Feiern in Werder (Havel): Pläne für ein geschrumpftes Baumblütenfest
Das traditionelle Baumblütenfest wird es 2020 in Werder (Havel) nicht wie gewohnt geben. Gefeiert werden soll trotzdem. Ein Überblick darüber, was Besucher erwartet und was noch strittig ist.
Werder (Havel) - Ein Baumblütenfest wie in den vergangenen Jahrzehnten soll es im nächsten Jahr in Werder (Havel) nicht geben. Dafür ist eine „Baumblüte in Höfen und Gärten geplant“, wie die Stadt das Fest 2020 offiziell nennt. Am Montagabend gab es einen ersten Workshop, an dem neben Stadtverordneten und der Bürgermeisterin auch Vertreter mehrerer Vereine und Interessengemeinschaften teilgenommen haben. Die PNN geben einen Überblick, was im Frühjahr 2020 geplant ist.
Das steht für 2020 fest
Klar ist: Im Hohen Weg und auf den Obsthöfen wird auch im nächsten Jahr die Baumblüte gefeiert. Daran lassen weder Stadt noch Obstbauern Zweifel. „Auch die Sperrung des Hohen Weges an den Wochenenden durch die Stadt wird möglich sein“, so Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) am Montagabend. Das wird das letzte Wochenende im April sowie das erste Maiwochenende inklusive dem 1. Mai betreffen. Die Obsthöfe dürfen auch an den Tagen dazwischen geöffnet sein. Die Stadt wird Saß zufolge auch als Veranstalter des Festes auftreten und mit Regiobus Details zu den Rundfahrten über die Plantagen am Obstpanoramaweg regeln. Diese am Bahnhof startenden Rundfahrten, die in den vergangenen Jahren von einigen Tausend Festbesuchern genutzt wurden, soll es auch im nächsten Jahr geben. Reinhard Schmidt vom Obst- und Gartenbauverein machte noch einmal deutlich, dass der Verein sich um die Kür der Baumblütenkönigin kümmern will. Außerdem sollen weiterhin die besten Obstweine mit der Goldenen Kruke prämiert werden. Um Jugendliche über die Folgen übermäßigen Alkoholkonsums aufzuklären, sollen zudem weiterhin Mitarbeiter von Job e.V. auf der Flaniermeile sein.
Ebenfalls geplant ist ein Festumzug mit Vereinen der Stadt, wie Klaus-Dieter Bartsch vom Stadtsportbund erklärte. Die Details zur Streckenführung müssten aber noch besprochen werden. Zudem soll es weiterhin den Baumblütenlauf im Stadtwald geben, an dem jährlich hunderte Werderaner teilgenommen haben. Auch das Hähnewettkrähen im Hohen Weg soll beibehalten werden. An Verkaufsständen im Hohen Weg sollen hauptsächlich regionale Anbieter Getränke und Essen verkaufen.
Klar ist nach bisherigem Stand aber auch: Es wird keine Bühnen und Fahrgeschäfte auf der Insel geben. Nur der Obstgarten von Frank Wache wird dort geöffnet sein. Generell wird es keine großen Bühnen mit Konzerten bekannter Bands wie in den Vorjahren geben.
Das ist möglich
Auf dem Plantagenplatz, der an den Hohen Weg angrenzt, wird es womöglich eine kleine Bühne und ein oder zwei Karussells für Kinder geben. Zwar ist auch das mit Einschränkungen verbunden, schließlich liegt der Plantagenplatz an der Eisenbahnstraße, einer der meistbefahrenen Straßen der Stadt. Auch die Hauptbushaltestelle der Innenstadt befindet sich dort. Da unter den Stadtverordneten aber ein breiter Konsens zu den Kinderkarussells und einer kleinen Bühne herrscht, ist es wahrscheinlich, dass einzelne Verkehrseinschränkungen akzeptiert werden. Bettina Lindicke von der Interessengemeinschaft Hoher Weg, ein Zusammenschluss von Obstgartenbesitzern, brachte zudem eine Kleinkunstbühne auf dem Marienberg im Hohen Weg ins Gespräch. Dafür müsste die Stadt allerdings Zuschüsse zahlen. Zudem sollen Friedrichs- und Bismarckhöhe als mögliche Standorte für einzelne Fahrgeschäfte geprüft werden.
Gemeinsam mit Regiobus soll die Stadt klären, ob die Blütenrundfahrten künftig länger als bis etwa 17.30 Uhr stattfinden können. Über die Preise der Busrundfahrten soll ebenfalls verhandelt werden: Bisher gibt es nur Tagestickets für sechs Euro pro Person. Eine Familie könne sich das nicht leisten, so Jochen Fritz vom Werderaner Biohof.
Diskutiert wurden auch ein von der Stadt vorgegebener Mindestpreis für Obstwein sowie ein verbindliches Mehrwegbechersystem. Ob beides 2020 kommt, ist aber offen.
Das ist unwahrscheinlich
Der Wunsch des Fördervereins Baumblüte, weiterhin Fahrgeschäfte auf dem Hartplatz sowie eine kleine Festmeile zwischen Hartplatz, Scala-Kino und Plantagenplatz einzurichten, wurde am Montag höchst kontrovers diskutiert.
Eine Anwohnerin fürchtete, dass es damit keinen Bruch mit dem bisherigen Fest geben würde und weiterhin eine Vielzahl Jugendlicher käme, die sich hauptsächlich betrinken würden. Evelyn Standke-Enkelmann, die Vorsitzende der Werderaner Schulkonferenz, betonte jedoch, dass auch Familien die Karussells nutzen. Laut Bürgermeisterin Saß hätte eine Nutzung des Hartplatzes für Karussells jedoch umfangreiche Sperrungen zur Folge, die etwa elf Tage andauern würden. „Das wäre wieder eine sehr große Belastung für die Anwohner.“ Vielmehr solle man prüfen, welche Aktionen für Jugendliche geschaffen werden können, die nicht während des Blütenfestes stattfinden sollten.
So geht es vorerst weiter
Die Vorschläge von Montag wurden gesammelt. Ein Koordinierungskreis aus Verwaltung, Vereinen und Einwohnern soll Lösungen zu strittigen Themen finden. Zudem können die Stadtverordneten noch Anträge zum Fest einbringen. Auf der Stadtverordnetenversammlung am 12. Dezember soll über die Eckpunkte des Festes 2020 entschieden werden.
So geht es nach 2020 weiter
Sicher scheint derzeit nur, dass die Werderaner auch ab 2021 ihren Obstwein im Frühjahr verkaufen werden. Was rund herum passiert, ist völlig offen. Mitte November soll eine Bürgerbefragung gestartet werden, deren Ergebnisse im Januar vorliegen sollen. Anschließend sind Workshops geplant. Wann das Verfahren beendet sein wird, ist laut dem zuständigen Referenten der Stadt, Linus Strothmann, nur schwer festzumachen, da das auch davon abhängt, wie widersprüchlich die Wünsche der Werderaner sind. Alle Ausgänge sind bisher denkbar: Vom kleinen Fest auf den Höfen bis zur Rückkehr zum großen Volksfest. Das könnte statt in der Innenstadt am Obstpanoramaweg gefeiert werden, was wegen nötiger Investitionen in ein Festgelände jedoch erst in einigen Jahren möglich wäre.