Tourismus: Potsdam schwächelt beim Online-Marketing
Das Museum Barberini wird ein Touristenmagnet für Potsdam. Doch die digitale Vermarktung hinkt hinterher. Jetzt soll das Marketing modernisiert werden.
Potsdam - Kaum zu glauben im Online-Zeitalter: Auf der offiziellen Internetseite für potenzielle Potsdam-Touristen fehlte zumindest bis Montagabend auf der Startseite jeder Hinweis darauf, dass in der Landeshauptstadt mit dem Museum Barberini in wenigen Wochen ein Kunsthaus von internationalem Rang eröffnen wird. Selbst unter der Rubrik Sehenswertes auf potsdamtourismus.de – Fehlanzeige.
Das werde sich aber noch ändern, sagte Raimund Jennert von der zuständigen Potsdam Marketing und Service GmbH (PMS) auf Nachfrage. Selbstverständlich werde man das am 23. Januar 2017 offiziell eröffnende Kunstmuseum auf der Tourismus-Seite noch gebührend „highlighten“. Es habe dazu mit dem Museum bereits Vorgespräche gegeben, so Jennert weiter.
Eine Kollegin für den Online-Bereich abgestellt
Die jetzige Leerstelle ist allerdings auch ein Symptom für ein grundsätzliches Problem der PMS, einer Tochter der kommunalen Bauholding Pro Potsdam, die seit Anfang des Jahres das Tourismusmarketing der Stadt übernommen hat und dafür maximal 950 000 Euro pro Jahr ausgeben darf. Da das Unternehmen zugleich drei Tourist-Informationen im Ganztagsbetrieb offen halten müsse, fehle es an Personal im immer wichtigeren Online-Bereich – tatsächlich sei dafür derzeit nur eine Mitarbeiterin fest abgestellt, bestätigte Jennert, der vor Journalisten am Montag auch den neuen Tourismusmarketingplan für 2017 vorstellte. Daher bestünden aktuell auch keine Möglichkeiten für die Zukunftsentwicklung im Online-Bereich – selbst im sozialen Netzwerk Facebook ist das Potsdamer Tourismusmarketing derzeit nicht vertreten, weil man dies eben nicht kontinuierlich aktualisieren könne, so der Vermarkter.
Abhilfe könnte die neue Potsdamer Tourismus-Konzeption schaffen, die im kommenden Januar den Stadtverordneten vorgestellt werden soll. Dann sollen die Kommunalpolitiker anhand mehrerer Szenarien entscheiden, inwiefern die Marketinggelder neu verteilt werden – etwa in den Online-Bereich. Der derzeit geltende Tourismus-Plan ist zehn Jahre alt – damals gab es noch keine internetfähigen Smartphones wie heute. Eine Studie im Auftrag der Stadt hatte bereits ergeben, dass Potsdam im Vergleich zu anderen Städten weniger Geld ausgibt, um Touristen zu locken – und sich andere Städte mit der Größe von Potsdam maximal zwei Touristen-Informationen leisten, um sich mehr auf Online-Marketing zu konzentrieren (PNN berichteten).
"Drei Tourist-Informationen auf Dauer geht nicht"
Jennert jedenfalls machte klar: „Drei Tourist-Informationen auf Dauer betreiben geht nicht.“ Bislang gibt es Standorte im Hauptbahnhof, am Luisenplatz und seit diesem Jahr am Alten Markt. Erwogen worden war unter anderem ein Rückzug aus dem Infobüro im Hauptbahnhof, das bislang zusammen mit der Weissen Flotte betrieben wird. Dagegen hatte vor allem die Linke protestiert. Jennert sagte, möglich sei auch, bestimmte Angebote nur noch saisonal oder zu bestimmten Öffnungszeiten anzubieten. Allerdings müsse die Stadt mehr in die Online-Vermarktung investieren: „Das Internet geht nicht mehr weg.“ Die PMS hatte die Aufgabe der Vermarktung Anfang des Jahres von der Tourismus-Marketing Brandenburg (TMB) übernommen.
Trotz des Nachholbedarfs ist zumindest das Interesse der Besucher anhaltend groß. Bis einschließlich September zählten die Statistiker 886 158 Übernachtungen – noch einmal zwei Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Dagegen seien etwa im Havelland – ein Jahr nach der Bundesgartenschau – Rückgänge von zehn Prozent und mehr zu verzeichnen. In den vergangenen Jahren hatte die Stadt immer neue Rekordzahlen in Sachen Tourismus vermelden können. Schon mehr als 20 000 Potsdamer finden laut Stadtverwaltung Beschäftigung und Einkommen im Bereich Tourismuswirtschaft.
Mit dem Barberini als neuer Sehenswürdigkeit dürften noch mehr Besucher kommen, ist sich auch Jennert sicher – mit konkreten Prognosen hielt er sich aber zurück. Man wolle das Museum aber in die von der Stadt angebotenen Gruppenreisen einbeziehen. Auch im Reiseplaner für Gruppen oder Tagungen, die bundesweit versendet werden, ist das Museum an prominenter Stelle zu finden. Jennert sagte, der große Vorteil des neuen Hauses sei es, „dass ein Museum dieses Kalibers jahreszeitunabhängig funktioniert“. So habe Potsdam zwischen Dezember und Ostern noch Schwächen bei den Besucherzahlen, während die Hotels im Sommer schon zu über 80 Prozent ausgelastet seien.
Update 22. November: Am Dienstag war das Museum Barberini auch auf der Startseite von www.potsdamtourismus.de zu finden. Allerdings ist der Beitrag recht unaktuell, er scheint aus dem Frühjahr 2016 zu stammen.
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Potsdams Tourismusvermarktung wirkt zunehmend altbacken. Das sollte sich dringend ändern, meint PNN-Autor Henri Kramer >>
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