Touristen-Info am Hauptbahnhof: Potsdam-Besucher auf Irrwegen
Die Tourist-Info am Potsdamer Hauptbahnhof ist die bisher wichtigste in der Landeshauptstadt. Sie soll aber zum Jahresende schließen. Doch Widerstände dagegen könnten Wirkung zeigen.
Potsdam - Für die Zukunft der Touristeninformation im Potsdamer Hauptbahnhof wird es ernst. Wenn sich nicht noch kurzfristig eine Lösung findet, muss sie zum Jahresende dicht machen – und dass, obwohl der Standort in der Querspange des Hauptbahnhofs der mit Abstand am meisten frequentierte der drei Potsdamer Touristeninfos ist und der Mietvertrag sogar noch bis 2018 läuft. In der Branche sieht man die Schließungspläne kritisch und auch die Stadtpolitik hat das Thema für sich entdeckt. Es könnte noch einmal Bewegung in die Sache kommen. Oder auch nicht.
Die Schließung sieht der Wirtschaftsplan vor, den die Stadtverwaltung 2015 mit der Pro Potsdam-Tochter PMSG geschlossen hat. PMSG steht für Potsdam Marketing und Service GmbH. Die Gesellschaft ist mit dem Tourismusmarketing für Potsdam betraut und bekommt dafür einen Zuschuss von 950.000 Euro jährlich. Das Personal reicht für drei Servicepunkte nicht wirklich aus.
Eigntlich ist der Standort am Bahnhof bisher der wichtigste
Für PMSG-Chef Raimund Jennert hätte die Schließung am Hauptbahnhof zwiespältige Folgen. Einerseits könnte er die dort eingesparten Mitarbeiter in den anderen Standorten und beim Ausbau des Online-Marketings gut gebrauchen. „Personell ist es knapp. Wir müssen improvisieren“, so Jennert. Andererseits ist der Standort am Bahnhof bisher der wichtigste. Allein bis Mitte Juni hatte er fast 57.000 Besucher. 8000 davon kauften etwas, wie aus einer Antwort der Stadtverwaltung auf eine kleine Anfrage der Fraktion der Linken in der Stadtverordnetenversammlung hervorgeht.
Verglichen damit ist im Standort am Luisenplatz gleich neben der Allee nach Sanssouci wenig los. Anfang des Jahres ist der Laden von seinem Sitz in der Brandenburger Straße umgezogen. Dort gibt es jetzt Porzellan zu kaufen, neben der Eingangstür hängt ein Zettel, der auf den Umzug der Touristeninformation verweist.26.000 Besucher bewältigten bis Mitte Juni die Schnitzeljagd – obwohl es Hürden gab. So ist der neue Standort auf den Stadtplänen an den City-Toiletten nicht verzeichnet. Die Stadtpläne des Betreibers Wall AG kennen nicht mal den neuen Landtag.
Nachteile des Bahnhof-Standorts
In dessen unmittelbarer Nähe befindet sich der neue dritte Standort der Touristeninformation am Alten Markt. Keine fünf Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt in der Humboldtstraße 2 residiert er seit Mai. In den ersten sechs Wochen kamen immerhin fast 10.000 Besucher. Trotz der Zahlen: Der Standort Hauptbahnhof habe auch Nachteile, wie Jennert erklärt. Naturgemäß reise die Mehrzahl der Kunden hier mit der Bahn an. Die meisten seien Tagesbesucher, die aus Berlin kommen. Zwischen 10 und 15 Uhr brumme der Laden im Takt der S-Bahnen, so Jennert. Danach passiere kaum noch etwas. Dennoch müssen die Türen bis in den Abend offenbleiben, die Touristeninformation ist an die Öffnungszeiten der Bahnhofspassagen gebunden. Bis 20 Uhr muss geöffnet sein. In der Branche würde man ungern auf den Standort im Bahnhof verzichten. „Die Arbeit der drei Tourist-Informationen für die Potsdamer Tourismusbranche ist enorm wichtig“, sagt Mario Gericke vom Tourismusverband Potsdam. „Der wichtigste Standort ist unserer Meinung nach derzeit die Info im Hauptbahnhof.“ Allerdings wünscht auch er sich mehr Online-Marketing.
Beim Förderverein Pfingstberg ist man ebenfalls unzufrieden mit den Schließungsplänen. Bei Entscheidungen, die sich auf Leistungsträger auswirken, hätte man sich eine Einbindung im Vorfeld gewünscht. Der Verein fürchtet nun sinkende Besucherzahlen. „Wir gehen davon aus, dass viele Gäste, wenn sie einmal in der historischen Stadtmitte am Alten Markt angekommen sind, aufgrund der Attraktionen in der Innenstadt nicht mehr zu uns rausfahren werden“, so der Verein. Der Hauptbahnhof sei für Touristen ein guter Ort, eine Stadtbesichtigung zu planen und es gebe dort die besten Verbindungen mit dem ÖPNV. Es sei schwer nachvollziehbar, weshalb ausgerechnet dieser Standort geschlossen werden soll.
Vielleicht kommt es auch nicht so schlimm. Derzeit laufen Gespräche mit der Stadtverwaltung. „Eine Schließung ist nicht die einzige Option“, heißt es auf Anfrage aus der Stadtverwaltung. Es werde geprüft, ob Anpassungen im Rahmen der bestehenden Verträge möglich sind. Jennert würde das befürworten. „Fachlich ist der Standort richtig und wichtig.“ Grund dafür seien die vielen Tagesbesucher in Potsdam. Doch Jennert sind die Hände gebunden. Die PMSG ist von der Stadt in einem sogenannten Betrauungsakt beauftragt worden. Ändern – also auch ausweiten – könnten das nur die Stadtverordneten.
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