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Neues Freizeit- und Sportbad: Potsdams neues Bad blu wird eröffnet

Am 7. Juni eröffnet Potsdams neues Bad blu für alle Besucher. Allerdings gibt es noch einige offene Fragen, die vor allem die Finanzierung betreffen.

Potsdam - Die Potsdamer können ab dem morgigen Mittwoch baden gehen – im neuen Sport- und Freizeitbad blu. Regulär öffnet das Bad erstmals am 7. Juni um 6.30 Uhr. Schon am heutigen Dienstagabend ab 18 Uhr steigt die feierliche Eröffnung mit Gästen aus der Politik, von den beteiligten Baufirmen und den Sportvereinen, die die Halle nutzen werden. Mit dem Start stellen sich gleichsam viele Fragen: Kommen genug Gäste, reichen die städtischen Zuschüsse? Wird das blu zur Konkurrenz für andere Bäder in der Region – oder müsste in Potsdam noch ein Bad gebaut werden, um den Bedarf zu decken? Wir geben einen Überblick über die aktuelle Lage in Sachen Badespaß:

Wie viele Besucher werden erwartet?

Auf bis zu 350 000 Besucher pro Jahr hoffen die kommunalen Stadtwerke als Betreiber des blu. Für das besonders profitable Freizeitbad und die Sauna samt Wellnessbereich werden allein rund 181 000 Gäste pro Jahr erwartet – rund 52 Prozent der gesamten Badbesucher. Bis Jahresende rechnen die Stadtwerke mit etwa 220 000 verkauften Tickets. Das heißt, es müssten alle Potsdamer mindestens einmal ins blu gehen und auch dann müssten noch einmal 50 000 Besuche gezählt werden. Zuletzt kamen in die alte Schwimmhalle am Brauhausberg rund 178 000 Besucher pro Jahr. Unklar ist, wie sich die Debatte über die Eintrittspreise für das blu auswirkt. In den sozialen Netzwerken hatte viele Nutzer die Preise als zu hoch kritisiert, aus der Stadtpolitik kommen Proteste gegen die Familientickets, die nur für bis zwei Erwachsene und zwei Kinder oder einen Erwachsenen und drei Kinder gelten.

Was kostet das blu die Stadt?

Badegäste müssen möglichst zahlreich kommen, denn von den Einnahmen hängt der städtische Zuschuss ab. Dafür haben die Stadtverordneten 2013 einen Beschluss gefasst, wonach die jährlichen Zahlungen für das blu und das Kiezbad Am Stern insgesamt nicht mehr als 3,5 Millionen Euro betragen dürfen. Das neue Bad ist in dieser Summe mit 2,14 Millionen Euro samt einem zehnprozentigen Risikozuschlag von 214 000 Euro eingepreist. Noch 2012 war man von maximal 2,6 Millionen Euro Gesamtkosten jährlich für beide Bäder ausgegangen – und Baukosten für das neue Bad in Höhe von 23 Millionen Euro. Doch die Investitionssumme liegt weit höher, unter anderem wegen einer am Brauhausberg nötigen Tiefgarage für vier Millionen Euro, der topographischen Lage und allgemein höheren Baukosten. So hat das blu statt 23 insgesamt knapp 40 Millionen Euro gekostet. Gebaut wurde es nach Plänen des Architektenbüros Gerkan, Marg und Partner (GMP), die auch den Pannenflughafen BER entworfen haben. Das blu war das erste Schwimmbad des Büros. Nach der Stadtwerke-Affäre um Vetternwirtschaft und bemerkenswerte Lohnzuwächse für eine Prokuristin im Sommer 2016 hatte der Interims-Chef des Stadtkonzerns, Horst Müller-Zinsius, auch über Missverständnisse mit den Architekten gesprochen. Ein Beispiel: Mehrkosten von 1,6 Millionen Euro seien zustande gekommen, weil GMP dachte, dass die Stadtwerke die Umkleideräume ausstatten – doch dies sei nicht der Fall gewesen.

