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Nächste Station Stahnsdorf. Eine Verlängerung der S-Bahn von Teltow nach Stahnsdorf wird wieder geprüft.
© PNN

Brandenburg prüft S-Bahn-Strecke nach Stahnsdorf: S-Bahn-Verlängerung nach Stahnsdorf ist „nicht mehr tot“

Nächste Station Stahnsdorf. Brandenburgs rot-rote Landesregierung denkt wegen wachsender Einwohnerzahlen im Speckgürtel wieder ernsthaft über eine S-Bahnverlängerung von Teltow nach Stahnsdorf nach. Im Bundesverkehrsministerium findet man das gut.

Teltow - Nach dem Schwenk des brandenburgischen Infrastrukturministeriums und der SPD-Landtagsfraktion in der Förderpolitik für die wachsenden Speckgürtelgemeinden wächst die Hoffnung, dass die S-Bahn-Linie von Teltow doch noch nach Stahnsdorf verlängert werden kann. Der Teltower Landtagsabgeordnete Sören Kosanke (SPD) sprach am gestrigen Freitag von einer „echten Kehrtwende“. In den Jahren zuvor hätten Landesregierung und SPD vermittelt, dass es die Verlängerung „nie im Leben“ geben werde. Nun habe die Landesregierung zumindest die Absicht, eine Verlängerung der S-Bahn nach Stahnsdorf zu prüfen.

„Jetzt ist noch nicht der Punkt, zu tanzen und Wein einzuschenken, aber es gibt kein absolutes Nein mehr für das Projekt“, sagte Kosanke gegenüber den PNN. Das sei Anlass für „verhaltenen Optimismus“. Es wäre zwar fahrlässig, zu sagen, dass die neue S-Bahn-Strecke nach Stahnsdorf jetzt kommt, „aber es gibt eine Bewegung, die Strecke ist nicht mehr tot“. Das sei mehr als bisher.

STREIT UM LANDESFÖRDERUNG IM SPECKGÜRTEL

Nicht allen gefällt der Paradigmenwechsel von SPD und Landesregierung zugunsten der wachsenden Speckgürtel-Kommunen. Warum Brandenburgs Finanzminister Görke (Linke) vor einer Vorfestlegung warnt, die Linke Bedenken hat und die CDU der SPD die Entvölkerung der Peripherie vorwirft lesen Sie HIER

Die neue Haltung der Landesregierung sei ein großer Schritt in die richtige Richtung. Die in den vergangenen Jahren enorm gewachsene Region Teltow-Kleinmachnow-Stahnsdorf habe mit „Erklärungen und beim Ausräumen von Missverständnissen“ eine Menge erreicht und zum Umdenken beigetragen, erklärte der Landtagsabgeordnete. „Ich bin stolz, dass wir das erreicht haben.“ Das Land würde die Verlängerung nicht prüfen, wenn es nicht im Blick hätte, „dass man es dann auch tun muss“. Die Überprüfung beinhalte die Möglichkeit, dass die Verlängerung dann auch tatsächlich umgesetzt wird.

Wie berichtet hatte Brandenburgs Landesregierung in dieser Woche erstmals Handlungsbedarf in den Speckgürtel-Kommunen rund um Berlin eingeräumt. Infrastrukturstaatssekretärin Katrin Lange sagte nach einem Gespräch mit Bürgermeistern von 30 Städten und Gemeinden aus dem Berliner Umland mit stark steigenden Wohn- und Mietpreisen, das Ministerium wolle den Ausbau dieser rasant wachsenden Kommunen besser steuern und unterstützen. Auch der SPD-Landtagsfraktionschef Klaus Ness zeigte sich offen für einen Paradigmenwechsel in der Landesförderung zugunsten des Speckgürtels.

Die S-Bahn als Symbol für die neue Förderpolitik

Kosanke sagte den PNN, die S-Bahn-Verlängerung nach Stahnsdorf sei das Symbol für die neue Haltung der Landespolitik. Die Schwierigkeiten der wachsenden Kommunen beim Ausbau von Schulen, Kindertagesstätten und Verkehrsinfrastruktur seien keine Luxusprobleme. „Die Politik ist kein Hauruckgeschäft, sie ist ein langsamer Dampfer. Wenn er aber umjustiert wird und jetzt stärker die Probleme des Speckgürtels in den Blick nimmt, fährt er unaufhaltsam.“

Zur Finanzierung der S-Bahn-Trasse sagte Kosanke: „Es gibt für alles Fördertöpfe. Es wird sich ein Mix finden.“ Die Baukosten werden auf 40 Millionen Euro geschätzt. Schwieriger als der Bau sei die Finanzierung des laufenden Betriebs der S-Bahn-Verbindung im Zehn-Minuten-Takt. Insgesamt sei bei einer verstärkten Förderung für das Berliner Umland durchaus mit Verteilungskämpfen im Speckgürtel zu rechnen, so Kosanke.

Die gesamt Region fordert den Ausbau

In der Region sind sich sämtliche politischen Kräfte seit Jahren einig, dass die S-Bahn-Verlängerung zum Stahnsdorfer Gewerbegebiet das wichtigste Mittel gegen den drohenden Verkehrsinfarkt ist. Kosanke selbst hatte sich mit dieser Überzeugung immer wieder auch gegen die Landesregierung gestellt und bei der eigenen Partei Ärger eingehandelt.

Auch die CDU stand geschlossen hinter dem Projekt. Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium, die Potsdamer CDU-Politikerin Katherina Reiche, begrüßte gestern, dass ein Umdenken einsetzt. „Die CDU sagt seit Längerem, dass Investitionen in die Infrastruktur des Speckgürtels notwendig sind, damit er als Wohn- und Wirtschaftsstandort attraktiv bleibt.“

Sie würde es begrüßen, wenn die Landesregierung den Worten nun auch konkrete Planungen und einen Projektantrag für 2016 folgen lassen würde. „Es ist überhaupt nicht aussichtslos, für ein solches Projekt Fördermittel beim Bund zu beantragen“, sagte Reiche.

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