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Am Neubau der Da-Vinci-Gesamtschule gibt es erhebliche Baumängel - und der Eröffnungstermin wackelt.
© J. Bergmann

Baumängel an der Da-Vinci-Schule: In Potsdam droht ein Schul-Chaos

Wegen Baumängeln verschiebt sich womöglich die Eröffnung der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule im Bornstedter Feld. Das könnte gravierende Folgen haben - und für Hunderte Schüler im Container enden.

Potsdam - Nun hat sich der Verdacht bestätigt: Am Neubau der Leonardo-da-Vinci-Gesamtschule im Bornstedter Feld gibt es erhebliche Baumängel. Am gestrigen Montag teilte die Stadt mit, dass die Schäden am Beton in der Decke des Foyers so gravierend sind, dass ein Teil der Schule bis auf weiteres gesperrt bleiben muss. Damit gerät der Eröffnungstermin zum neuen Schuljahr 2016/2017 in Gefahr – ein Chaos in der Schulplanung wäre damit vorprogrammiert. Ein Überblick über die Fakten und deren Folgen:

Wo wurde der zu weiche Beton entdeckt?

Laut Stadtverwaltung in der Decke des Eingangsbereichs der Schule. Kurz vor dem geplanten Richtfest am Montag vergangene Woche war der Bau stichprobenartig überprüft worden. An einer Stelle entstand der Verdacht, dass der Beton unzureichend ist. Das Richtfest wurde abgesagt, der Kommunale Immobilienservice (KiS) beauftragte ein externes Labor mit einer genaueren Untersuchung. Diese bestätigte nun den Erstverdacht auf die schlechte Betonqualität.

Was bedeutet das?

Das konnte Stadtsprecher Markus Klier auf Nachfrage nicht sagen. Die Stadt hält sich hier relativ bedeckt. Noch in dieser Woche werde sich der Kommunale Immobilien Service (KiS) mit dem Fachplaner und dem Prüfstatiker zusammensetzen, um weitere Schritte abzustimmen, hieß es in der dünnen Pressemitteilung lediglich. „Hierbei geht es insbesondere um die Frage, welche Auswirkungen die bisherigen Feststellungen auf den weiteren Projektablauf haben“. Möglicherweise müsse der Beton auch ausgetauscht werden, sagte Klier den PNN.

Wer ist dafür verantwortlich?

Dazu wollte sich Stadtsprecher Markus Klier nicht äußern. „Es wird geprüft, ob Schadenersatzforderungen gestellt werden“, sagte er.

Welche Folgen sind jetzt schon bekannt?

Die Stadt und der KiS halten sich auch hier relativ bedeckt. „Es wird jetzt noch schwerer, den Termin zu halten“, sagte dazu KiS-Werkleiter Bernd Richter. Die Folgen für den Bauablauf seien erst in wenigen Wochen bekannt. Klar ist aber: Der Baufortschritt hat sich schon jetzt um mindestens zwei Wochen verzögert. Zwar darf in den freigegebenen Bereichen der Baustelle weitergearbeitet werden, „bis auf Weiteres“ ist das Foyer aber gesperrt, was den ohnehin knapp bemessenen Zeitplan noch weiter durcheinander bringt. So soll es bereits zuvor immer wieder zu Verzögerungen gekommen sein. Eigentlich hatte Richter im März bei der Grundsteinlegung eine Fertigstellung des Rohbaus für Herbst angekündigt. Wie berichtet bringt nach PNN-Informationen selbst eine Woche Verzögerung den Eröffnungstermin ins Wanken. Und sollte der Beton tatsächlich ausgetauscht werden müssen, ist der Start der Schule zum neuen Schuljahr wohl definitiv nicht mehr zu schaffen.

Welche Folgen hätte es, wenn die Schule nicht pünktlich eröffnen kann?

Gravierende. Denn dann droht zum neuen Schuljahr im Juli kommenden Jahres ein Schulchaos in Potsdam. Die rund 23 Millionen Euro teure Da-Vinci-Gesamtschule ist eines von mehreren wichtigen Projekten im Rahmen des Schulentwicklungsplanes der Landeshauptstadt. Demnach sind unter anderem der Neubau von sechs und die Erweiterung von zwei Schulen bis 2020 geplant, das Gesamt-Investitionsvolumen liegt bei 160 Millionen Euro. Die Da-Vinci-Gesamtschule, die derzeit ihren Standort in der Haeckelstraße hat, könnte nicht umziehen, ein dort geplantes neues Gymnasium für Potsdam könnte nicht wie geplant starten – für sie müsste eine neue Lösung gefunden werden. Die Leiterin der Da-Vinci-Schule, Kirsten Schmollack, sieht nun die Stadtverwaltung in der Pflicht, „für ein vernünftiges Bildungsangebot“ zu sorgen. Die Befürchtungen hätten sich bestätigt, dass der Bau Mängel habe. Der bisherige Standort der Schule an der Haeckelstraße sei nicht groß genug, um im kommenden Jahr alle Schüler zu unterrichten, warnte Schmollack. Dann soll die Zahl der Schüler von 500 auf 600 steigen. Für diese 100 Jugendlichen müssten Container aufgestellt werden, um sie unterrichten zu können, falls der Neubau bis dahin nicht zur Verfügung stehe. Sie forderte schnelle Absprachen zwischen dem Schulamt, den Trägern und der Stadt über die weiteren Schritte und Alternativen. Denkbar wären dabei als Übergangslösung Schulcontainer, die die Stadt anschaffen müsse. Die Gespräche darüber müssten im Januar stattfinden, sagte Schmollack. Stadtsprecher Klier bestätigte das.

Gibt es an weiteren Schulen Probleme?

Durchaus, etwa am Campus Kurfürstenstraße, wo seit Jahren saniert wird. Die Eisenhart-Grundschule und das Helmholtz-Gymnasium müssen seitdem in Provisorien unterrichten und sollten ebenfalls im Sommer wieder in ihre angestammten Gebäude. Wie Schulleiterin Grit Steinbuch vom Helmholtz-Gymnasium den PNN sagte, ziehen sich die Sanierungsarbeiten nach dem DDT-Fund im Dach der Schule im Frühjahr erneut in die Länge. Sie sprach von vier Wochen zusätzlichem Zeitverzug. „Der Einzug ist nicht in Gefahr“, sagte dazu KiS–Werkleiter Richter den PNN. Laut Steinbuch muss die Stadt unbedingt versuchen, den Termin zu halten. Sonst müssten auch hier Schüler weiter übergangsweise in Containern unterrichtet werden, sagte sie. Dies sei für die Übergangszeit auch akzeptabel. Sie verwies darauf, dass es derzeit im Zuge der bundesweiten Flüchtlingskrise eine große Nachfrage an Wohncontainern gibt – und ein Kauf damit vermutlich sehr teuer wird.

Stefan Engelbrecht

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