Arbeitsmarkt in Potsdam-Mittelmark: Rekord bei offenen Lehrstellen
Die Arbeitslosigkeit im Landkreis bleibt auf einem Rekordtief. Und Jugendliche, die noch einen Ausbildungsplatz suchen, haben so viel Auswahl wie noch nie.
Teltow - Jugendliche, die kurz vor dem Beginn des neuen Ausbildungsjahres am Samstag noch keinen Vertrag haben, haben die Wahl: Für jeden noch nicht vermittelten Bewerber gibt es derzeit 2,4 offene Stellen, wie die Vorsitzende der Potsdamer Agentur für Arbeit, Ramona Schröder, am Donnerstag bei der Vorstellung der aktuellen Arbeitsmarktzahlen bei der Teltower Baufirma TRP sagte. "Das ist ein Rekord. Im Vorjahr gab es in der Mittelmark noch zwei offene Stellen pro Bewerber", so Schröder. Im gesamten Landkreis sind derzeit 382 Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet, elf Prozent weniger als vor einem Jahr. Auch in der Gesamtbevölkerung hat die Arbeitslosigkeit abgenommen: Mit 4,1 Prozent lag sie zwar um 0,1 Prozentpunkte über dem Juliwert, im Vergleich zum August 2017 sind derzeit mit 4780 Mittelmärkern aber 500 Menschen weniger arbeitslos gemeldet.
Jugendliche pendeln täglich in die Mittelmark
Durch die Lage auf dem Arbeitsmarkt und gute Leistungen in der Schule konnten sich auch Lara Steinfelder und Niklas Bräkow ihre Ausbildungsplätze aussuchen. Die beiden 17-Jährigen gehören zu den zehn Jugendlichen, die bei der Tiefbaufirma TRP in der Stahnsdorfer Straße in diesem Jahr ihre Ausbildung beginnen. "Ich hätte auch zur Firma Strabag gehen können, aber die TRP hat einen guten Ruf und ich wollte zu einem kleineren Unternehmen, wo der Zusammenhalt größer ist", sagt Niklas Bräkow, der Rohrleitungsbauer werden will und täglich aus Brandenburg/Havel pendelt. Bei der TRP sind derzeit 230 Mitarbeiter und 23 Azubis beschäftigt. Auch Lara Steinfelder, die sich zur Industriekauffrau ausbilden lässt, habe sich wegen dem guten Ruf der Firma für die Ausbildung in Teltow entschieden. Sie wohnt in Babelsberg und pendelt ebenfalls täglich in die Mittelmark.
Als Firma müsse man inzwischen einiges bieten, um Auszubildende für sich begeistern zu können, sagt TRP-Geschäftsführer Uwe Langleist. "Wir nehmen seit Jahren an Ausbildungsmessen wie in Teltow teil und sind bei Berufsorientierungen an der Kleinmachnower Gesamtschule dabei, mit der wir kooperieren." Zudem müssten die Mitarbeiter nicht mehr selbstständig zu Baustellen fahren, sondern würden vor der Haustür abgeholt. Auch Weiterbildungsprogramme gebe es in der Firma, etwa zum Facharbeiter oder zum Bauleiter. "Wir haben eine Facharbeiterquote von nahezu 100 Prozent im Unternehmen", so Langleist.
Auf die Stellen bei der TRP haben sich Personalleiterin Margitta Hering zufolge etwa 30 Jugendliche beworben, nur elf davon seien aber in die Auswahl gekommen. "Der Rest hatte im Halbjahreszeugnis unentschuldigte Fehltage oder hat nicht unseren Leistungsansprüchen genügt, obwohl wir das Niveau schon abgesenkt haben." Dabei komme es nicht nur auf die Schulnoten an, auch einen Probearbeitstag würden die Bewerber in der Firma durchlaufen.
Die Löhne sind um acht Prozent gestiegen
Wer wie Lara oder Niklas genommen wurde, kann jedoch beruhigt in die Zukunft schauen: Der Kampf um Arbeitskräfte in der Baubranche ist Geschäftsführer Langleist zufolge so hoch wie noch nie. "Allein in diesem Jahr sind unsere Löhne im Schnitt um acht Prozent gestiegen." Für den Betrieb mache das jährlich eine halbe Million Euro mehr an Lohnkosten aus. Zwar sah der Tarifabschluss eine Erhöhung von 6,6 Prozent vor, doch da Konkurrenten immer mehr Mitarbeiter abwerben wollten, habe man die Löhne noch weiter anheben müssen. Im Durchschnitt verdiene ein Facharbeiter pro Stunde derzeit 14,50 Euro, wenn er auf Baustellen in Brandenburg tätig ist. Wenn die Mitarbeiter in Berlin tätig sind, seien es mehr als 15 Euro, da dort höhere Tarife gelten. Die TRP hat auch eine Niederlassung in Berlin und ist auf Baustellen im Umkreis von 50 Kilometern tätig.
Diese Tarifdifferenz zwischen Brandenburg und Berlin wirke sich immer stärker zu Ungunsten der Mark aus, sagt Ramona Schröder. Viele Angestellte würden lieber für mehr Lohn nach Berlin pendeln. "Ich wünsche mir endlich eine Tarifangleichung", so die Agenturvorsitzende.
Schröder zufolge haben sich in diesem Jahr etwa vier Prozent mehr Schüler für eine Ausbildung gemeldet, anstatt das Abitur zu machen oder ein Studium zu beginnen. Sie hofft, dass dieser Trend anhält. "Die Zukunft sieht für junge Menschen nach einer Ausbildung oft besser aus, als nach einem Studium." Die Ausbildungsberufe würden immer anspruchsvoller, qualifizierte Mitarbeiter könnten sich ihren Arbeitsplatz oft aussuchen. Und während die Azubis in der Baubranche im ersten Lehrjahr noch ein Monatsgehalt von 675 Euro erhalten, sind es im dritten Lehrjahr immerhin schon 1130 Euro brutto.