich die Dauerbelastung auch auf die Gesundheit der Mitarbeiter aus. Fast 32 Tage war jeder Mitarbeiter der Stadtverwaltung im Jahr 2017 im Durchschnitt krank – Fehltage die wieder zu neuen Wartezeiten führen.
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