Und noch etwas kommt hinzu: Eigentlich hatte die Stadtspitze das neue Bad zunächst im Bornstedter Feld errichten wollen. Doch 2012, bei einer auf Druck der Linken initiierten Bürgerbefragung, sprachen sich 65 Prozent von fast 70 000 teilnehmenden Potsdamern für den Standort Brauhausberg am viel befahrenen Leipziger Dreieck aus – allerdings unter der Voraussetzung, dass auch dort das Bad maximal 23 Millionen Euro kostet.

Wie viel günstiger es im Bornstedter Feld geworden wäre, ist unklar. Das sei aufgrund der unterschiedlichen Standortfaktoren und Planungsstände objektiv nicht zu ermitteln, hatte die Sportverwaltung 2014 auf Anfrage der CDU/ANW mitgeteilt. Zuvor hatte bereits die FDP erfolglos versucht, im Stadtparlament eine erneute Bürgerbefragung auf Grundlage der tatsächlichen Kosten zu initiieren. Wegen der hohen Baukosten erwägt der Bund der Steuerzahler, das blu in sein Schwarzbuch aufzunehmen, das staatliche Geldverschwendung anprangert.

Neben den jährlichen Zuschüssen ist zur Finanzierung des nun 40-Millionen-Euro-Bads noch in diesem Jahr auch der Verkauf der oberen Hälfte des Brauhausbergs vorgesehen. Dort sollen Wohnungen errichtet werden. Auf mindestens sechs Millionen Euro hofft die Stadt. Der Verkauf geht einher mit dem Abriss der alten Schwimmhalle und des einstigen Terrassenrestaurants Minsk. Die Grundstücke wären auch bei einem Badbau im Norden verkauft worden. Übrigens: Der vor rund zehn Jahren vom Landeswirtschaftsministerium gekippte Badbau des brasilianischen Stararchitekten Oscar Niemeyer für den Brauhausberg hätte rund 33 Millionen gekostet – nach damaligen Baupreisen.

Was bedeutet das blu für andere Bäder?

Die Potsdamer Badplanung war lange umstritten. Zum Beispiel hatte im Zuge der Niemeyer-Debatte auch ein Gutachten für Aufregung gesorgt, wonach das Land keine neuen Spaßbäder mehr benötigen würde. Nun teilte eine Sprecherin des Sportministeriums auf PNN-Anfrage mit, das blu entspreche den Empfehlungen der brandenburgischen Bäderplanung, zumal es für das schnell wachsende Potsdam bisher eine Versorgungslücke im Freizeitbadebereich gebe. Zudem handele es sich um einen Ersatz- und nicht um einen Zusatzbau. „Eine Konkurrenz der Bäder in der Region Westbrandenburg hält sich aufgrund der Entfernung der Bäder zueinander in Grenzen“, so die Sprecherin weiter.

Ähnlich beurteilt es die Tourismusbranche. Eine Sprecherin der Tourismus Marketing Brandenburg (TMB) sagte den PNN: „Natürlich werden auch Gäste aus dem Umland kommen – aber vergleichbare Bäder wie in Luckenwalde oder in Brandenburg an der Havel sind weit genug entfernt und haben selbst besucherstarke Einzugsgebiete, weshalb dies aus unserer Sicht gut nebeneinander funktionieren müsste.“ Auch Touristen würden das blu sicherlich nutzen, allerdings eher als ergänzendes Angebot.

Zudem liegen die Preise für das blu wie berichtet im oberen Drittel, speziell im Vergleich mit dem Marienbad in Brandenburg/Havel, das zusätzlich über Whirlpools und ein Sommer-Außenbecken verfügt. Ein Whirlpool sei für den blu-Wellnessbereich noch geplant, teilten die Potsdamer Stadtwerke auf Anfrage mit. Grundlage für die Ausstattung sei ein von diversen Gremien beschlossenes Raumbuch sowie der Stadtverordnetenbeschluss zum Bau eines Freizeitbads – das explizit „kein großes Spaßbad“ werden sollte, so die Stadtwerke.

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Fünf Stunden Probebaden: PNN-Reporter Henri Kramer und seine Kinder testeten mit 500 anderen Badegästen das blu. Wie schneidet Potsdams neues Bad ab?

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