Verkleinerte Baumblüte 2020 beschlossen: Werder feiert im Frühjahr ohne großen Rummel
Keine Bühnen auf der Insel, aber kostenlose Feiern für Jugendliche: Die Werderaner Stadtverordneten haben am Donnerstagabend mehrheitlich das Konzept für die Baumblüte 2020 beschlossen
Werder (Havel) - Die Baumblüte wird in Werder (Havel) im kommenden Jahr nur im Hohen Weg und auf dem Plantagenplatz sowie in den Obstgärten der Region gefeiert. Ein entsprechendes Konzept der Stadt haben die Stadtverordneten auf ihrer von vielen Zuschauern, die zum Teil stehen mussten, besuchten Sitzung am Donnerstagabend mehrheitlich angenommen und Anträge von AfD und SPD, auch auf dem Hartplatz einen Rummel aufzubauen, abgelehnt. Als Ausgleich dafür, dass es keine Konzerte auf großen Bühnen in der Stadt geben soll, soll es an zwei Tagen kostenlose Feiern für Jugendliche auf der Bismarckhöhe geben. Ein entsprechender Antrag der Freien Bürger wurde angenommen.
SPD wollte Weinmeile Unter den Linden
Die SPD hatte während der Sitzung am Donnerstag den Änderungsantrag gestellt, dass auch auf der Straße Unter den Linden sowie auf dem Hartplatz gefeiert werden soll. "Unter den Linden könnte eine kleine Weinmeile entstehen und auf dem Hartplatz ein kleiner Rummel", so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Esther Hartwich. Man müsse einem Ausgleich zwischen dem hinbekommen, was die Stadtverwaltung vorschlage und den Interessen der Werderaner und der Obstbauern. Die AfD hatte in ihrem Änderungsantrag gleich eine Festmeile bis auf die Insel gefordert. "Die Insel gehört schließlich zu Werder", wie der Fraktionsvorsitzende Marlon Deter begründete. Mit ihrem Konzept lasse die Stadtverwaltung eine 140-jährige Tradition fallen und lade 230.000 Gäste aus. Beide Anträge wurden mehrheitlich abgelehnt. Nur der SPD-Antrag, das Sicherheitskonzept für das Fest im kommenden Jahr vom Bereich zwischen Bahnhof und Plantagenplatz bis auf die Insel auszuweiten, wurde mehrheitlich angenommen. Schließlich sollen auch im kommenden Jahr Gäste mit den Schiffen der Weissen Flotte, die dort anlegen, zum Fest kommen. Werders 1. Beigeordneter Christian Große (CDU) hatte eine Vergrößerung der Festmeile 2020 als "logistisch nicht leistbar" bezeichnet. Im nun beschlossenen "übersichtlichen Festbereich" gebe es hingegen mit den vorhandenen Ressourcen die Möglichkeit, die Sicherheit zu gewährleisten.
Wie berichtet wurde das Baumblütenfest 2020 abgesagt, da die Stadt sich nicht mit einem möglichen Betreiber einigen konnte. Als Ersatz gibt es eine "Baumblüte in Höfen und Gärten", wie die Stadt das Fest 2020 bezeichnet, dessen Grundrisse unter anderem Ende Oktober in einem Workshop gemeinsam mit Vereinen und Obstbauern erarbeitet wurden. So soll es am letzten Aprilwochenende sowie vom 1. bis zum 3. Mai auf dem Plantagenplatz kleinere Fahrgeschäfte für Familien geben, im gesamten Stadtgebiet dürfen private Obstgärten geöffnet werden. Auf die Plantagen soll es wie bisher Rundfahrten geben, für Obstwein soll ein Mindestpreis festgelegt werden. Der Hohe Weg soll bis zur Friedrichshöhe für Autofahrer gesperrt werden.
Freie Bürger hatten Sicherheitsbedenken gegen Vergrößerung
Ursprünglich hatten auch die Freien Bürger beantragt, das Fest auf den Hartplatz und die Straße Unter den Linden auszuweiten, diesen Antrag nach Gesprächen mit der Stadtverwaltung aber wieder zurückgezogen - auch, weil er laut dem Fraktionsvorsitzenden Fred Witschel ohnehin keine Mehrheit gefunden hätte. Es gebe aber auch praktische Gründe: So ist die Margarethenstraße, die in der Vergangenheit während des Festes als Umleitung bei Sperrungen der Innenstadt diente, im kommenden Frühjahr noch wegen Bauarbeiten gesperrt. Die Eisenbahnstraße bleibt die einzige Verbindung zwischen Innenstadt und Bahnhof. Wenn die geplante Festmeile erweitert würde, müssten auch mehr Menschen die Eisenbahnstraße queren, so Witschel. "Ich möchte aber, dass alle Besucher wieder heil vom Fest zurückkommen!"
Fehlende Angebote für Jugendliche wurden kritisiert
Kritik hatte es in den vergangenen Wochen von mehreren Seiten daran gegeben, dass keine Fahrgeschäfte auf dem Hartplatz mehr aufgestellt werden sollen und es für Jugendliche dadurch und durch das Wegfallen der großen Konzerte auf mehreren Festbühnen keine Angebote mehr gebe. Die Stadt hatte daraufhin eine kostenpflichtige Veranstaltung für Jugendliche auf der Bismarckhöhe vorgesehen. Auf Antrag der Freien Bürger soll es nun an zwei Tagen kostenlose Veranstaltungen auf der Bismarckhöhe speziell für Teenager geben, nur die CDU-Fraktion sprach sich dagegen aus. So warnte deren früherer Bürgermeister Werner Große, dass der Andrang auf der Bismarckhöhe während der Baumblütenwochenenden außer Kontrolle geraten könnte. Daher sollten solche Feiern lieber vor dem Fest oder im Herbst organisiert werden.
Enttäuschung bei den Obstbauern
Bei den Werderanern, die die Diskussion verfolgt hatten, überwog nach der Entscheidung der Stadtverordneten die Enttäuschung: "Wir haben lange mit allen Fraktionen geredet, da wurde uns von allen Fahrgeschäfte auf dem Hartplatz zugesichert", sagte Michael Schultz, Obstbauer und Mitglied des Fördervereins Baumblüte. Die Bauern fürchten, dass ohne die Fahrgeschäfte kaum Besucher kommen. "Für uns Bauern und andere Gewerbetreibende ist jetzt nicht klarer, was wir wo anbieten dürfen", so Schlutz. Der Wirtschaft der Stadt werde ein enormer Schaden zugefügt, Schulz sprach von einem "Armutszeugnis für den Mittelstand".
Und auch Eckhart Müller, Anwohner des Hohen Weges, kann die Entscheidung der Stadt nicht nachvollziehen. "In Werder produzieren etwa 70 Menschen Obstwein. Sollen die den im nächsten Jahr alle im Hohen Weg verkaufen?" Die geplante Festmeile zwischen Friedrichshöhe, Hohem Weg und Plantagenplatz ist etwa 1,6 Kilometer lang.
Enrico Bellin
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