Die Corona-Lage in Potsdam am Mittwoch: Potsdamer Kitas ab Montag wieder geöffnet
Für einen sicheren Kita-Betrieb hat das Bergmann-Klinikum für das Rathaus 20 000 Corona-Spucktests bestellt. Auch Masken sollen ausgegeben werden. Bei betroffenen Erzieher:innen und Tagesmüttern sorgt das Konzept aber noch für Skepsis
Potsdam - Die seit dem 4. Januar geschlossenen Kitas in Potsdam werden ab dem kommenden Montag wieder geöffnet. Das hat der Corona-Krisenstab im Rathaus entschieden, die Entscheidung dazu verkündete die Stadtverwaltung am Mittwochabend. Damit endet die Phase, in der nur eine Notbetreuung für Alleinerziehende und Eltern aus systemrelevanten Berufen möglich war, die immerhin aber noch knapp die Hälfte aller Kinder besuchte.
Mit der Öffnung verbunden sind zusätzliche und von der Stadt finanzierte Schutzmaßnahmen, um eine Ausbreitung des Coronavirus von vornherein einzudämmen. Dazu gehören regelmäßige Antigen-Spucktests der insgesamt etwa 2500 Mitarbeitenden, ferner sollen das Personal und Besucher:innen der Kitas eine medizinische Maske tragen. „Bei Erzieherinnen und Erziehern gilt dies für die Arbeit mit Kindern ab drei Jahren“, hieß es.
Appell: Eltern sollen Kinder möglichst zu Hause lassen
Verbunden ist die Öffnung mit einem Appell. „Wir bitten Eltern, die es einrichten können, ihre Kinder zu Hause zu betreuen“, erklärte Familiendezernentin Noosha Aubel (parteilos). In dem Fall müssen keine Kitabeiträge gezahlt werden. In dem Fall, dass in einer Kita eine hochansteckende Virusmutante nachgewiesen wird, soll diese Kita geschlossen und sämtliche Personen, die dort anwesend waren, getestet werden. „Lassen sich Infektionsketten zu anderen Einrichtungen nachweisen, werden auch die geschlossen“, so das Rathaus. Auch generell stehe die Entscheidung unter dem Vorbehalt, dass bei einer Verschärfung der Corona-Lage die Situation neu bewertet werden müsse, hieß es. Wie schnell sich die Lage ändern kann, zeigte am Mittwoch ein Bericht aus Freiburg, wo sich mehr als Kinder und Mitarbeiter angesteckt haben, auch mit einer Virus-Mutation.
Der Zickzack-Kurs sorgte für Unmut
Die Wiedereröffnung der Kitas hatte die Rathausspitze am vergangenen Freitagnachmittag noch kurzfristig absagen müssen, in der Folge hatte sich Dezernentin Aubel für das Hin und Her entschuldigt. Kommunalpolitiker wie die Potsdamer FDP-Vorsitzende Linda Teuteberg kritisierten daher ein „Kommunikations- Chaos der Verwaltungsspitze“, das Eltern und das Kita-Personal belaste. Daher war der Druck auf das Rathaus nun groß – zumal man als Begründung für die Absage erklärt hatte, mehr Schutzmaßnahmen ergreifen zu wollen.
Das hat nun in kurzer Zeit geklappt: Über das kommunale Bergmann-Klinikum habe man insgesamt 20 000 Antigen-Spucktests bestellt, hieß es. „Diese werden in den kommenden Tagen den Trägern zur Verfügung gestellt.“ Geplant sei, dass sich die Angestellten in den Kitas jeweils am Montag und Donnerstag vor Dienstbeginn testen lassen. Der Spucktest soll innerhalb von 15 Minuten ein Ergebnis liefern, dieses Verfahren verfüge laut Rathaus über eine „hohe Sensitivität und Spezifität“. Zeige sich ein positives Corona-Testergebnis sei noch zwingend ein zusätzlicher PCR-Test erforderlich – bis ein Ergebnis vorliegt, muss der oder die Betreffende dann in Quarantäne, so das Rathaus. Bezahlen will die Tests die Stadt, ebenso die Masken. Allerdings schlugen die Landtagsfraktionen von SPD, Grünen und CDU am Mittwochabend vor, solche Schnelltests brandenburgweit zu nutzen – diese sollen die Träger dann über das Land abrechnen. So würde Potsdam kostenmäßig entlastet.
