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Potsdam-Mittelmark: Ein Problem namens Vogelsänger

Podiumsdiskussion zur Landtagwahl: Alle Kandidaten wollen den S-Bahn-Ringschluss nach Stahnsdorf

Stahnsdorf - Nur Verkehrsminister Jörg Vogelsänger (SPD) ist dagegen. Sonst würde es den S-Bahn-Ringschluss in der Region Teltow lange geben. Dieser Eindruck konnte bei einer Podiumsdiskussion am Montagabend im Stahnsdorfer Rathaus entstehen. Fahrgastverbände und die Gemeinde hatten sämtliche Direktkandidaten für die Landtagswahl am 14. September eingeladen. Knackiges Motto der Runde: „Schiene in TKS!“ – also in Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf. Einhellig waren Kandidaten und Gäste der Meinung: Die S-Bahn muss nach Stahnsdorf kommen. Und zwar bald.

Zwischen Begrifflichkeiten wie Friedhofsbahn, Stammbahn und Ringschluss umherzuschalten, war für die etwa 60 Veranstaltungsgäste und die gut vorbereiteten Landtagskandidaten kein Problem. Die Friedhofsbahn war noch bis 1961 eine Zugverbindung zwischen Stahnsdorfer Südwestkirchhof, Dreilinden und Wannsee. Mit der Stammbahn konnte man bis zum Mauerbau zwischen Zehlendorf, Düppel und Griebnitzsee verkehren. FDP-Kandidat Hans-Peter Goetz erinnerte daran, dass die Reaktivierung dieser Strecken ein Versprechen aus dem deutschen Einigungsvertrag ist.

Heute gibt es andere Prioritäten: Alle Kandidaten sprachen sich dafür aus, zunächst das Stahnsdorfer Gewerbegebiet an den Teltower S-Bahnhof anzuschließen, wenn mit dem S-Bahnausbau begonnen wird. Der Streckenabschnitt koste um die 40 Millionen Euro und genieße die größte Akzeptanz in der Bevölkerung, wie SPD-Kandidat Sören Kosanke betonte, der anderer Meinung als sein Parteifreund Vogelsänger ist. Zudem sei das meiste Fahrgastpotenzial zu erwarten. Der weitere Ringschluss bis Wannsee ist zwar allgemeiner Wunsch und Wille, Grünen-Kandidat Thomas Michel warnte aber, dass er angesichts der nahen Wohnhäuser an der Trasse schwierig werden könnte.

Auch der Kandidat der Linken, Konstantin Gräfe, favorisierte eine Verbindung von Stahnsdorf zur S 25. Man sollte vor einem endgültigen Votum aber die Machbarkeitsstudie abwarten, die die TKS-Kommunen derzeit vorbereiten. Zahlen aus früheren Landesstudien sind nicht nur aus Gräfes Sicht veraltet. Aus der neuen Studie erhofft man sich aktuellere Aussagen zur Wirtschaftlichkeit und darüber, welche der zur Rede stehenden Strecken den größten Gewinn für Pendler bringt. Daniel Mühlner, Kandidat der CDU, stellte fest, dass erst mal die Blockadehaltung der Landesregierung zu brechen sei, wenn man eine S-Bahnanbindung durchsetzen will. Das neue TKS-Buskonzept sei eine Mängelverwaltung, das Land dürfe sich deshalb nicht aus der Verantwortung für eine Wachstumsregion stehlen. FDP-Mann Goetz formulierte es wahlkämpferisch: „Wenn Herr Vogelsänger sagt, dass mit ihm keine S-Bahn zu machen ist, dann brauchen wir eben einen neuen Infrastrukturminister.“

Bleibt die Frage nach der Finanzierung: Antje Aurich-Haider von der BVB/Freie Wähler verwies auf die Milliarden, die für den Großflughafen verpulvert werden. Eine dritte oder vierte Startbahn werde nicht gebraucht, so AfD-Mann Klaus Morian vorausschauend. Piratin Jeannette Paech forderte einen Baustopp für den BER und zitierte das Volk der Dakota: „Wenn dein Pferd tot ist, steig ab.“

Das sah SPD-Mann Kosanke freilich anders, wobei auch er „bittere Wahrheiten“ für die nächste Wahlperiode ankündigte: „Wir müssen uns davon verabschieden, in der Prignitz und der Uckermark heiße Luft durch die Gegend zu fahren.“ Es gebe wachsende Regionen und Gegenden, wo immer weniger Menschen lebten. „Die Frage ist, wie wir Mittel von außen nach innen geschichtet bekommen, ohne jemanden abzuhängen.“ Die zu beantworten, habe die Landesregierung ja fünf Jahre Zeit gehabt, konterte Daniel Mühlner. Konstantin Gräfe spielte den Ball weiter an den Bund, der die Regionalisierungsmittel für den Schienenverkehr kürzen wolle und andererseits nach wie vor auf den Bau neuer Autobahnabschnitte setze – obwohl sich das gute Straßennetz schon jetzt kaum erhalten lasse. Gräfe: „Da lässt sich dann bei jedem neuen Autobahnabschnitt ein schönes Foto mit dem Minister machen.“ Dazu Kosanke: „Das ginge mit einem S-Bahnhof in Stahnsdorf auch.“ Henry Klix

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