Baumängel an der Da-Vinci-Schule in Potsdam: Prinzip Hoffnung?
KIS-Chef Bernd Richter hält trotz der Baumängel an dem Eröffnungstermin für die Da-Vinci-Schule in Potsdam fest. Doch es gibt auch erste Überlegungen für den "worst case".
Bornstedter Feld – Das drohende Bau-Desaster an der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule und die damit verbundenen Folgen für die komplette Potsdamer Schulplanung hat im Bildungsausschuss der Stadtverordnetenversammlung (SVV) für erregte Diskussionen gesorgt. „Das darf jetzt nicht so enden wie mit den beiden Turnhallen“, warnte Baudezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) und spielte damit auf die 2013 ebenfalls wegen Baufehler gesperrten Hallen im Luftschiffhafen an. Sichtlich ungehalten reagierte Magdowski während der Sitzung am Dienstag auf die Ausführungen von KIS-Chef Bernd Richter. Der Werkleiter des Kommunalen Immobilien Service hatte zuvor über den Status quo informiert.
Demnach sind rund 400 Quadratmeter auf zwei Etagen im Eingangsbereich des Schulneubaus bis auf Weiteres gesperrt, nachdem sich am Montag der Verdacht bestätigt hatte, dass die Schäden an der Decke des Foyers schwerwiegend sind. Der Beton ist zu weich, wie es in einem Zwischenbericht eines externen Labors hieß. Ein endgültiger Bericht soll laut Richter am morgigen Freitag vorliegen. Dann könnten Statiker mit einem Gutachten beauftragt werden. Ob die Decke tragfähig ist, ob sie mit einer zusätzlichen Stütze stabilisiert werden kann oder möglicherweise doch einsturzgefährdet ist und ausgetauscht werden muss, ließ er offen. Dies seien Spekulationen. Dazu müsse das Gutachten abgewartet werden. „Wir planen nicht mit einem Plan B, wollen uns aber vorbereiten.“
"Jeder Tag zählt jetzt"
Weiterhin hofft der KIS zwar, die Schule wie geplant zum neuen Schuljahr 2016/2017 eröffnen zu können, auch wenn es immer schwieriger wird, den ohnehin engen Zeitplan einzuhalten. „Jeder Tag zählt jetzt“, sagte Richter. Bislang sei nur ein Teilbereich der Schule gesperrt, in den anderen Räumen könnten die Arbeiten weitergehen.
Dennoch: „Wir müssen gerüstet sein“, sagte Magdowski. Gerüstet für den „worst case“ und umfangreiche Reparaturen. Es gebe bereits Unruhe und Verunsicherung in Bezug auf die Da-Vinci-Schule, sagte Magdowski. „Wir haben schon viele Anfragen von Eltern erhalten.“ Zwar könne der KIS nichts dafür, „wenn mal schlecht gebaut wird“. Es könne aber nicht sein, dass sie die kurzfristige Absage des Richtfestes vor rund zwei Wochen aus den Medien erfahren habe.
Falls der Neubau nicht rechtzeitig fertig wird, könnten die derzeit rund 600 Schüler der Da-Vinci-Schule nicht umziehen, am bisherigen Standort in der Haeckelstraße könnte ein neues dreizügiges Gymnasium nicht starten. Nach PNN-Informationen gibt es verschiedene Szenarien, wie und vor allem wo die Schüler unterrichtet werden sollen. Dabei läuft alles auf einen wohl chaotischen Ringtausch zwischen mehreren Potsdamer Schulen hinaus.
So könnte die Da-Vinci-Schule vorübergehend in der Haeckelstraße bleiben und das dort geplante neue Gymnasium in die bisherigen Räume des Helmholtz-Gymnasiums in der Gutenbergstraße 67 einziehen. Diese wiederum soll, wie auch die Eisenhart-Grundschule, in ihr Stammhaus auf dem Campus Kurfürstenstraße zurückziehen, das gerade saniert wird. Auch hier verzögert sich wie berichtet seit Jahren die Fertigstellung, zuletzt wurde im Sommer hochgiftiges DDT im Dach des Gebäudes gefunden. Der Umzug zum Schuljahresbeginn sei aber nicht gefährdet, sagte Richter.
Alles hängt vom Campus Kurfürstenstraße ab
Eine andere Möglichkeit wäre, dass die Schulcontainer, die künftig nicht mehr von der Eisenhart-Grundschule benötigt werden, dann von der Da-Vinci-Schule oder dem neuen Gymnasium in Beschlag genommen werden, bis die Sanierung und Fertigstellung des Neubaus abgeschlossen ist. Dass diese Container ausreichen, um alle Schüler unterzubringen, ist aber unwahrscheinlich.
In diesem Fall müssten welche gekauft oder gemietet werden. Falls sich der Baumangel bestätigt, könnte die Stadt von dem Bauunternehmen Schadenersatz einfordern – und auch die Kosten für die teuren Container. Das Unternehmen äußerte sich auf PNN-Anfrage bis Redaktionsschluss nicht zu den Vorwürfen.
Klarheit über das weitere Vorgehen soll es am 6. Januar geben. Richter kündigte einen entsprechenden Termin mit dem Schulamt und den betroffenen Schulen an. Bis dahin liege wohl auch das Gutachten vor. In diesem Jahr wird laut KIS-Chef Richter aber wohl nicht mehr viel zu machen sein. „Zwischen den Jahren passiert nicht viel“, sagte er mit Blick auf das Gutachten der Statiker.
Stefan Engelbrecht
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