Nedlitz: Eine Lösung mit Beigeschmack
Am Lerchensteig entsteht ein neuer Fußballplatz – andernorts im Potsdamer Norden war nichts mehr frei.
Nedlitz - Der dringend benötigte Sportplatz für den Potsdamer Norden wird neben dem Obdachlosen- und Flüchtlingsdorf der Arbeiterwohlfahrt (Awo) am Lerchensteig angelegt. Ab Ende 2019 soll die neue Anlage bespielbar sein – insbesondere für die im Bornstedter Feld ansässigen Potsdamer Kickers, mit rund 450 Mitgliedern einer der größten Fußballvereine in Potsdam. Den neuen Standort gab die Bauverwaltung am Dienstag bei einer Pressekonferenz bekannt – in der auch kritische Stimmen laut wurden.
Denn selbst Erik Wolfram, Bereichsleiter für Stadtentwicklung, räumte bei der Vorstellung des Plans ein, dass der Standort für den Fußballplatz eben zwei bis drei Kilometer vom schnell wachsenden Bornstedter Feld entfernt und die Anbindung über den öffentlichen Nahverkehr – es gibt eine Buslinie – ausbaufähig sei. „Das kann man nicht beschönigen.“ Vielleicht, so meinte der Stadtplaner ironisch, könnten die Fußballer den Weg zum Wettkampf oder Training per Fahrrad schon zum Aufwärmen nutzen.
Auch Vereinschef Wolfgang Schaffernicht sagte angesichts des langen Anfahrtsweges Probleme voraus. Über den Standort habe es lange Debatten im Vorstand gegeben: „Einige fürchteten, wieder an den Rand gedrängt zu werden.“ Letztlich werde man sich aber arrangieren müssen – auch weil man schon jetzt keine Kapazitäten mehr besitze und einen Annahmestopp verhängen musste. „Das tut weh, niemanden mehr aufnehmen zu können“, sagte Schaffernicht. Er betonte, trotz des neuen Sportplatzes werde der Verein auch das jetzt schon bespielte Fußballfeld an der Kirschallee weiter nutzen müssen.
Wolfram stellte dar, dass ein anderer Standort kaum möglich gewesen wäre. Unter anderem habe man überprüft, ob ein neuer Fußballplatz im Volkspark oder an der Neu Fahrländer Birnenplantage angelegt werden könnte. Doch vor allem aus Lärmschutzgründen sei das nicht infrage gekommen. Zudem sei es darum gegangen, den Platz möglichst bis 2019 anzulegen – um in den Genuss von Fördermitteln zu kommen. Die Anlage selbst soll rund 1,4 Millionen Euro kosten. Allerdings hofft die Bauverwaltung, dass die Stadt aus dem Kommunalen Investitionsprogramm des Landesbildungsministeriums rund 50 bis 70 Prozent der Kosten erstattet bekommt.
Konkret ist geplant, auf rund 8000 Quadratmetern ein wettkampftaugliches Kunstrasen-Fußballfeld samt Zuschauerflächen, Flutlichtanlage und Ballfangzäunen anzulegen, dazu soll ein Vereinsgebäude für die Potsdamer Kickers errichtet werden. Der Platz liegt dabei auch auf Flächen des Awo-Sozialdorfes, die langfristig von der Stadt gepachtet werden. Hier sei eine Kooperation geplant, so dass auch die Obdachlosen und Flüchtlinge den Platz für sportliche Zwecke nutzen können, wie es auf der Pressekonferenz hieß. „Der Bedarf ist groß“, sagte Sascha Podubin, der am Lerchensteig das Awo-Obdachlosenprojekt „Junge Wilde“ leitet. Daher sei man erfreut über die Pläne der Stadt.
Aber es gibt auch noch offene Fragen: Fertiggestellt werden müssen noch Lärmschutz- und Artenschutz-Gutachten, sagte der Stadtplaner Wolfram. Ebenso sei zu klären, wo etwa Parkplätze entstehen könnten. Ende des Jahres sollen auch die Anwohner – vor allem Einfamilienhäuser stehen in der Umgebung – bei einer Bürgerversammlung über die Pläne informiert werden. Schon im November sollen die Stadtverordneten zudem über eine für das Projekt nötige Ergänzung des Flächennutzungsplans beraten – an der Stelle ist bisher nur Sozialnutzung vorgesehen.
Der Sportbereichsleiter im Rathaus, Torsten Gessner, erinnerte während der Pressekonferenz auch daran, dass in der wachsenden Stadt Potsdam generell ein großer Bedarf an Sportflächen bestehe. Das tat am Dienstag auch die CDU/ANW-Fraktion, die sich für den Sportplatz im Norden eingesetzt hatte. „Die mühsame Suche zeigt auch, dass es Aufgabe der Stadtplaner sein muss, rechtzeitig Flächen für Sportinfrastruktur vorzuhalten“, erklärte CDU-Fraktionschef Matthias Finken. Seine Fraktion habe daher gerade auch beschlossen, die Reservierung einer Fläche für ein von vielen Anwohnern im Norden vermisstes Stadtteilbad zu beantragen. Henri Kramer
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