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Zweifel. Die Bewohner des Obdachlosenheimes äußerten Bedenken.
© PNN / Ottmar Winter

Obdachlose fürchten Lärm- und Lichtbelästigung: Protest gegen Sportplatz am Lerchensteig

Die Bewohner des Obdachlosenwohnheims am Lerchensteig protestieren gegen den geplanten Sportplatz in ihrer Nähe. Sie fordern den Erhalt von Bäumen und Schutz vor Lärm und Licht.

Potsdam - Erneut gibt es Protest gegen den geplanten Sportplatz auf dem Gelände des Sozialdorfs Lerchensteig, diesmal vonseiten der Bewohner des Obdachlosenheimes. In einem Brief wenden sich Heiko Katschke und Andreas Bunde, zwei der dort lebenden Männer, an Presse und Stadtverwaltung. „Wir sind direkt betroffen, auch von dem Lärm, der durch die Fußballspiele entstehen wird“, heißt es in dem Schreiben. „Wir können auch nicht verstehen, dass alte und bestimmt auch geschützte Bäume geopfert werden sollen.“ Gestützt wird der Brief, in dem es auch um die befürchtete Lichtbelästigung durch die Flutlichtanlage geht, durch eine Liste mit 47 Unterschriften von Bewohnern der Unterkunft.

Bei einem Treffen im Wohnheim am Mittwoch, einberufen nach Bekanntwerden des Briefes durch den Träger, die Arbeiterwohlfahrt (Awo), mit Vertretern vom Kommunalen Immobilien-Service (Kis) und Stadtverwaltung, ging es um diese Ängste – aber auch um Aufklärung über den Stand der Dinge.

Die Entscheidung über den präzisen Standort des geplanten Fußballplatzes auf dem Gelände steht nach Angaben von Kis und Awo noch aus. Denn zunächst müssen noch die Ergebnisse von Gutachten zu Baumbestand, Licht- und Lärmbelästigung von drei verschiedenen Varianten abgewartet werden. Anhand derer werde dann die Bauaufsicht eine Entscheidung treffen, hieß es.

Baumfällungen für neuen Sportplatz starten bald

Nach Angaben eines Stadtsprechers soll der Bau des Sportplatzes Mitte Mai beginnen, Vorbereitungen wie Erschließungsarbeiten oder Baumfällungen aber schon im Februar. Das Projekt soll 3,4 Millionen Euro kosten – 1,5 Millionen mehr als ursprünglich veranschlagt. Grund sind laut dem Sprecher steigende Anforderungen, bessere Ausstattung und notwendige Abbrucharbeiten.

Wie berichtet gibt es bereits seit 2016 Pläne für einen Sportplatz am Lerchensteig und ebenso lange schon Bedenken von Anwohnern, Naturschützern und der Schlösserstiftung. Dabei ging es um zu fällende Bäume, Flutlichtmasten, die die geschützte Bornimer Feldflur stören könnten, aber auch um die schwierige Anbindung an das Stadtzentrum. Auf dem wettkampftauglichen Platz sollen einmal die Potsdamer Kickers und andere spielen. Gerade im Norden der Stadt herrscht bekanntlich großer Sportstättenmangel.

„Wir haben gar nichts gegen den Sportplatz an sich“, betonte Heike Katschke. Aber dass die alten Bäume wegsollen, verstehe er nicht. Andere zweifelten daran, dass überhaupt ein Sportplatz gebraucht würde. Den Vorschlag von Awo-Chefin Angela Schweers, auch die Bewohner könnten dort Fußball spielen, quittierten einige der vorwiegend älteren Männer im Raum mit einem Lachen. „Sollen wir alte Krücken da noch auf den Platz laufen?“

Keiner soll direkt neben dem Platz wohnen

„Ein Sportplatz hier ist gut für Potsdam“, erklärte Schweers. Einen Teil der Bedenken versuchte sie direkt zu zerstreuen. So solle, anders als von den Bewohnern dargestellt, keiner von ihnen direkt neben dem Platz wohnen. „Sonst wackelt bei Ihnen die Vase, wenn ein Tor geschossen wird“, kommentierte sie. Sollte die von der Awo favorisierte Variante gewählt werden, würde das Wohnhaus dort abgerissen werden und an anderer Stelle auf dem Gelände ein neues errichtet, erklärte Schweers. Aus dem Publikum kamen allerdings Zweifel daran, dass ein solcher Ersatzbau rechtzeitig fertiggestellt werden könnte.

Schweers betonte auch, die Bewohner sollen etwa als Platzwart auch Arbeitsmöglichkeiten auf dem Platz erhalten. Auf die Frage nach der Anbindung versicherte Kis-Mitarbeiterin Annelie Rose, diese solle verbessert werden. „Es soll ein Radweg bis zur Stadt gebaut werden und auch die Taktung des Busses erhöht werden.“

Angela Schweers gab sich den Bewohnern gegenüber versöhnlich, bedankte sich für deren Kritik und bot ein weiteres Treffen an, sobald die Gutachten vorlägen. „Wir haben den festen Willen, das hier gut hinzubekommen“, betonte sie.

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