Sorgen bei einer Erzieherin
Eine Wiedereröffnung der Kitas sorgt bei Betroffenen gleichwohl für Sorgen. So schrieb eine Erzieherin den PNN, sie sei regelrecht schockiert wegen der Öffnungspläne: „Ich habe Angst mich anzustecken, ich habe Angst, dass ich Familienmitglieder anstecke, die im Beruf auch mit älteren Menschen zu tun haben … Ich überlege, meinen Beruf zu wechseln.“
Zahlen lieferte dazu am Mittwoch die Fröbel-Gruppe, die in Potsdam rund ein Dutzend Kitas betreibt. Geschäftsführer Stefan Spieker erklärte in einer Mitteilung, in ganz Brandenburg seien bereits 6,7 Prozent der 770 Fröbel-Mitarbeiter:innen positiv getestet – das liegt deutlich über der Erkranktenquote der märkischen Gesamtbevölkerung von rund 2,7 Prozent und noch ohne die neue hochansteckende Virusmutante B117, die bereits im benachbarten Berlin angekommen ist. Andere Träger hätten ähnliche Zahlen, so Spieker: „Unsere Beschäftigten bezahlen auch für die Notbetreuung gerade mit ihrer Gesundheit.“ Denn zu kleinen Kindern könne man im Betreuungsalltag eben keinen Mindestabstand einhalten. Nötig sei vor allem ein schnelles Impfangebot – allerdings sind vom Bund die Erzieher:innen nur auf der dritten Stufe der Impfprioritäten eingestuft. Zu den von der Stadt geplanten Schutzmaßnahmen sagte Spieker den PNN, die Schnelltests würden am hohen Infektionsrisiko für das Personal nichts ändern: „Die Tests werden das nur schneller belegen.“ Auch Masken könnten nicht von allen Kindern und Betreuern durchgängig getragen werden. „Ein schnelles Impfangebot für Kita-Fachkräfte ist deshalb dringend nötig.“
Auch Tagesmütter werden getestet
Ebensolche Bedenken gibt es bei Kindertagesmüttern, so etwa bei Ruth Geisen. Die 43-jährige Babelsbergerin sagte den PNN, als Pflegeperson wolle sie eigentlich „gerne schreiende, Aerosole produzierende kleine Rotznasen auf den Arm nehmen und liebevoll trösten.“ Auch eine Maske, die sie zwar trage, sei eigentlich pädagogisch gesehen nicht das richtige Mittel: „Die Kinder müssen doch unser Gesicht sehen, unsere Mimik erkennen, unsere Lippenbewegung beim Sprechen.“ Daher müssten Menschen aus der Kindertagespflege eher als bisher vorgesehen geimpft werden.
In anderer Hinsicht sei die Lage der Tagesmütter in der Pandemie aber noch schwieriger als bei den Kitas, so Geisen. Als Soloselbstständige müsse sie selbst für Masken, Desinfektionsmittel oder Handcremes aufkommen. „Und wenn die Kinder nicht zur Notbetreuung kommen, wird uns nur ein Sockelbetrag für laufende Kosten und Lebensunterhalt bezahlt.“ Auch die Regelungen im Krankheitsfall seien ungünstig. „Im Fall einer langwierigen schweren Covid-19-Infektion würden wir wohl unseren Betrieb verlieren“, fürchtet Geisen. Auf PNN-Anfrage sagte Dezernentin Aubel, für die Kindertagesmütter wolle man auch Tests und Masken zur Verfügung stellen.
Elf weitere Todesfälle
Trotz tendenziell leicht sinkender Infektionszahlen hat die Stadt Potsdam am Mittwoch elf weitere Todesfälle in Zusammenhang mit dem Coronavirus melden müssen. Das teilte das Rathaus am Mittwochmorgen mit. Es handele sich um verzögerte Meldungen zu Todesfällen aus unterschiedlichen Senioreneinrichtungen innerhalb der vergangenen Tage, hieß es zur Begründung für die vergleichsweise hohe Zahl. Bisher sind damit seit Beginn der Pandemie 191 Potsdamer an oder mit Covid-19 verstorben.
Ferner wurden 21 Neuinfektionen registriert. Die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz ging von 118,1 auf 110,9 zurück. Als Ziel hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) allerdings einen Wert von unter 50 ausgegeben. Zurückgegangen ist auch die Zahl der Menschen in Quarantäne – das betrifft nun 538 Potsdamer:innen, 67 weniger als am Dienstag. Die Lage in den Potsdamer Krankenhäusern blieb in etwa konstant. Am Mittwochmorgen wurden 76 Corona-Patienten auf den Normalstationen behandelt, davon auf den Intensivstationen 23 – also jeweils ein Patient mehr.
Ärger im St. Josefs Krankenhaus über Verschiebung eines Impftermins
Das St. Josefs Krankenhaus in Potsdam spürt die Folgen der Impfmittelknappheit in Brandenburg. Denn eine für kommenden Dienstag geplante Zweitimpfung des Personals gegen Corona-Infektionen soll nun erst eine Woche später stattfinden. Damit muss das christliche Krankenhaus einmal mehr länger als das bereits zu großen Teilen durchgeimpfte Personal des kommunalen Bergmann-Klinikums warten, obwohl auch im St. Josefs diverse Covid-Patienten versorgt werden. Hintergrund für die ungleiche Behandlung ist die Impfstrategie des Landes, die zunächst Schwerpunktversorger wie das Bergmann-Klinikum berücksichtigt.
Die am Dienstagabend bekannt gewordene Verschiebung sorgt nun im St. Josefs für Ärger und Enttäuschung, wie dessen Geschäftsführer Oliver Pommerenke auf PNN-Anfrage erklärte – zumal damit nicht mehr die Vorgabe erfüllt wird, dass möglichst drei Wochen nach der ersten Impfung auch die zweite Dosis gepikst wird, sondern nun erst 28 Tage später. Insofern sei der Unmut bei den Mitarbeitenden über die bestehenden organisatorischen und logistischen Mängel nachvollziehbar, sagte Pommerenke: Man verlasse sich jetzt auf die Zusicherung des Landes, dass die Zweitimpfung dann eine Woche später beginnen kann. Auch andere Krankenhäuser im Land sind von solchen Verschiebungen betroffen.
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