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Unendliche Geschichten: Potsdamer Possen zum Schmunzeln und Stirnrunzeln

Defekter Lift, ein Bootssteg und ein Holzstapel: Zum Stand der Dinge in drei Potsdamer Possen.

Potsdam besitzt ja eine gewisse Strahlkraft, die über die eigenen Stadtgrenzen hinaus geht. Das gilt allerdings auch für peinliche Possen und Fehlleistungen. Damit verschaffte sich die Stadt in den vergangenen Jahren bereits überregionale Aufmerksamkeit. Mehrfach landet die Stadt in der Rubrik „Hammer der Woche“ des ZDF-Länderspiegels und im „Realen Irrsinn“ des Satiremagazins Extra3 des NDR. Die PNN geben einen Überblick zu den neuesten Ent- und Verwicklungen.

LIFT AN DER ALTEN FAHRT

Der Lift an der Alten Fahrt hatte von Beginn an für Schlagzeilen gesorgt. Eigentlich sollte er seit 2016 dafür sorgen, dass Potsdams nagelneue Uferpromenade barrierefrei erreichbar ist. Doch mal funktionierte das 46.000 Euro teure Gefährt, mal nicht. Wer damit fahren wollte, musste einen speziellen Schlüssel besitzen, über den aber die wenigsten verfügten. Nach wachsender Kritik wurde der Schlüssel schließlich abgeschafft und die sogenannte Hebebühne ist für jedermann nutzbar. 

Probleme gibt es trotzdem: Kurz vor Weihnachten blieb ein 72-jähriger gehbehinderter Anwohner mit dem Lift stecken. Es ging weder hinunter noch hinauf. Doch als er den eingebauten Notrufknopf betätigte, meldete sich niemand. Nur durch Zufall bekam der Mann Hilfe, weil er mit einem Begleiter unterwegs war, der kräftig genug war, den Rentner nebst dessen Rollator aus dem Lift zu heben. 

Die Stadtverwaltung bestätigt auf Nachfrage den Vorfall. „Der Lift an sich war nicht defekt, seine Funktion war gestört“, so eine Stadtsprecherin. Müll und Laub hätten den Lift blockiert. Sobald die sensible bewegliche Bodenplatte Gegendruck bekomme, schalte der Lift ab, um das Einklemmen von Personen, beispielsweise Kindern, unter dem Lift zu verhindern. Warum sich beim Notruf niemand meldete, ist allerdings auch für das Rathaus ein Rätsel. „Der Notruf hat technisch funktioniert.“ 

Im Einzelverbindungsnachweis wurden für den betreffenden Tag mehrere ausgehende Rufe an die rund um die Uhr besetzte Notrufzentrale des Wachschutzunternehmens „Securitas“ verzeichnet. Die Stadtverwaltung bedauere den Vorfall sehr und werde ihn mit dem Sicherheitsdienstleister auswerten.

BOOTSSTEG AM JUNGFERNSEE

Nicht nur Neubauten können für Aufsehen sorgen: Am Jungfernsee forderte die Potsdamer Bauverwaltung den Abriss eines seit fast 50 Jahren stehenden Bootsstegs. Wie berichtet hatte Anwohner Joachim Werner den Steg, der 1970 für DDR-Zollboote errichtet wurde, 2008 vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Brandenburg für 1500 Euro erworben – welches der Anlage auch Bestandsschutz bescheinigte. 

Die Stadt hatte hingegen nach einer Vor-Ort-Begehung 2013 darauf bestanden, dass Werner alle Genehmigungen für die Anlage vorweisen müsse – nur so sei die weitere Nutzung möglich. Werner hatte auch argumentiert, manche der geforderten Dokumente könne er gar nicht besitzen, weil es die dafür zuständigen Behörden – etwa das Umweltamt – zum Zeitpunkt des Stegbaus gar nicht gab. Nun müssen die Gerichte den Streit entscheiden. Einen Termin gibt es noch nicht. Die Stadt habe sich zur Klageschrift noch nicht geäußert, sagte Werner den PNN. Der Steg steht noch. Warum sein Steg sich nicht mit der Umgebung verträgt, versteht Werner bis heute nicht – schließlich soll am nahen Plattner-Campus in absehbarer Zeit ein weiterer, deutlich längerer Bootssteg gebaut werden.

HOLZSTAPEL AM INSELHOTEL

Auch der Streit um den Holzstapel am Inselhotel Hermannswerder ist noch nicht beigelegt. Dort geht es nicht nur um einen Stapel Kaminholz, für den eine aus Sicht der Stadt notwendige Baugenehmigung fehlt, sondern auch um eine Poolabdeckung, einen Zaun um den Pool und einen Pfad zum Ufer. Zwar ist die Stadt mit ihrer Klage gegen die Berichterstattung 2017 gescheitert – das Landgericht Berlin wies die Klage ab

Im Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Potsdam steht eine Entscheidung aber noch aus, wie Hotelchef Burkhard Scholz den PNN sagte. Scholz klagt dort gegen die Verfügung der Stadt, die die Entfernung von Holzstapel, Zaun und Poolabdeckung verlangt. Der Hotelchef ist über die Entwicklung unglücklich. Der Streit sei unnötig und schade dem Hotel, weil er Kosten verursache, sagt er. 2017 habe man im Gespräch mit Mitarbeitern der Stadt eigentlich zu einem Kompromiss gefunden. Zu der angestrebten außergerichtlichen Einigung sei es dann aber nicht gekommen: Auf das schriftliche Vergleichsangebot habe sein Anwalt bis heute keine Antwort bekommen. Daher kam es zum Prozess. 

Der Hotelchef hofft auf ein Umdenken im Rathaus unter dem neuen Oberbürgermeister. „Ich bin jederzeit gesprächsbereit“, betont er. „Ich will eine saubere Lösung.“ Die Stadt äußerte sich auf eine PNN-Anfrage am Montag nicht.

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