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Die Baustelle für die Da Vinci-Schule.
© Andreas Klaer

Schulpläne in Potsdam in Gefahr: Wackeliger Beton im Schulneubau

Das Richtfest für die Da-Vinci-Gesamtschule im Bornstedter Feld ist kurzfristig abgesagt worden. Damit steht auch die Eröffnung im Sommer infrage

Bornstedter Feld - Paukenschlag in der Schulpolitik: Nur drei Tage vor dem geplanten Richtfest für die neue Leonardo- da-Vinci-Gesamtschule im Bornstedter Feld ist die Feier kurzfristig abgesagt worden. Als Grund nannte Stadtsprecher Markus Klier am gestrigen Freitag Probleme bei der Festigkeit des verwendeten Betons in der Decke im Erdgeschoss. Die geplante Eröffnung der Schule zum kommenden Schuljahr im Sommer 2016 steht damit infrage, was die ohnehin angespannte Situation an den Potsdamer Schulen noch weiter verschärfen dürfte. Wie die Schüler der Eisenhart- Grundschule und des Helmholtz-Gymnasiums im Campus Kurfürstenstraße müssten weitere 800 Jugendliche in Provisorien unterrichtet werden. Außerdem könnte das geplante Gymnasium am bisherigen Standort der Da-Vinci-Gesamtschule in der Haeckelstraße in Potsdam-West nicht eröffnet werden.

Wie groß der Schaden ist, weiß die Stadt noch nicht

Klier hielt am Freitag dennoch daran fest, dass die Eröffnung der Schule im Sommer 2016 „nach jetzigem Stand nicht gefährdet“ sei. Die Stichproben am Beton seien am Donnerstag routinemäßig entnommen worden, sagte Klier. Es sei keine Bauabnahme gewesen. „Lediglich“ eine von mehreren in der Betondecke des Neubaus entnommene Probe im Foyerbereich habe nicht die erforderlichen Festigkeitswerte erreicht, sagte er. Dennoch könnten „ Teilbereiche der eingebauten Decken des Gebäudes“ betroffen sein. Der Kommunale Immobilienservice (Kis) habe nun ein externes Labor mit einer genauen Untersuchung des Betons im Foyer der künftigen Schule beauftragt. Im Klartext: Der Kis kann nicht garantieren, dass die Decke der Gesamtschule nicht zusammenbricht.

Die Ergebnisse der Untersuchungen sollen Ende der kommenden Woche vorliegen. „Wir hoffen noch, dass es keine Auswirkungen“ auf die Fertigstellung der Schule habe, sagte Klier. Allerdings könnte der Schaden auch größer sein als angenommen: „Wir wissen nicht, wie groß der Umfang ist“, sagte Klier. Der betroffene Bereich auf der Baustelle sei vorsorglich abgesperrt worden, bis die Proben ausgewertet seien.

Unterrichtsstart im kommenden Schuljahr in Gefahr

Nach PNN-Informationen ist der geplante Unterrichtsstart im neuen Gebäude zum Schuljahr 2016/17 selbst dann unwahrscheinlich, wenn die zweite Probe positiv ausfällt. Schon jetzt ist der Zeitplan bei dem Bauvorhaben derart eng, dass auch eine Verzögerung von lediglich einer Woche den ursprünglichen Zeitplan über den Haufen werfen würde. So soll es zuvor immer wieder zu Verzögerungen gekommen sein. Eigentlich hatte Kis-Werkleiter Bernd Richter im März bei der Grundsteinlegung eine Fertigstellung des Rohbaus für Herbst angekündigt.

Sollte die Schule tatsächlich nicht wie geplant von ihrem jetzigen Standort in der Haeckelstraße umziehen können, würde dies die gesamte Schulplanung in Potsdam über den Haufen werfen. So kann das Gymnasium in der Haeckelstraße nicht eröffnen, weitere Schüler müssten vermutlich für geraume Zeit in Containern unterrichtet werden. Ein Schicksal, das viele Jugendliche derzeit ertragen müssen. Schlimmstenfalls wäre dann gut jeder zehnte Schüler davon betroffen.

Schulen befinden sich derzeit in Provisorien

So sitzen auch die Schulen im Campus Kurfürstenstraße seit Monaten in Provisorien. Im Frühsommer war dort giftiges DDT im Dach des Gymnasiums gefunden worden. Die Sanierung des Schulgebäudes verzögerte sich dadurch um mindestens ein Jahr. Ursprünglich war wie berichtet ein Einzug zum Start des Schuljahres 2015/2016 geplant. Jetzt kann es dort frühestens zum kommenden Schuljahr losgehen. Die Sanierung des Campus hatte bereits 2012 begonnen – zunächst an der Eisenhart-Grundschule. Deren Haupthaus dient derzeit als Ausweichquartier für das Helmholtz-Gymnasium und seine 730 Schüler. Die rund 300 Grundschüler werden nun bis Sommer 2016 weiter in einem Gebäude in der Gutenbergstraße unterrichtet.

Die Schulleiterin der Leonardo-da- Vinci-Gesamtschule, Kirsten Schmollack, zeigte sich sehr enttäuscht über die Absage des Richtfestes. Man sei davon völlig überrascht worden, sagte sie den PNN. Zunächst wolle man aber an der Planung für das kommende Schuljahr festhalten und die weiteren Testergebnisse am Beton abwarten. Derzeit werden in der Haeckelstraße 470 Schüler betreut. Im neuen Gebäude sollen es dann fast doppelt so viele sein. Außerdem werde sich die Schule noch um weitere drei Klassen vergrößern, sagte Schmollack. „Wir brauchen das neue Haus“, sagte sie. Falls der Eröffnungstermin nicht zu halten ist, fordert Schmollack schnelle Entscheidungen.

Schulleiterin fordert schnelle Entscheidungen

„Ich gehe davon aus, dass man sich dann an einen Tisch setzt“ und Lösungen bespricht. „In den jetzigen Räumen ist ein Unterricht nicht möglich“, sagte sie. Möglicherweise müsse auf mobile Schulen oder Container zurückgegriffen werden. Allerdings sei es ein Unterschied, ob „wir drei Monate oder sechs Monate“ in einem Provisorium unterrichten müssten. Es sei jetzt aber noch zu früh für solche Überlegungen.

Die rund 23 Millionen Euro teure Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule ist eines von mehreren wichtigen Projekten im Rahmen des Schulentwicklungsplanes der Landeshauptstadt. Demnach sind der Neubau von sechs und die Erweiterung von zwei Schulen bis 2020 geplant. Außerdem sollen mehrere Bildungseinrichtungen im Stadtgebiet saniert und Sportanlagen gebaut werden. Das Gesamt-Investitionsvolumen dafür liegt bei 160 Millionen Euro.

Stefan Engelbrecht

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