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Nadelöhr. Auf der Zeppelinstraße in Potsdam stehen nicht nur Autos, sondern auch Busse im Stau. In den Umlandgemeinden ist der Ärger groß.
© Andreas Klaer

Stau auf der Zeppelinstraße: Von Potsdam abgekoppelt

Werder und Schwielowsee kritisieren Potsdam scharf für die Verengung der Zeppelinstraße. Nicht nur Autofahrer leiden. Der Stau sorgt auch bei Bussen für Probleme.

Von Enrico Bellin

Werder (Havel)/Schwielowsee - Im Westen von Potsdam wächst die Wut über die am Pfingstwochenende begonnene Verengung der Zeppelinstraße. Pendler berichten den PNN von mindestens 30 Minuten zusätzlicher Fahrzeit in die Potsdamer Innenstadt. Die Busse aus Werder und Geltow brauchen „20 Minuten und mehr zusätzlich, um zum Potsdamer Hauptbahnhof zu kommen“, wie der Geschäftsführer von regiobus Potsdam Mittelmark, Hans-Jürgen Hennig, den PNN bestätigte. Landkreis und Busunternehmen hätten stets vor den Auswirkungen gewarnt. „Auf unsere letzten Einwände haben wir bis heute keine Antwort bekommen“, so Hennig.

Wie berichtet haben zu Pfingsten die Arbeiten zur Einengung der Zeppelinstraße auf eine Fahrspur pro Richtung und eine Linksabbiegespur begonnen. Die Landeshauptstadt will dadurch die Luftschadstoffwerte in der Straße absenken, die seit Jahren EU-Grenzwerte überschreiten. Der Versuch ist zunächst auf sechs Monate ausgelegt.

Autoschlangen vor Touristenunterkünften

Das Verhalten der Landeshauptstadt wird auch aus den Rathäusern in Werder und Schwielowsee kritisiert. „Die Auswirkungen für unsere Gemeinde sind katastrophal“, sagte Schwielowsees Bürgermeisterin Kerstin Hoppe (CDU). Potsdam könne seine Probleme nicht auf den Schultern der Umlandgemeinden lösen. Die Gemeinde habe zehn Jahre lang dafür gekämpft, dass Geltow staatlich anerkannter Erholungsort wird. Zwar hat sie keine Angst, dass der 2012 vergebene Titel wieder aberkannt wird. Die Touristen hätten jetzt aber Autoschlangen vor ihren Unterkünften. „Der Stau reicht in der Hauptverkehrszeit ja bis an den Kreisel hinter der Baumgartenbrücke“, so die Bürgermeisterin. Potsdam profitiere vom Umland, etwa von der Wertschöpfung, die mittelmärkische Arbeitskräfte in der Landeshauptstadt erbringen. Statt den Stau nach Geltow zu verlagern, solle man gemeinsam an Verkehrslösungen arbeiten, die durch Bundes- und Landesmittel finanziert werden könnten.

In einer Sitzung mit den Werderaner Stadtverordneten in der vergangenen Woche hatte selbst der Abteilungsleiter Verkehr des brandenburgischen Verkehrsministeriums, Egbert Neumann, das Verhalten Potsdams kritisiert. Zwar sei nachvollziehbar, dass die Landeshauptstadt die Schadstoffe auf der B1 begrenzen will, es fehle aber bei dem Thema an einer „Kommunikation auf Augenhöhe mit Partnern und Nachbarn“. Moderationsangebote des Ministeriums seien ausgeschlagen worden.

Werder bietet Gespräche an

Auch die Stadt Werder hat Potsdam erneut Gespräche zur Schadstoffentlastung in der Zeppelinstraße angeboten, wie Werders 1. Beigeordneter Christian Große (CDU) den PNN sagte. Eine Verbesserung der Luftwerte in der Zeppelinstraße könne nur durch ein gemeinsames Maßnahmenpaket aller Beteiligten erreicht werden. „Das Pfingsten begonnene Experiment am Bürger ist, wie sich schon nach den ersten Tagen zeigt, vermutlich zum Scheitern verurteilt“, so Große.

Offensiv sei aus dem Potsdamer Rathaus kommuniziert worden, dass mit der probeweisen Einengung der Zeppelinstraße jedes fünfte Auto aus der Stadt ausgesperrt werden solle. „Bis heute unbeantwortet ist unsere Frage geblieben, wie das mit diesem Versuch funktionieren soll und wie diese Nutzer von täglich 5000 Kraftfahrzeugen denn ihre Ziele anders erreichen sollen“, so Große. Insbesondere fehle die Busspur von der Pirschheide nach Geltow und der Radschnellweg nach Potsdam. Der von der Potsdamer Verwaltung als Alternative zum Auto genannte Umsteigepunkt in der Pirschheide sei nicht erreichbar, da der Stau schon weit vorher beginne.

Große betonte, dass die Stadt und der Landkreis bereits mehr Geld ausgeben, um mehr Busse nach Potsdam zu schicken. Der Nahverkehr könne aber nur eine Alternative sein, wenn die Busse nicht weit vor der Potsdamer Stadtgrenze im Stau stehen würden.

Mehr Busse und Fahrer nötig

Laut regiobus-Chef Hans-Jürgen Hennig gibt es durch den Stau inzwischen erhebliche Probleme. Wenn die Busse mit großer Verspätung den Potsdamer Hauptbahnhof erreichen, können sie ihn auch nicht pünktlich wieder verlassen. Um den Fahrplan während des Verengungsversuches einhalten zu können, müsste man deshalb eigentlich mehr Busse und Fahrer einsetzen. „Das würde aber einen sechsstelligen Betrag kosten, das Geld haben wir nicht eingeplant“, so Hennig.

Im Potsdamer Rathaus kann man die Kritik nicht verstehen: In der Arbeitsgruppe Verkehr, in der auch Werder und Schwielowsee vertreten sind, habe man immer wieder über das jetzt umgesetzte Konzept informiert, wie eine Stadtsprecherin den PNN sagte. Auch würde bald noch einmal mit den Verantwortlichen gesprochen. Zur Verengung der Zeppelinstraße gebe es aber keine Alternative.

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